061 - Medusas steinerne Mörder
dich besucht.«
»Ich
habe von alledem nichts gemerkt. Ich habe fest geschlafen, und geträumt…« Iwan
Kunaritschew nickte. »Und deine Träume hast du beschrieben. Die Bilder wurden
immer deutlicher. Du hast im Schlaf gezielt Hinweise gegeben. Auf Orte und
Menschen… und Medusa…«
»Sven
Kermin ist ihr begegnet«, sinnierte Larry. »Er wurde zu Stein. Das
Schreckenshaupt, das damals ins Wasser fiel, lebt weiter und hat die Fähigkeit,
Menschen versteinern zu lassen. Außerdem wendet der Schlangenkopf Hypnose an…
Kermin konnte sich unter Medusas Befehl bewegen. Kermin ist offenbar nur einer
unter vielen…«
»Aufgrund
der genauen Ortsbeschreibung, die du gegeben hast, wurde Kermin inzwischen
gefunden und aus dem Fluß gezogen. Sein versteinerter Körper wurde nach
Schweden transportiert, dort unter anderem auch von PSA-Fachleuten untersucht.
Kermin ist tot, sein Geist hat sich aus dem Jenseits gemeldet, wie inzwischen
einwandfrei feststeht. Seine Seele sehnt sich nach Ruhe. Der Versteinerte wurde
inzwischen in geweihte Erde gelegt. Ob er nun Ruhe gefunden hat oder sich beim
nächsten Versuch, den Daisy Mallot, diesmal für die PSA, durchführen wird, erneut
meldet, weiß kein Mensch. Was wir mit Bestimmtheit wissen, ist, daß Medusa
offensichtlich einen Weg gefunden hat, zu entkommen und sich neue Opfer zu
schaffen. Sven Kermins steinerner Körper wurde in der Nähe von Reghin gefunden.
Zur gleichen Zeit erreichte eine seltsame Meldung den Polizeiposten von Praid.
Unweit der Stelle, wo der Muresul entspringt, er kommt aus den Karpaten,
entdeckte ein Bauer aus einem Bergdorf eine steinerne Statue, die am Flußufer
stand. Die Polizei von Praid nahm sich der Sache an und machte eine in der Tat
seltsame Entdeckung. Nur wenige Meter von dem Fundort entfernt stieß sie auf
ein halbfertig errichtetes Zelt und einen Range Rover, der offenbar von zwei
jungen Männern benutzt wurde. Man hat Papiere gefunden, die auf den Namen Fred
Ainsly und Bob Gattern ausgestellt sind. Von den beiden fehlt bisher jede Spur,
wenn man von der absieht, daß die Statue am Flußufer frappierende Ähnlichkeit
mit Bob Gattern hat.«
»Auch
er hat das Schreckenshaupt gesehen«, stieß Larry hervor. »Unser geheimnisvoller
Chef, X-RAY-1, scheint der gleichen Meinung gewesen zu sein, denn es kam mit
der Meldung über den Fund aus Praid noch etwas hinzu. Aus dem kleinen
Karpatendorf Skotje sind innerhalb einer Woche drei junge Frauen verschwunden.
Die Angst, daß eine alte Gefahr, die man längst vergessen glaubte, wieder
auflebt, ist groß unter der abergläubischen Bevölkerung. Es ist von Dracula die
Rede, der wieder umgehen soll.«
»Jetzt
verstehe ich überhaupt nichts mehr«, schüttelte Larry Brent den Kopf. »Ich gebe
euch im Schlaf Hinweise auf Medusa und deren Aktivitäten und dann kommt, in der
gleichen Gegend, angeblich auch noch Dracula ins Spiel…«
»Es
kann sich nur um seinen Geist handeln«, berichtigte sich Iwan. »Denn
schließlich hat die PSA dem König der Vampire ein Ende gesetzt…«
»Medusa
ist also in Transsylvanien«, überlegte X-RAY-3 und warf die Decke zurück. »He,
Towarischtsch!« rief der Freund und sprang auf. »Was ist denn in dich gefahren?
Rein ins Bett… du hast noch mindestens eine Woche Schonung.«
»Und
wer sagt das?«
»Anordnung
von oben.«
»Ich
hab lange genug geschlafen und nehme an, daß du nur auf mein Erwachen gewartet
hast, um mich mitzunehmen.«
»Irrtum!
Ich bin gekommen, um einen letzten Blick auf dich zu werfen, ehe meine Maschine
fliegt. Ich bin nach Bukarest abkommandiert. Von da aus geht’s dann weiter mit
dem Hubschrauber, der mich rund fünfhundert Kilometer ins Landesinnere
befördert. Nach Praid. Dort soll ich Einsicht in die Akten nehmen und mit den
verantwortlichen Behörden zusammenarbeiten. Außerdem soll ich Morna treffen…«
Larry blickte auf. »Ist sie denn…«
»Sie
ist in Skotje, jenem Bergdorf, das schon zu Draculas Zeiten von besonderem
Interesse für den Blutsauger war.«
Larry
Brent riß sich das knöchellange Nachthemd, in das man ihn gesteckt hatte, vom
Leib und schlüpfte in seine Hose. »Ich fühl mich prächtig, Brüderchen… Ich
nehme an, daß in der Maschine, mit der du nach Bukarest fliegst, noch ein Platz
frei ist. Wenn nicht, flieg ich im Frachtraum mit oder setze mich einer
Stewardeß auf den Schoß.«
»X-RAY-1
hatte recht«, seufzte Iwan Kunaritschew und zog die Brieftasche aus dem
Jackett. »Womit?«
»Er
meinte, immer dann, wenn es
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