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0610 - Die Macht der Schlange

0610 - Die Macht der Schlange

Titel: 0610 - Die Macht der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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und schob ihn durch die Tür, die sie hinter sich wieder schloß.
    »… zum Augenauskratzen übergehen«, bestimmte sie und krümmte die Finger zu Klauen, ehe sie sich auf ihn warf…
    ***
    In einem möblierten Zimmer eines Hauses in Sarasota lag ein Toter.
    Seine Hand umklammerte eine Bohrmaschine. Das Gerät lief, denn die Finger des Mannes hatten sich in Agonie um den Schalter gekrallt und waren so erstarrt.
    Vor dem Toten auf dem kleinen Tisch stand eine seltsame Schlangenskulptur. Ihre Augen leuchteten wie Rubine, obwohl sich kein Lichtstrahl in ihnen brach.
    Das permanente Brummen der im Leerlauf befindlichen Bohrmaschine machte schließlich die Vermieterin mobil. Die Mittfünfzigerin öffnete die Tür des möblierten Zimmers mit einem Nachschlüssel.
    Zwei andere Hausbewohner, die sich ebenfalls durch das Geräusch gestört fühlten, drängten sich ebenfalls ins möblierte Zimmer.
    So fanden sie den Toten.
    Sie alarmierten die Polizei. Die Beamten stellten eine Menge Fragen, der Tote wurde abtransportiert und das Zimmer durchsucht. Gut zehntausend Dollar in kleinen Scheinen wurden gefunden und beschlagnahmt, ebenso etwas mehr als ein halbes Kilo Kokain.
    »Wenigstens hat er die Miete im Voraus bezahlt«, stellte die Vermieterin fest und warf den beiden anwesenden Mietern tadelnde Blicke zu. Zumindest die junge Frau war zwei Monate im Rückstand.
    »Sie wissen verdammt genau, daß ich arbeitslos bin und keinen Job bekomme«, verteidigte sich Cora Brannigan. »Soll ich etwa auf den Strich gehen, um an Geld zu kommen?«
    »Mit Ihrem Aussehen könnten Sie da längst Millionärin sein«, stichelte Madame.
    Und fing sich dafür die erste Ohrfeige ihres Lebens.
    »Morgen ziehe ich aus!« verkündete die junge Frau. »So etwas muß ich mir nicht gefallen lassen! Oder?«
    Sie sah den anderen Mieter, einen Studenten im -zigsten Semester, auffordernd an.
    »Sicher nicht«, sagte der leise.
    »Sie können nicht ausziehen«, fuhr Madame auf. »Nicht, ehe Sie Ihre Mietschulden bezahlt haben!«
    »Ersticken Sie dran!« wünschte Cora und verschwand in ihrem Zimmer.
    Die Schlangenfigur aus dem Zimmer des toten Martinez war seltsamerweise verschwunden. Sie war schon fort gewesen, ehe die Polizei eingetroffen war…
    ***
    Mary-Ann Cantor lag in ihrem Fernsehsessel und träumte.
    Aus dem Bildschirm heraus kroch eine gefährliche, bösartige Schlange mit einem Drachenmaul. Sie begann zu wachsen und bewegte sich auf Mary-Ann zu. Aber nicht so, wie es Schlangen normalerweise tun, sie glitt geradlinig heran, als hätte sie unzählige winzige Füße an der Unterseite, auf denen sie sich vorwärtsbewegte.
    Als sie Mary-Ann erreicht hatte, war sie so groß wie ein Mensch.
    Ihr zahnbewehrtes Maul schoß vor, packte zu!
    Mary-Ann schreckte aus ihrem Schlaf empor. Der Fernseher lief immer noch. Und da war keine Riesenschlange, die sie beißen wollte. Aber ihr linkes Bein schmerzte, ohne daß sie einen Grund dafür wußte. Kopfschüttelnd erhob sie sich aus dem Sessel. Der Schmerz ließ so schnell nach, daß sie unsicher wurde, ob sie ihn überhaupt verspürt hatte.
    Selbst wenn es ein Muskelkrampf gewesen war, er wäre nicht so schnell abgeklungen.
    Wie lange hatte sie hier gelegen und geschlafen?
    So etwas war ihr ja noch nie passiert!
    Sie schaltete den Fernseher ab.
    Als sie sich umwandte, um das winzige Bad aufzusuchen, sah sie auf dem Schuhschrank die Schlangenskulptur. Die Augen leuchteten jetzt rubinrot.
    »Das ist doch völlig verrückt«, murmelte Mary-Ann.
    Entschlossen packte sie das ungeliebte Geschenk, ging zum Fenster, öffnete es und warf das verflixte Ding einfach hinaus.
    Um diese Zeit würde das verflixte Ding schon niemanden am Kopf treffen. Und wenn sich morgen früh jemand über die Scherben aufregte - denn einen Fall aus dieser Höhe würde auch die scheinbar unzerbrechliche Figur bestimmt nicht überstehen -, wäre das garantiert nur wieder Mrs. Broweston.
    Und mit der fertigzuwerden, das traute sich Mary-Ann durchaus zu.
    Sie lauschte.
    Siebzehn Stockwerke ging es aus dem Fenster nach unten in den Hinterhof des Hochhauses. Aber auch nach einer halben Minute war noch kein Aufprall aufs Pflaster zu vernehmen.
    So, als wäre die Schlange gar nicht unten angekommen.
    Mary-Ann beugte sich aus dem Fenster, konnte aber natürlich so tief unten nichts sehen.
    »Na gut, in ein paar Stunden wird’s wieder hell«, beruhigte sie sich, schloß das Fenster wieder und ging ins Bad.
    Das vertrackte Ding, das ihr einen so

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