0611 - Wir gegen das Einhorn-Trio
»Was, zum Henker, haben Sie mit meinen Freunden angestellt, Leonidas?«
»Oh…« dehnte er, »Ihre Freunde.«
»Genau. Ich habe ihnen berichtet, wo sie mich finden können.«
Leonidas nickte und wechselte das Thema. »Die Waffen habe ich entladen und mich über die Kugeln gewundert. Es ist Silber, nicht wahr?«
»Sogar geweihtes.«
Leonidas nickte. »Wie schön. Dann habe ich ja einen besonderen Fischzug gemacht.«
»Wo sind sie?«
Der Grieche starrte Bill scharf an. »Jetzt haben Sie Angst um Ihre Freunde, wie?«
»Das gebe ich zu.«
»So hat es auch sein sollen. Auch ich hatte Angst um meine Tochter und bekam sie nicht zurück. Sie sollen das gleiche Gefühl erleben, ich werde meine Rache auskosten. Sie wollen die beiden sehen?« Er breitete die Arme aus. »Bitte, ich habe nichts dagegen. Sie sollen Ihre Freunde zu Gesicht bekommen.«
Wieder beugte er sich zur Seite und hob etwas vom Boden hoch.
Es war ein flaches Gerät. Der Grieche betätigte eine der Sensortasten.
Bill hörte ein Surren, schaute nach vorn auf die Paneelwand und bekam mit, wie sich diese, auf einer im Boden eingelassenen Schiene, zur Seite bewegte.
Sie gab den Blick frei auf sechs Monitore, die in zwei Reihen standen.
»Dort sind sie, Mr. Conolly!«
Und Bill wollte kaum glauben, was er sah…
***
Mir war übel!
Vom Magen her zog dieses Gefühl hoch, schien mich lähmen zu wollen, breitete sich in der Kehle aus und sorgte dafür, daß ich würgen mußte, ohne mich allerdings zu übergeben.
Durch die Nase atmete ich tief ein, tastete nach meinem Kopf und war froh, daß ich keine Verletzungen entdeckte. Dafür hörte ich die Stimme meines Freundes Suko.
»Gratuliere, Geisterjäger. Da hat es jemand geschafft, uns beide reinzulegen.«
»Scheint mir auch so.« Ich holte einmal tief Luft. »Weißt du eigentlich, wo wir uns befinden?«
»Nein, ich habe mich noch nicht umschauen können.«
Suko lachte leise auf. »Da ist der große Hammer über uns gekommen, John.«
»Eher die chemische Keule.«
»Auch richtig.«
»Okay, Suko, wie geht es weiter?«
»Hast du dich schon abgetastet?«
»Kaum.«
»Aber ich. Und meine Waffen fehlen.«
Ich erschrak über seine Worte, fühlte auch bei mir nach und mußte das gleiche feststellen. »Sie sind weg, Suko. Der Grieche hat sie.«
»Bis auf meinen Stab.«
»Noch Hoffnung?«
Ich hörte ihn lachen. »Wenn ich nur wüßte, wo wir stecken. Ich habe schon rundgeleuchtet und dabei etwas festgestellt, was mir gar nicht gefiel. Das scheint ein Labyrinth zu sein. Wir hocken in einem gewaltigen Irrgarten fest, wahrscheinlich unter der Erde und…«
»Der Irrgarten des Minos.«
»Was sagst du?«
»Kennst du die Geschichte vom Minotaurus und dessen König, der junge Männer und Frauen dem Monstrum opferte?«
»Ja, aber wir haben kein Knäuel wie Theseus.«
»Leider nicht.«
Ich war es leid und stemmte mich auf die Füße. Ehrlich gesagt, ich hatte schon meine Schwierigkeiten. Der Kreislauf war etwas in Mitleidenschaft gezogen worden. Schwindel hielt mich erfaßt. Ich taumelte bis gegen eine Wand, fand dort Halt und wollte ebenfalls leuchten, als etwas geschah, was dies überflüssig machte.
Die Umgebung erhellte sich.
Es war ein geheimnisvoller, grünlich-gelber Schein, der wie ein dünner Teppich floß und mich an den erinnerte, den ich von meinem letzten Fall aus der Templerschatz-Höhle her kannte. Der Schein umfloß alles. Wir sahen eine dunkle Decke über uns. Sie war bestückt mit zahlreichen kleinen Lampen, die das Licht abgaben und es auch über die zahlreichen Mauern und Gänge streuten, die zusammengenommen dieses wahnsinnige Labyrinth bildeten.
Mauern, Gänge, Böden, die Decke – alles war vorhanden, nur eben kein Ausweg.
Ich sah Suko. Ebenso wie ich lehnte er mit dem Rücken an einer Mauer und grinste mich schief an. »Willkommen bei Minotaurus«, meinte er mit Galgenhumor.
Ich winkte ab. »Laß mich lieber überlegen, wie wir hier flüchten können, Alter?«
»Das ist die Frage. Ich kann dich beruhigen. Wir sind reingekommen, wir brauchen also nur den Ausgang zu suchen. Das ist alles.«
»Wie schön.« Ich strich über mein Kinn. »Soll ich dir die Geschichte noch einmal erzählen?«
»Ich mag keine Monster mit Stierschädeln.«
»Dem Minotaurus ist noch niemand entwischt. Sollten wir tatsächlich einen Ausgang finden, so ist nicht gesagt, daß er auch offen ist. Wir können hier verhungern.«
»Das sehe ich nicht so dramatisch, John. Schließlich weiß Bill
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