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0612 - Nachts jagt die schwarze Katze

0612 - Nachts jagt die schwarze Katze

Titel: 0612 - Nachts jagt die schwarze Katze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Halsschlagader wurde aufgerissen. Es finden sich typische Klauenspuren. Die Katze hat der Frau die Kehle aufgefetzt.«
    »Ich glaub’s nicht«, murmelte Robin. »Ich glaub’s einfach nicht, liebe Leute!«
    »Wir können ja eine Wette abschließen«, bot Renoir an. »Ein gepflegtes Abendessen in Bocuses Restaurant, und der Verlierer zahlt die Rechnung.«
    »Kommt ja gar nicht in Frage! Wenn Sie an Kampfgewicht zulegen wollen, zahlen Sie lieber selbst!«
    Robin wurde schnell wieder ernst, als Jerome Vendell zu ihm trat, der Leiter der Abteilung Spurensicherung.
    »Dr. Renoir könnte recht haben, Pierre«, sagte er. »Schauen Sie sich das alles mal an.«
    »Deshalb bin ich hier«, erklärte Robin.
    Der immer etwas nachlässig gekleidete, schnauzbärtige Chefinspektor mit dem Schnauzbart und den immer etwas pfiffig wirkenden Gesichtszügen trat an den Peugeot. Man hatte die Fahrerin noch nicht aus dem Wagen herausgeholt. Die Feuerwehrleute mit dem Spezialwerkzeug warteten darauf, daß die Spurensicherer ihre Arbeit beendeten.
    Die Fahrertür war verklemmt und ließ sich ohne Hilfsmittel nicht mehr öffnen.
    Die Frau hing zurückgelehnt im Sitz, den Kopf leicht zur Seite gedreht und ihr Hals…
    Robin ersparte es sich, genauer hinzuschauen.
    »Ich stelle mir die Sache so vor«, sagte Vendell. »Die Frau ist vor den Baum gefahren. Mit mäßiger Geschwindigkeit. Ihr rechter Fuß berührt das Bremspedal. Das heißt, sie hat wohl gebremst, aber nicht sehr stark, weil es keine entsprechenden Spuren auf der Straße und der Bankette gibt. Aber der Verformung zufolge war der Wagen nicht sehr schnell. Wäre sie beim Aufprall gestorben, würde sie nach vorn gebeugt im Sicherheitsgurt hängen. Tut sie aber nicht. Sie hat sich nach dem Aufprall noch zurückgelehnt. Dann erst hat jemand die Fondtür von außen geöffnet und sie getötet.«
    »Katzen öffnen keine Autotüren«, murrte Robin.
    »Sicher nicht. Wie es zu dieser Verletzung gekommen ist, werden wir noch herausfinden. Auf jeden Fall ist es kein Unfall, sondern mit ziemlicher Sicherheit Mord.«
    »Wer hat den Fall gemeldet?«
    »Anonymer Anruf«, machte sich Wisslaire bemerkbar.
    Stirnrunzelnd wandte sich Robin zu ihm um. »Wollten Sie nicht Feierabend machen, Joel?«
    Der nickte. »Tu’ ich auch gleich. Jemand hat den Wagen gesehen und die Polizei informiert. Scheinbar kein Versuch, anzuhalten und eventuell Erste Hilfe zu leisten - was in diesem Fall allerdings sowieso zu spät gekommen wäre. Nun, leider steht der Anrufer also nicht für eine Befragung zur Verfügung. Er benutzte wohl einen öffentlichen Fernsprecher.«
    »Hätte er ein Handy benutzt, hätten wir ihn ausfindig machen können. Aber warum sollten wir es auch nur ein einziges Mal im Leben leicht haben, nicht wahr? Na schön.« Er nickte zu den Feuerwehrleuten hinüber. »Knackt den Panzer und holt sie da raus. - Oder sind Sie noch nicht fertig, Jerome?«
    Vendell zuckte mit den Schultern. »Wir werden den Wagen sowieso sicherstellen und bei uns noch einmal genau untersuchen. Die Leute können ruhig zupacken.«
    Robin wandte sich ab und ging langsam zu seinem Dienstwagen zurück. Auf gerader Straße fährt eine Frau ihr Auto langsam bremsend vor einen Baum und wird dann ermordet. Der Täter eine Katze?
    Zum Teufel, Katzen ermorden keine Menschen! Und Katzen öffnen auch keine Autotüren! Hier war doch etwas faul!
    Robin fragte sich, was tatsächlich geschehen war.
    ***
    Grüne Augen funkelten in der Nacht, leuchteten jedesmal heller, wenn das Blitzen der Blaulichter sie traf.
    Irgendwann verschwanden die Lichter. Die Autos. Die Menschen. Die Seelen.
    Aber eine Seele reichte für diese Nacht.
    Blieben noch sechs, um den alten Fluch zu lösen.
    ***
    Am Tag darauf ging der Berg wieder mal zum Propheten, der ihn mit einer Grimasse empfing, als habe er gerade in eine Zitrone gebissen.
    »Sie sind gemein zu mir, Robin. Warum gehen Sie nicht ein einziges Mal auf eine Wette ein? Ich hätte mal wieder so prachtvoll gewonnen…«
    »Eben deshalb«, knurrte der Chefinspektor. »Es war also tatsächlich eine Katze?«
    Renoir nickte. »Eindeutig. Die Katze hat die Frau umgebracht, nachdem der Unfall stattfand. Aber die Sache ist seltsam.«
    »Inwiefern?«
    »Der geringe Blutverlust, Robin. Die Wunde ist zwar schlimm, aber es ist weit weniger Blut ausgetreten, als es eigentlich hätte geschehen müssen. Das heißt, daß das Opfer nicht verblutet ist.«
    »Sondern?«
    »Daß das Herz vorher stehengeblieben sein muß.

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