0611 - Wir gegen das Einhorn-Trio
Stunde noch kommen.«
Über das Wort möglicherweise hatte er sich furchtbar aufgeregt.
Er gehörte zu den Menschen, die entweder etwas genau wissen wollten oder denen man absagte. Aber nicht dieses verdammte »möglicherweise«. Das war wie Kaugummi.
Wütend stand er auf und öffnete eine schmale Seitentür. Dahinter lag ein kleiner Raum. Er bildete Bad und Schlafzimmer in einem.
Die Dusche stand vor dem Kopfende des Feldbetts, und eine Kleiderstange hatte ebenfalls noch ihren Platz gefunden.
Er betrachtete sein Gesicht im Spiegel. Erste Falten zeichneten die Haut. Die dunklen Augen blickten noch immer wie zwei Punkte.
Strichdünne Lippen, eine hohe Stirn, das noch dunkle Haar im Bürstenschnitt.
Die Schultern waren breit und kräftig. Wenn er irgendwo am Strand oder am Pool lag, konnten manche Bodybuilder nur neidvoll schauen. Er war hart, er verließ sich auf seine Kräfte, und er war fix, was das Denken anbetraf.
Deshalb wollte es ihm auch nicht in den Sinn, daß ihm dieser Grieche über war. Nicht einmal wegen der unerlaubten Landung hatte man ihn ins Gebet genommen, und Baker kam sich vor wie ein dummer Schnösel.
»Das wird sich ändern«, sprach er seinem Spiegelbild zu. »Das wird sich, verdammt noch mal, ändern.«
Abrupt machte er kehrt und dachte daran, daß er einen Alleingang vor sich hatte. Durch nichts abgesegnet, aber auch so etwas würde er überwinden können. Früher hatten ihn derartige Jobs berühmt gemacht. Da war er als Mann bekannt gewesen, den nichts umhauen konnte. Wenn er mit dem Griechen fertig war, würde er sich um den Reporter kümmern. Auch der sollte noch sein Fett bekommen.
Die Uniform hatte er ausgezogen. Major Baker trug jetzt seine zweite Kampfkleidung, wie er zu sagen pflegte. Sie setzte sich aus Jeans, Pullover und Lederjacke zusammen. Letztere verbarg die Waffe, einen schweren Revolver der Marke Colt.
Der Grieche!
Immer wieder dachte er an ihn. Er sah Ari Leonidas aus dem Hubschrauber steigen. Jeden Schritt konnte er noch nachvollziehen. Diese verdammten, arroganten Bewegungen, der maskenhaft starre Ausdruck in dem Gesicht, all das störte ihn gewaltig, und natürlich der Mann selbst, der, so nahm Baker an, bestimmt keine reine Weste besaß. Nicht, daß er mit irgendwelchen Terroristen kooperierte, dazu war er zu stark wirtschaftlich engagiert, nein, Leute wie Leonidas besaßen internationale Beziehungen und hatten ihre wahnwitzigen Vermögen bestimmt nicht nur durch saubere Geschäfte getätigt.
So etwas war einfach nicht möglich.
Es klopfte.
Baker runzelte unwillig die Stirn. Er hatte sich ausgebeten, ihn nicht zu stören. Trotzdem rief er sein »Come in!«
Der Adjutant, ein Sergeant, Bulle genannt, betrat das Büro. Bulle gehörte zu den wilden Fightern, der besonders bei den Neuankömmlingen der Truppe wegen seiner Schleifermethoden verhaßt und der persönlich stolz auf seine Sattelnase war.
»Sir!« Bevor der Bulle noch grüßen konnte, winkte der Major ab.
»Wir sind hier nicht mehr im Dienst. Sie tragen Zivil!« Er ließ seinen Blick über die fast gleiche Kleidung gleiten, die er auch trug, »deshalb lassen Sie den Dienstrang weg. Sagen Sie einfach Baker.«
»Yes, S… okay, Mr. Baker.«
»Schließen Sie die Tür!«
Bulle tat es.
Baker hatte sich auf die Schreibtischplatte gesetzt und betrachtete den Sergeant. In dessen Gesicht regte sich nichts. Durch die Delle in seiner Nase wirkte das Gesicht des Mannes sehr flach. Die dicken Lippen waren blaß. Ebenso wie die kleinen Augen. Das fahlblonde Haar hatte der Mann nach hinten gekämmt.
»Sie wissen, worum es geht?«
»So ungefähr.«
»Das ist ein Privatjob, da können Sie aussteigen.«
»Nein.«
»Gut, dann hängen Sie drin.«
»Das weiß ich, Mr. Baker.«
Der Major lächelte, rutschte von der Kante und nickte mehrmals.
»Die ganze Sache ist so: Sie waren ja dabei, als wir die Tochter des Griechen in die Hände bekamen und ihr Vater landete. Dieser Mann ist gefährlich, Bulle. Ihn sollten wir uns näher ansehen.«
»Wann werden wir starten?«
Baker grinste. Wenn jemand so reagierte, war ihm das am liebsten.
»Am besten sofort.«
»Ich bin bereit.«
»Wunderbar. Das zweite Problem ist ein Reporter namens Bill Conolly. Ich habe über ihn recherchiert und dabei nachgedacht, wer wichtiger ist. Der Grieche oder der Reporter. Beide sind wichtig für uns, aber wir müssen Prioritäten setzen, und ich habe mich zunächst für den Griechen entschieden. Der Reporter läuft uns nicht weg. In
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