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0611 - Der Mondschein-Teufel

0611 - Der Mondschein-Teufel

Titel: 0611 - Der Mondschein-Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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so ganz«, erwiderte Zamorra. »Ich kenne diese Empfehlung in einem anderen Zusammenhang. Da heißt es: Tritt einen Schritt neben dich, und schon bist du… « Er verstummte.
    »Bist du was?« hakte Möbius sofort nach.
    Doch Zamorra antwortete nicht. Er mußte an die Kleinen Riesen denken. An Begegnungen, die sehr lange zurücklagen.
    Wilhelm von Helleb und die anderen, mit ihrer magischen Fähigkeit des diagonalen Zeitreisens.
    Zamorra hatte sie in der Gegenwart getroffen und war mit ihnen auf dem Kreuzzug Gottfried von Bouillons nach Jerusalem gewesen. Sie wanderten durch Zeit und Raum, aber ihre Heimat lag in einer anderen Welt, die Zamorra zwar verstand, aber niemandem erklären konnte.
    Tritt einen Schritt neben dich, und schon bist du unter uns.
    Tritt einen Schritt neben dich, und schon bist du einer von uns.
    Beides war möglich, beides war gültig, beides war richtig.
    Zamorra hatte diesen Schritt einige Male getan, um nach Helleb zu gelangen, zu den Kleinen Riesen, aber irgendwann hatte er sie dann nicht mehr dort gefunden, wo er sie einen Schritt neben sich suchte.
    Es war, als gäbe es jenen magischen Bund nicht mehr, und Zamorra hatte keine Erklärung dafür gefunden.
    Mit der Zeit hatte er die Suche dann aufgegeben. Es war vorbei, Vergangenheit. Sie mußten einen anderen Weg gegangen sein als er, ohne ihm etwas davon zu sagen.
    Und jetzt las er hier: Um diese Welt zu erreichen, mußt du zwei Schritte neben dich selbst tun.
    Zwei Schritte, nicht nur einen.
    Selenos Welt - war sie ähnlich erreichbar wie die Welt der Helleber?
    Und was war das für eine Welt, in der dieser Dämon residierte? Eine von ihm geschaffene Welt…
    Wenn Nicole dorthin entführt worden war, dann war Zamorra bereit, diese beiden Schritte zu tun!
    ***
    Janet Baker erwachte und rieb sich die Augen. »Ist ja immer noch dunkel«, murmelte sie verwundert, entdeckte dann Nicole neben sich und zuckte zusammen. »Oder schon wieder? Habe ich so lange geschlafen?«
    Nicole schüttelte den Kopf. »Ich glaube, hier wird es nie Tag. Hier herrscht ewige Nacht.«
    »Wie am Polarkreis, wo die Nacht ein halbes Jahr dauert?«
    »Schlimmer«, vermutete Nicole. »Die Betonung liegt auf ewig.«
    »Ich habe aber keine Lust, ewig in dieser Dunkelheit zu hocken«, seufzte Janet. »Es muß doch einen Weg geben, hier wieder ’rauszukommen.«
    »Den gibt es sicher«, versprach Nicole. »Wir sind hereingekommen, also können wir auch wieder hinauskommen.«
    »Ich habe stundenlang gesucht«, murmelte Janet. »Aber ich konnte diesen Weg nicht finden. Vielleicht können wir ihn selbst nicht einmal öffnen. Vielleicht kann uns nur unser Entführer wieder zurückbringen. Aber warum sollte er das tun?«
    Es war klar, daß hier nicht mit einer Lösegeldforderung gerechnet werden konnte. Der Unheimliche, der sie hierher geholt hatte, beabsichtigte nicht, sie wieder freizulassen.
    Wahrscheinlicher war, daß er sich an ihrer Angst gütlich tat und sie irgendwann ermordete, wenn er ihrer überdrüssig wurde. Sie waren für ihn Spielzeuge, mehr nicht.
    »Wer kann dieser Entführer sein?« grübelte Janet. »Wer kann sich einen Vorteil davon versprechen, mich zu entführen? Ich bin keine Person des öffentlichen Interesses, wie es so schön heißt. Ich bin auch nicht reich. Keiner aus meiner Verwandtschaft ist reich. Gut, ich habe geerbt, aber…«
    Sie sah Nicole an.
    »Das Haus«, sagte sie. »Das Haus, das ich gekauft habe. Könnte es sein, daß es darin spukt? Etwa ein Poltergeist, der keine Ruhe finden kann und nicht will, daß ich in seinem Haus wohne, das vielleicht auch seine Todesstätte ist?«
    Die Kleine bringt da einiges durcheinander, dachte Nicole, doch das war im Moment egal. Woher sollte Janet auch wissen, daß Poltergeist-Phänomene ganz andere Ursachen hatten als ruhelose Geister.
    »Es ist bestimmt etwas anderes«, sagte Nicole einfach nur.
    »Kein ruheloser Poltergeist.«
    »Aber was dann? Woher wollen Sie das überhaupt wissen?«
    »Ich sagte es schon, bevor Sie einschliefen - man hat sich über die Art Ihres Verschwindens gewundert, und ich gehöre zu denen, die sich mit so etwas befassen. Mein Begleiter und ich sind auf Phänomene dieser Art spezialisiert.«
    »Ihr Begleiter?«
    »Er ist noch drüben - hoffe ich. In der richtigen Welt. Von dort aus wird er versuchen, uns zurückzuholen. Gleichzeitig sehen wir zu, daß wir von dieser Seite her einen Weg finden. Alles in Ordnung?«
    »In Ordnung?« Janet schüttelte den Kopf. »Was soll daran in

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