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0611 - Wir gegen das Einhorn-Trio

0611 - Wir gegen das Einhorn-Trio

Titel: 0611 - Wir gegen das Einhorn-Trio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Woher das Licht kam, konnte der Major nicht erkennen, aber die Strahlen waren da und verteilten sich wie eine grünlichweiße Decke über den Wirrwarr der Mauern und Gänge, aus denen das Labyrinth bestand.
    Die Mauern reichten sehr hoch. Sie berührten fast das obere Ende des unterirdischen Raumes, und es blieb leider nur ein kleiner Zwischenraum frei, durch den sich kaum jemand quetschen konnte.
    Baker nahm dies zur Kenntnis, als seine fieberkranken Blicke die Decke abtasteten. Auch das Mauerwerk schimmerte grünlich, wobei Baker beim ersten Hinsehen keine Lücke entdeckte.
    Die Tore, die Ein- und Ausgänge, mußten woanders liegen. Vielleicht gab es auch Falltüren, die zu unterirdischen Stollen führten, noch unter diesem tödlichen Irrgarten.
    War das eine Hoffnung? Würde es ihm gelingen, einen dieser Ausgänge zu finden, bevor die verdammten Einhörner kamen?
    »Oh, Sie haben sich hingesetzt, Major. Ist Ihnen nicht gut?«
    »Halt dein Maul, du Schwein!« keuchte Baker.
    »Bitte, bewahren Sie die Nerven. Ich sehe Sie, ich sehe Sie sogar sehr gut, Major.«
    »Na und?«
    »Eine Frage noch. Soll ich die Beleuchtung anlassen, oder wollen Sie lieber im Dunkeln sterben?«
    »Mach, was du willst!«
    »Okay, dann schaue ich zu! Ich darf mich jetzt schon von Ihnen verabschieden, Major! Denken Sie an meine Tochter, die im Kugelhagel starb und vom Dach stürzte. Sie gaben den Befehl, Major, Sie!«
    Voller Haß hatte der Grieche die letzten Worte hervorgestoßen, dann war von ihm nichts mehr zu hören, nicht einmal das leise Knistern in den Lautsprechern.
    Baker war allein. So verdammt allein, und er fühlte, daß die Angst sich immer mehr verstärkte. Sie machte ihn nervös, denn er hörte nichts. Kein Trappeln irgendwelcher Hufe, nein, nur diese verfluchte Stille, die ihm so endgültig vorkam.
    Der Ausgang!
    Es mußte ihn einfach geben. Baker war davon überzeugt. Wenn er hier hockenblieb und nichts tat, würde er sterben. Wenn er sich allerdings auf den Weg machte, um den Ausgang zu finden, bevor ihn die Einhörner erreichten, besaß er möglicherweise die Spur einer Chance.
    Abermals strengte es ihn gewaltig an, auf die Beine zu kommen.
    Schwindel überkam ihn. Wäre die Mauer nicht gewesen, er hätte sich nicht mehr halten können.
    So blieb er stehen, breitbeinig, schwankend und hatte das Gefühl, als würden sich die Mauern des Labyrinths zu gewaltigen Wellen verformen, die auf ihn zuglitten oder wieder von ihm wegpeitschten.
    Er stieß sich ab.
    Fast hätte er über sich selbst geweint, als er spürte, wie langsam er nur gehen konnte. Der Vergleich mit dem kleinen Kind kam ihm in den Sinn. Sein rechter Arm hing steif nach unten. Von der Schulter bis zu den Fingerspitzen war das Blut gelaufen und an zahlreichen Stellen bereits geronnen.
    Baker schaffte es nur bis zur gegenüberliegenden Mauer. Dort mußte er sich abstützen, erneut Luft holen und über einen weiteren Versuch nachdenken.
    Wohin? In welche Richtung? Gab es überhaupt Anhaltspunkte, an denen er sich orientieren konnte?
    Wahrscheinlich waren sie da. Wer ohne Wollknäuel durch dieses Labyrinth lief, mußte sie kennen, nur war er fremd, zudem bis an die Grenze des Erträglichen geschwächt. Er schleifte mit den Schuhsohlen über den rauhen Boden aus Stein und Lehm.
    Mit der linken Hand hielt er sich an der Mauer fest. Den Kopf hielt er gesenkt, er schaute vor seine Füße, als suchte er nach irgendwelchen Stolperfallen.
    Und dann hörte er etwas!
    Zuerst drang das Geräusch nur schwach in sein Bewußtsein, aber er war keiner Täuschung erlegen. Das harte Stampfen auf dem Untergrund pflanzte sich als Schallwelle fort.
    Das Einhorn kam!
    Oder waren es zwei, drei vielleicht?
    Baker fing an zu schwitzen. In der Wunde pochte es stärker. Das Licht umfloß ihn wie ein diffuser Teppich, der allerdings nicht klar war und alles verschwimmen ließ, so daß die Mauern auf Baker wirkten wie dicke Schwämme.
    Baker schlich weiter.
    Das Geräusch war verstummt. Dafür hörte er das Schleifen seiner Handfläche an der Wand. Darin hinein mischte sich sein Keuchen, und er spürte das Tränenwasser auf seinen Wangen.
    Wie lange, fragte er sich, wie lange hältst du diese verdammte Scheiße noch durch?
    Und dann war es hinter ihm!
    Eiskalt wurde es auf seinem Rücken, als die Gänsehaut dort festfror. Er wußte um die Gefahr, wollte sich aber nicht umdrehen. Das Einhorn sollte auf ihn zukommen und ihm die Waffe zwischen die Schulterblätter rammen.
    Nur passierte das nicht.

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