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0610 - Die Macht der Schlange

0610 - Die Macht der Schlange

Titel: 0610 - Die Macht der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Stunde noch durchs Haus geisterte und Cora Brannigans Zimmertür offen vorfand.
    Ihrer Neugierde tat sie keinen Zwang an und warf einen Blick in das Zimmer. Und da sah sie die scheußliche Figur auf dem kleinen Tisch stehen. Sie runzelte die Stirn. Sie meinte, die Skulptur schon im Zimmer von Martinez gesehen zu haben.
    Aber später war sie ihr nicht mehr aufgefallen. Hatte sie sich etwa getäuscht? Oder hatte diese kleine Schlampe Brannigan das Ding einfach geklaut?
    Einen Toten bestehlen, wo gab’s denn sowas!
    Wie auch immer, diese Drachenschlange flößte ihr Unbehagen ein. »So was kommt mir nicht in mein Haus«, zischte sie, als sie ein paar Schritte vorwärts trat. Sie wollte die Skulptur an sich nehmen und dann in der Mülltonne ›entsorgen‹. Daß sie dabei gegen die Unverletzlichkeit der Wohnung verstieß, das war ihr möglicherweise nicht mal klar. Es ging ihr nur darum, ihren engstirnigen Begriffen nach für Ordnung zu sorgen.
    Außerdem schuldete diese Brannigan ihr noch Miete! Die Vermieterin durchforschte also das Zimmer, konnte aber nichts von Wert entdecken, was sie hätte ›beschlagnahmen‹ können.
    Und diese Drachenschlangen-Figur wollte sie nicht haben. Das Ding ging ihr einfach gegen den Strich. Und so nahm sie die Skulptur mit sich, um sie wegzuwerfen. Zu ihrer Überraschung trat ihr Cora Brannigan im nächsten Moment entgegen.
    Sie war nackt!
    Die Vermieterin wollte die Frau schon für ihr unmoralisches Auftreten zur Rechenschaft ziehen. Aber als die beiden sich nun gegenüberstanden, versagte ihr glatt die Stimme.
    Die Nackte griff blitzschnell zu und nahm die Skulptur an sich. Sekundenlang schienen Brannigans Augen in grellem Rubinrot aufzuleuchten, aber dann war es schon wieder vorbei.
    »Wagen Sie es nicht noch einmal, in meiner Abwesenheit dieses Zimmer zu betreten!« zischte sie wie eine angreifende Viper.
    »Zahlen Sie erst mal Ihren Mietrückstand, ehe Sie eine so große Klappe riskieren«, gab die Vermieterin bissig zurück.
    »Und so ein Dreck kommt mir nicht ins Haus, haben Sie mich verstanden?«
    »Wenn Sie keinen Dreck im Haus haben wollen, müssen Sie schon selbst ausziehen«, konterte Brannigan.
    »Und jetzt ‘raus aus meinem Zimmer.«
    Sie schob sich an der Vermieterin vorbei und drängte die Alte auf den Korridor hinaus. Die Vermieterin war zu verdutzt, um noch etwas zu sagen. Im nächsten Moment wurde ihr die Tür mit einem durchs ganze Haus hallenden Knall vor der Nase zugeschlagen. Sie hieb mit der Faust gegen das Holz.
    »Türen kann man auch leise schließen!« brüllte sie zornig.
    »Mit Ihrem Lärm wecken Sie ja das ganze Haus auf!«
    Von drinnen kam keine Antwort.
    Die Vermieterin wandte sich ab. Sie sah, daß auch die Tür des dritten Zimmers offenstand. Rasch warf sie einen kurzen Blick hinein. Klar, daß Brannigan, dieses verkommene Luder, aus dem Zimmer des Studenten gekommen war. Warum aber hatte sie die Tür offengelassen? Vielleicht, weil sie nur eben etwas holen wollte? Aber warum hatte dann der Student selbst die Tür nicht schnell geschlossen? Auf dem Boden lag ein dünnes Nachthemdchen, auf dem Tisch Verbandszeug. Die Vermieterin entsann sich, an Brannigans linkem Unterarm ein großes Mullpflaster gesehen zu haben. Und dann sah sie den Studenten. Er hatte hinter der Tür gelauert. Jetzt packte er blitzschnell zu. Auch er war nackt. Seine Hand schoß vor, hielt der Frau den Mund zu. Mit dem anderen Arm zog er sie so blitzschnell an sich, daß sie keine Chance bekam, sich zu wehren. Außerdem war sie viel zu schockiert von dem Angriff.
    Der Student öffnete den Mund.
    Entsetzt sah die Vermieterin die spitz zulaufenden Zähne, an denen Tröpfchen einer glasklaren Flüssigkeit hingen. Sie glaubte, einen Alptraum zu erleben, als der Mann sein Gesicht ihrem Hals näherte. Er selbst wies eine Schulterverletzung auf.
    Da tauchte Cora Brannigan hinter den beiden auf. Fast lautlos hatte sie ihr Zimmer wieder verlassen.
    »Es ist Verschwendung«, hörte die Vermieterin Brannigans Stimme zischen. »Sie ist zu alt. Sie bringt nicht genug Lebenskraft, ist unnütz.«
    »Wie du meinst«, sagte der Student.
    Und brach der Vermieterin das Genick!
    ***
    Monate vorher, an einem anderen Ort:
    »Wird es dir gelingen?« zischelte die Stimme, die aus einer anderen Daseinsebene kam.
    »Ich habe jetzt, was ich brauche«, erwiderte der Commander.
    »Und ich habe erstklassige Wissenschaftler… rekrutieren können. Sie werden es schaffen. Was ich benötige, ist ein wenig von

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