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0611 - Wir gegen das Einhorn-Trio

0611 - Wir gegen das Einhorn-Trio

Titel: 0611 - Wir gegen das Einhorn-Trio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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und noch als Vorbild vorangehen mußte.
    So leicht gab er nicht auf!
    Und er schaffte es tatsächlich, sich auf die Füße zu stemmen. Mit der linken Hand hielt er sich fest, stützte sich an der feuchten Mauer ab und atmete keuchend.
    Durch seine verletzte rechte Schulter wühlte der Schmerz wie harte Stromstöße, dennoch mußte er laut lachen, weil er eingesehen hatte, daß ihm kaum geholfen war. Sein Lachen war Galgenhumor gewesen. Nein, er stand zwar auf den Beinen, aber er kam nicht weg.
    Das Gefängnis war optimal.
    Baker hatte seine Schwierigkeiten, nicht nur von der Physis her, auch von der Psyche, denn er fragte sich, was er erreicht hatte. Eigentlich nichts. Er steckte in der Dunkelheit fest, und ihm fiel ein Begriff ein, über den er allerdings nicht näher nachdenken konnte, weil die Stimme plötzlich von einer Lautsprecherstimme zerrissen wurde. Trotz des leichten Rauschens erkannte Baker die Stimme des Griechen wieder.
    »Na, wieder wach?«
    »Zum Teufel, Leonidas, was soll das?«
    »Ich habe Sie zu mir bringen lassen, zu einem besonderen Platz in meinem Haus, Baker. Ich weiß nicht, ob Sie wissen, daß ich mein kleines Refugium nach meiner Heimatinsel Kreta benannt hatte. Ja, ich liebe Kreta, ich liebe seine Geschichte und besonders seine Mythen und Legenden, die längst nicht alle erfunden wurden. Wissen Sie eigentlich, Major, daß auf Kreta ein König Minos geherrscht hat?«
    »Ich bin ja nicht blöd.«
    »Nein, das sind Sie nicht.« Der Grieche gestattete sich ein Lachen.
    »Darf ich mit Ihnen trotzdem über den König reden?«
    »Wenn es Ihnen Spaß macht.«
    »Ja.«
    Baker atmete tief und keuchend. Er hatte sich mit dem Rücken gegen die Mauer gelehnt und sein Gewicht nur auf der linken Seite belastet. So ließ es sich einigermaßen aushalten.
    »Es war damals so, mein lieber Baker, um Ihnen den Mythos in Erinnerung zu bringen. König Minos von Kreta war ein hervorragender Baumeister. Unter anderem legte er das berühmteste Labyrinth der Welt an, und zwar für seinen Minotaurus. Der wiederum war aus der unheiligen Verbindung zwischen seiner Frau und einem Stier hervorgegangen, also ein Monster, das in den Tiefen des Labyrinths umherirrte und begierig darauf war, junge Männer zu vernichten und sie qualvoll sterben zu lassen. Aus Athen wurden damals die jungen Männer auf die Insel geschickt, als Tribut und als Nahrung für den Minotaurus. Er lehnte Frauen ebenfalls nicht ab, er nahm also beide. Irgendwann wurde es den Athenern zuviel. Sie suchten einen Mutigen aus ihrer Mitte, der nach Kreta segeln sollte, um den Minotaurus zu erschlagen. Einfach war das nicht, aber der Mutige, er hieß Theseus, besaß die Liebe einer gewissen Ariadne, und sie ausgerechnet war die Tochter des Königs Minos.« Der Grieche lachte. »Ja, so hat das Leben schon damals meinen Vorfahren bunte Streiche gespielt. Wollen Sie weiter hören?«
    »Klar, Mann! Ich höre gerne Geschichten!« keuchte Major Baker voller Wut.
    »Gut, ich fahre fort. Aus dem Labyrinth war noch nie jemand lebend herausgekommen. Wenn ihn der Minotaurus nicht erwischt hätte, wäre der Unglückliche trotzdem gestorben. Elendig verhungert und verdurstet, denn einen Ausweg zu finden, war mehr als zufällig. Das wußte auch des Königs Töchterlein und übergab ihrem Geliebten ein Wollknäuel. Er wickelte es auf dem Weg in das Labyrinth ab, erschlug den Minotaurus und fand mit Hilfe des Garns wieder hinaus. Das ist die Geschichte in kurzen Worten. Es ist nur schade für Sie, Baker, daß Sie kein Wollknäuel besitzen.«
    »Wie toll. Und was ist mit dem Minotaurus?«
    »Den gibt es leider auch nicht.« Die Stimme des Griechen hatte einen traurigen Klang bekommen.
    »Dann kann ich mir ja gratulieren, wie?« keuchte der Major.
    »Das weiß ich auch nicht, Mr. Baker. Wie gesagt, einen Minotaurus gibt es hier unten nicht, aber ich habe meine drei Freunde in das Labyrinth gelassen. Sie wissen schon, die Einhörner, die Sie aus dem Wald kennen. Die werden Sie jagen.«
    Baker schloß die Augen. Plötzlich rann die Kraft aus seinem Körper. Die Beine gaben ihm nach, er rutschte an der Wand entlang in die Knie und spürte den heftigen Schmerz in der rechten Schulter, als er sich zu heftig bewegt hatte.
    In der Hocke blieb er, schweißüberströmt, auf den Schmerz achtend und innerlich leer.
    »He, Major, sind Sie noch da? Ja, Sie müssen da sein. Ich werde mal schauen.«
    Kaum hatte der Grieche die Worte gesprochen, als sich das unheimliche Labyrinth erhellte.

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