0611 - Wir gegen das Einhorn-Trio
sein.«
»Wie sieht Ihr Freund das?«
»Ziemlich gelassen.«
»Nicht leichtsinnig?«
»Nein.«
»Dann warten wir ab. Ich hoffe, daß er sich melden wird, wenn sich Leonidas mit ihm in Verbindung gesetzt hat.«
»So vernünftig wird er sein.« Sir James runzelte die Stirn und schob den Stapel Zeitungen zur Seite. Für ihn war das Thema vorläufig gestorben. »Etwas anderes«, sagte er. »Sie haben die Ikone aus Gold mitgebracht. Bleiben Sie dabei, daß Sie dieses Teil dem Abbé in Alet-les-Bains geben wollen?«
»Ja, Sir. Er soll entscheiden, ob wir es verkaufen oder nicht. Die Ikone wird uns eine große Summe Geld bringen. Sie hilft den Templern mit, unabhängig zu sein.«
Sir James nickte. »Gut, dann können Sie meinetwegen nach Frankreich fahren. Wann?«
»Vielleicht morgen. Wir haben noch einiges aufzuarbeiten. Zudem möchte ich heute hier in London bleiben. Ich werde das ungute Gefühl nicht los, daß wir noch etwas von unserem Freund Leonidas hören.«
Der Superintendent gestattete sich ein Lächeln. »Ich weiß, daß Ihre Gefühle Sie oftmals nicht getrogen haben. Und was die Anrufe aus der Presse angeht, so habe ich die Order gegeben, sämtliche Fragen abzublocken. War es in Ihrem Sinne?«
»Natürlich, was sonst?«
Suko und ich standen auf. Wir wußten, wann ein Gespräch beendet war und erklärten nur noch, daß Sir James uns im Hause finden konnte, falls etwas war.
Ich schlug nicht den direkten Weg zum Büro ein, sondern fuhr in die Unterwelt, wo sich auch die Informationszentrale befand.
Dort war ich ein ungern gesehener Gast, weil ich immer dann auftauchte, wenn es Probleme gab. Der Kollege vergaß, seinen Joghurt zu löffeln, als er mich entdeckte.
»Nein, Sinclair.«
»Doch!«
Er verdrehte die Augen. »Wer ist denn jetzt gestorben? Was sollen wir heraussuchen?«
»Nur einen Namen: Aristoteles Leonidas.«
»Klingt griechisch.«
»Ist es auch.«
»Wissen Sie mehr über den Mann? Welche Vorstrafen hat er? Auf was ist er spezialisiert?«
»Auf Oliven!«
»Hä?«
Ich weihte den Kollegen ein, der einige Male nickte und aufatmete, da ich ihn nicht vor schwer lösbare Probleme gestellt hatte. »Wollen Sie hier warten oder…«
»Ihnen ist es lieber, wenn ich verschwinde, wie?«
»Nun ja.« Der Mann setzte seine Brille auf. »Einige Kollegen bekommen Schweißausbrüche, wenn die Sie sehen. Das ist nichts gegen Sie persönlich, Sinclair, es hängt eben mit Ihrem ungewöhnlichen Job zusammen. Sie verstehen?«
»Ich warte in meinem Büro.«
»Okay, ich lasse etwas von mir hören.«
Fünf Minuten später betrat ich das Vorzimmer. Der Hut lag noch immer auf seinem Platz. Wieder überkam mich der Wunsch, ihm sozusagen schlagartig eine neue Form zu geben, ich hielt mich aber zurück. Es ist nicht gut, einen Krach mit seiner Sekretärin zu provozieren.
Glenda hatte meinen Blick trotzdem bemerkt. »Ist was?« fragte sie mit lauernder Stimme.
»Ein schönes Hütchen«, lobte ich.
»Hör auf!« drohte sie, »sonst kann es schweren Ärger mit uns beiden geben.«
»Okay, ist ja schon gut.«
Suko las die Zeitungen. »Hast du etwas herausgefunden?« fragte er, als ich in das Büro trat.
»Man ruft uns an.«
Er legte eine Zeitung zur Seite und schaute zu, wie ich Platz nahm.
»Ich glaube nicht, John, daß allzuviel dabei herauskommen wird.«
Er wedelte mit der Hand. »Ich gehe davon aus, daß Leonidas zu den Leuten gehört, die im geheimen operieren und die Macht an langen Fäden halten, ohne dabei aufzufallen.«
»Da kannst du durchaus recht haben.« Ich zeigte mit dem Mittelfinger auf ihn.
»He, was soll das? Keine Beleidigungen, bitte.«
»Ich wollte mit dem Finger auch nur etwas anderes anzeigen, Suko. Das Horn eines gewissen Fabeltieres.«
»Die Psychonauten?«
»Richtig.«
Mein Freund wiegte den Kopf. »Es will mir einfach nicht in den Schädel, daß Leonidas etwas mit dieser Gruppe von Menschen zu tun hat. Nein, daran kann ich nicht glauben.«
»Wieso nicht?«
»Weil der Grieche ein Profitmacher ist, John. Die Psychonauten sind anders. Keine Materialisten, bitte sehr. Sie haben andere Ziele, denk nur an die Cheops-Pyramide, wo wir sie trafen.«
»Ja, du hast recht. Nur gibt es überall schwarze Schafe. Leonidas könnte ihnen dank seiner Beziehungen wichtig sein. Es ist für jede Gruppe von Vorteil, wenn sie Mitglieder hat, die sich in gewissen Geschäften auskennen.«
»Wir werden es herausfinden.«
Das Telefon meldete sich. Der Kollege von der Fahndung wollte mich
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