0612 - Nachts jagt die schwarze Katze
nicht dokumentierbar, und zweitens gilt Magie vor Gericht nicht als Beweis. Die einzige Chance besteht darin, Chatalya dazu zu bringen, ihre Aussage zurückzunehmen.«
»Oder sie zu töten, wenn sie eine Dämonin ist, und das Protokoll ihrer Beschuldigung so schnell verschwinden zu lassen, als habe es das Papier nie gegeben. Verdammt, das wächst uns alles über den Kopf!«
Zamorra lehnte sich zurück und hieb mit der Faust gegen das Lenkrad des Cadillac. Er erwischte den Hupring gleich mit, und ein paar Leute an der Straße drehten irritiert die Köpfe herum.
»Es kommt aber noch besser«, fuhr Nicole fort.
Zamorra verdrehte die Augen. »Als ob’s nicht reichte…«
»Der Tote im Pavillon«, sagte sie. »Er ist von einer Katze umgebracht worden!«
»Hat ihn wohl für eine Riesen-Maus gehalten«, murmelte Zamorra. »Katzen bringen keine Menschen um.«
»In diesem Fall schon. Die Spuren an der Leiche deuten darauf hin. Einen ähnlichen Fall gab’s schon am Tag zuvor. Da haben Robin und seine Leute eine tote Frau gefunden, die irgendwie mit dem deRoguette-Clan verwandt ist. Sie wurde in ihrem Auto von einer Katze getötet, auf die gleiche Weise wie der Mann hier im Pavillon. Und ich glaubte auch eine Katze durch deRoguettes Villa spuken zu sehen. Ich bin der Sache heute mit der Zeitschau nachgegangen, und siehe da, es spukte wirklich eine Katze durch die Villa. Eine hübsche, schwarze Katze. Und dieses Katzentier - ging durch Wände!«
»Ups!« machte Zamorra. »Chatalya… Chat… die Katze… ›Chatalya‹ entspräche ›alias Katze‹, wenn man es mal vom Wortklang her ganz mutig umdeutet. Sie ist also so etwas wie ein Katzenmensch?«
»Nicht Chatalya«, widersprach Nicole. »Es sei denn, sie kann in menschlicher und tierischer Gestalt zugleich an zwei Orten existieren. Die Chronologie stimmt nämlich nicht. Wir haben es mit zwei Wesen zu tun. Einer mordenden Zauberin namens Chatalya und einer mordenden schwarzen Katze.«
»Auch das wird uns kein Staatsanwalt und kein Richter abkaufen«, befürchtete Zamorra. »Müssen wir davon ausgehen, daß das gleichzeitige Auftreten von Chatalya und der Katze kein Zufall ist?«
»Da sie beide die Fähigkeit haben, feste Wände zu durchdringen - sicher. Irgendwie gehören sie zusammen.«
»Dann werden wir wohl auf die Jagd gehen müssen. Aber wie fängt man einen Dämon, der durch die Wand entschlüpft?«
Darauf konnte ihm Nicole nicht antworten…
***
Auch Joel Wisslaire ließ der Fall keine Ruhe, vielleicht deshalb, weil er nur zu gut nachempfinden konnte, wie sich sein Vorgesetzter Pierre Robin jetzt fühlte, denn Wisslaire hatte vor einiger Zeit ebenfalls seine Gefährtin durch ein dämonisches Attentat verloren.
Robin, der sich immer an sein Junggesellendasein geklammert hatte, merkte erst jetzt, wieviel er insgeheim für die Kollegin empfunden hatte. Jetzt war es zu spät, sich diese Gefühle einzugestehen.
Zusammen mit seinem Kollegen Wisslaire saß er in seinem Büro.
Auch Ted Ewigk war anwesend. Seine Freundin Carlotta befand sich wieder zu Hause in Rom.
Als Zamorra und Nicole eintrafen, sprach Ted gerade mit Wisslaire die Aktion für den kommenden Abend durch, er blickte dann aber auf und sagte: »Wir wissen jetzt, wo sich Chatalya aufhält - zumindest offiziell. Wir werden sie schon aufstöbern. Das darf natürlich keine offizielle Polizeiaktion werden, das gäbe nur unverhältnismäßigen Ärger. Aber«, er griff in seine Jackentasche und zog seinen Dhyarra-Kristall hervor, »ich denke, es wird uns gelingen, diese Chatalya zur Aufgabe zu überreden. Und zwar dergestalt, daß auch du hinterher deine Ruhe hast. Wer oder was auch immer sie ist, ich bin mit einer von ihrer Sorte schon einmal fertiggeworden, und ich werde es auch ein zweites Mal schaffen.«
»Das sieht ja so aus, als würdet ihr mir die ganze Arbeit aus der Hand nehmen«, meinte Zamorra und grinste.
»So schnell haben wir auch nicht mit dir gerechnet«, eröffnete ihm Robin. »Gaudian teilte mir zwar mit, daß man dich erst mal wieder auf freien Fuß lassen würde, aber nicht, wann. Und wir wollten keine Zeit verlieren.«
»Bleibt noch diese mordende Katze«, sagte Nicole. »Um die sollten wir uns dann wohl kümmern, ja?«
»Die Katze ist noch der große Unsicherheitsfaktor«, erklärte Ted. »Ich gehe davon aus, daß du Zamorra erzählt hast, was wir wissen. Was wir nicht wissen, ist, wo dieses Biest steckt. Mit etwas Pech werden wir es erst erfahren, wenn es schon wieder
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