Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0612 - Eine Nacht im Hexenschloß

0612 - Eine Nacht im Hexenschloß

Titel: 0612 - Eine Nacht im Hexenschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
gehört, begreifst du das? Ich bin die Herrin hier.«
    Er schüttelte den Kopf. »Das… das stand nicht in meinen Unterlagen. Dort las ich, daß dieses Schloß nicht bewohnt ist, und das mußt du mir glauben.«
    »Sie haben eben gelogen.«
    »Nein, ich…«
    »Doch, ich bin da. Ich bin zurückgekehrt. Hast du nichts über mich in den Unterlagen gefunden?«
    Er hob die Schultern, weil er zu einer Antwort nicht fähig war.
    Diese Person zog ihn voll und ganz in ihren Bann. Er konnte sich nicht wehren, er glaubte ihr alles.
    Das Feuer brannte hinter ihm. Er spürte die Wärme in seinem Rücken und stellte fest, daß es eigentlich zu warm war. Hinzu kam seine innerliche Hitze, ausgelöst durch die Anwesenheit der schönen Frau.
    »Ich bin eben anders«, erklärte sie, drehte sich und ließ sich mit einer Bewegung auf das Bett sinken, die Archer vorkam wie einstudiert. Als befände er sich bei den Dreharbeiten zu einem alten Hollywood-Schinken. Fehlte nur noch, daß sie ihm die Arme entgegenstreckte.
    Das tat sie tatsächlich…
    »Komm«, sie lockte sogar mit Worten. »Komm zu mir auf das Bett. Du weißt, was das bedeutet?«
    »Ja, ich weiß.«
    Archer kam sich vor wie in einem Traum. Es war kein böser Alptraum, er war ein Gefangener seiner eigenen Gefühle, spürte Verlangen und Warnung zugleich.
    So ging er dann auf das Bett zu. Ziemlich unsicher, vielleicht sogar etwas trottelig. Die Sohlen schleiften über den dicken Teppich; wenn er atmete, dann schnaufend.
    Das Gewand zog Orania nicht aus. Es floß über ihren Körper hinweg wie der Widerschein des Kaminfeuers. Auf dem dünnen Stoff liefen die Farben ineinander.
    Überhaupt bekam Archer den Eindruck, daß sich alles bewegte, daß alles floß, daß hier die Gesetze des Wassers galten, obwohl es nicht zu sehen war.
    Sie streckte ihm die Arme entgegen. Selbst die goldenen Reifen an den Handgelenken hatten sich verändert. Sie schienen weicher geworden zu sein und bildeten einen Teil ihrer Haut.
    Sie faßte ihn an den Händen.
    Wieder zuckte Ronald Archer zusammen, als er die Kälte an den Händen spürte.
    »Keine Sorge, mein Geliebter, keine Sorge…«
    Dem Ruck konnte er sich nicht entgegenstemmen. Orania zog ihn nach unten, direkt auf sich zu, und er fühlte sich, als hätte er Flügel bekommen.
    Nein, er flog nicht von ihr weg, er blieb auf der Person liegen.
    Durch den dünnen Stoff spürte er die Weichheit ihres Körpers. Eine Flut von Gefühlen überschwemmte ihn, und er merkte nicht, wie sie mit der freien Hand nach der Waffe auf dem Tisch tastete.
    Für Archer ging die Welt unter in einem wahren Rausch an Farben und Gefühlen. Er tauchte tief hinein in ein für ihn unbegreifliches Meer. Alles wellte, wogte, schluckte ihn, zerrte ihn hinein, immer tiefer, immer weiter weg von der Realität, so daß es nur Orania für ihn gab und er ihren Körper spürte.
    Daß sie an seiner Kleidung nestelte, bekam er ebenfalls kaum mit, aber die Kälte ihrer Hände blieb.
    Einmal sah er den bleichen Dolch!
    Da wurde er sekundenlang wieder klar, und es überkam ihn wie ein gewaltiger Schwall.
    Die Angst vor dem Tod mischte sich in die Gefühle des Wohlseins.
    Hände drehten ihn auf den Rücken. Der ungewöhnliche Nebel vor seinen Augen lichtete sich, er schaute in das Gesicht der Frau und sah, daß es sich verändert hatte.
    Es besaß zwar noch gewisse Züge von Fraulichkeit, aber die Haut wirkte so aufgeschwemmt und grünlich.
    Aus dem Mund rann etwas hervor. Dicker, algenartiger Schleim, der ihm entgegenkippte und ihn überspülte.
    Sehen konnte er nichts mehr.
    Dafür spürte er das Brennen. Es tobte in seiner Brust wie Feuer, als wollte es seinen Körper zerreißen. Er dachte an das Messer, und doch wollte er es nicht wahrhaben.
    Etwas pumpte aus seiner Brust.
    Blut? Sein Blut…?
    Es war der letzte Gedanke vor dem Tod. Ronald Archer sah auch nicht, daß Orania die Schale so hingestellt hatte, um das Blut auffangen zu können. Für ihn war auf dieser Welt kein Platz mehr…
    ***
    Unterwegs bekamen wir Nebel! Ohne Licht konnten wir auch tagsüber nicht fahren. Das schöne Novemberwetter war dahin, jetzt verhielt sich die Witterung der Jahreszeit entsprechend. Die Landschaft sah traurig aus, selbst das Grün der Weiden hatte einen bräunlichen Schimmer bekommen.
    Der Wind riß die letzten Blätter ab, die wie dunkelbraunes Papier zu Boden flatterten.
    Ich hatte hin und wieder zu Jane Collins geschaut, die kaum mit mir sprach, die Stirn in Falten gelegt hatte und über

Weitere Kostenlose Bücher