0610 - Die Macht der Schlange
Eurer Magie, Herr.«
»Du sollst sie haben«, zischte die Stimme aus der anderen Dimension. »Wenn es gelingt, werde ich dich reich belohnen. Ein großes Land soll dir gehören. Mit allem, was darauf kreucht und fleucht.«
Der Commander zuckte mit den Schultern.
Er war nicht sicher, ob die Pläne seines Herrn funktionieren würden. Denn da waren noch andere Mächte. Mächte, mit denen man sich lieber nicht anlegte. Sein Vorgänger hatte bitteres Lehrgeld bezahlen müssen. Der Commander wollte sein Schicksal nicht teilen.
***
Gegenwart:
»Ich habe von dieser verdammten Schlange geträumt«, sagte Zamorra, als er aus dem Bad zurückkehrte und sah, daß auch Nicole inzwischen aufgewacht war.
Er küßte sie, dann begann er sich anzukleiden.
»Du auch?« fragte sie.
»Ich sah diese seltsame Skulptur riesengroß, und sie war sehr beweglich. Und ich sah eine Frau mit blutrotem Haar, die ein Opfermesser schwang und mich damit umbrachte. Dann trank diese Drachenschlange mein Blut aus dem Schädelkelch.«
»Genau den gleichen Traum hatte ich auch«, sagte Zamorra.
»Die Rothaarige lachte laut, und ich riß mir selbst das Herz aus der Brust, das sie vorher durchbohrt hatte.«
»Es verwandelte sich in eine Schlange und kroch davon«, fuhr Nicole fort.
Zamorra nickte. »Ich verwandelte mich ebenfalls. Und dann war es irgendwie vorbei.«
Nicole schüttelte den Kopf.
»Bei mir fing es dann wieder von vorn an. Und immer wieder. Ich glaube, es muß so um die sieben Mal gewesen sein, daß dieser Alptraum sich wiederholte. Ich habe versucht, aufzuwachen oder auf irgendeine andere Weise wieder ‘rauszukommen aus dem Alptraum, aber das ging nicht. Ich war in diesem schrecklichen Alptraum gefangen.«
»Sieben Mal…«, überlegte Zamorra. »Könnte sein, daß es auch bei mir so war. Mit dem ›vorbei‹ meinte ich ja auch die Traumsequenz, nicht den gesamten Alptraum. Es ist schon seltsam. Ich könnte diese Skulptur jetzt zeichnen, so deutlich hat sie sich mir eingeprägt. Ich frage mich nur, weshalb.«
»Bei mir läßt es sich damit erklären, daß ich versucht habe, der Figur nachzuspüren«, sagte Nicole. »Aber bei dir? Du hattest doch überhaupt nichts damit zu tun. Das ist schon recht seltsam, nicht wahr?«
»Fragen wir mal die anderen. Vielleicht hatten sie diesen Traum ebenfalls.«
Sie hatten!
Zumindest Rob Tendyke und die Zwillinge berichteten von diesem Alptraum, der sich auch bei ihnen ständig wiederholt hatte. Das Personal dagegen - Butler Scarth, der chinesische Koch und der Gärtner und Haustechniker George - wußten von nichts.
»Weil sie nicht über Para-Fähigkeiten verfügen«, behauptete Nicole. »Aber wir anderen sind alle paranormal begabt.«
»Aber wir beide hatten doch überhaupt keine Berührung mit dieser Drachenschlange«, widersprach Tendyke und deutete dabei auf Zamorra und sich. »Nicht einmal in der Theorie! Wieso träumen wir dann trotzdem von ihr? Das würde doch bedeuten, daß jeder, der über eine Para-Begabung verfügt oder anderweitig magisch vorbelastet ist, diesen Traum gehabt haben müßte! Habt ihr schon in Frankreich nachgefragt? Oder versucht, Ombre zu erreichen?«
Zamorra schüttelte den Kopf.
»Dann wollen wir das mal in Angriff nehmen. Vielleicht handelt es sich um ein weltweites Phänomen.«
Das schien allerdings nicht der Fall zu sein.
Keiner ihrer sonstigen Kampfgefährten, die Zamorra und Tendyke telefonisch befragten, hatte unter diesem Alptraum gelitten. Ombre war allerdings nicht erreichbar. Der Druide Gryf dagegen bot seine Hilfe an.
»Danke, aber noch wissen wir ja nicht mal, worum es geht«, meinte Tendyke. »Wir melden uns, falls wir allein nicht damit fertigwerden, okay?«
»Also beschränkt es sich auf unsere Gegend«, stellte er ein paar Minuten später fest. »Ob die Leute, denen dieser seltsame Guru die Figuren geschenkt hat, auch von dem Ding und dieser Opferzeremonie geträumt haben?«
»Können wir leider nicht prüfen, weil wir die Leute ja nicht kennen«, sagte Nicole. »Und ich fürchte, die Chance, sie noch ausfindig zu machen, haben wir vertan.«
Das Telefon schlug an.
Tendyke nahm ab.
»Hoppla, Jeronimo«, rief er. »Macht der Staatsanwalt etwa schon wieder Druck?«
Einen Moment lang lauschte er, dann gab er den Hörer weiter. »Für dich, Zamorra.«
Sheriff Bancroft war am Apparat.
»Schön, daß Sie noch im Lande sind, Dämonenkiller«, brummte er. »Kann sein, daß ich Ihre Hilfe noch mal brauche. Zumindest aber Ihren
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