0614 - Werwolf-Begräbnis
Seite. Manchmal spielte sie mit ihrer Unterlippe, schob sie vor oder zog sie zurück, als wollte sie die Luft im Lift schmecken.
Ich blieb weiterhin gelassen, auch dann, als wir in die stickige Luft der Tiefgarage traten, wo mein Dienstrover parkte. Sukos diamantschwarzen BMW sah ich nicht, mein Freund war unterwegs.
»Sie fahren einen Rover, oder?«
»Sicher.«
»Wir sind gut informiert, nicht wahr?«
Wenn sie jetzt ein Lob erwartet hätte, so hatte sie sich getäuscht.
Ich gab keinen Kommentar ab und steuerte mit zielsicheren Schritten auf den Rover zu, während die Frau an meiner Seite blieb und ich nicht einmal ihre Schritte hörte, so leise konnte sie sich bewegen.
Da war sie wie ein Phantom.
Ich blieb neben dem Fahrzeug stehen und ließ meinen Blick durch die Garage streifen.
Nichts war zu sehen, nur die abgestellten Wagen. Kein Mieter hielt sich hier auf, um sein Fahrzeug zu holen.
Raphaela stand mir gegenüber. Sie öffnete langsam ihren Mantel.
Wie aufreizend sie das tat!
Langsam schob sie die beiden Hälften auseinander. Dabei streckte sie noch ihren Körper, als wollte sie hier die große Schau abziehen.
Darauf fiel ich nicht rein, holte den Schlüssel hervor, bückte mich und vernahm ihr lautes Lachen.
Es irritierte mich. Ich schaute wieder hoch, sah das Gesicht mit dem aufgerissenen Mund, hörte auch weiterhin das Gelächter und bekam plötzlich so etwas wie eine Intuition oder Warnung zugeschickt, weil sich mein sechster Sinn meldete.
Leider zu spät.
Die Frau hatte es wunderbar geschafft, mich abzulenken oder in Sicherheit zu wiegen, denn auf einmal waren ihre Helfer da. Sie erschienen hinter mir.
Daß sie meinen Kopf nicht erwischten, hatte ich mehr einem Zufall zu verdanken, weil ich mich bewegte. So hämmerte der Schlag genau auf meine rechte Schulter.
Das reichte schon aus, um diese Seite kampfunfähig zu machen.
Jedenfalls konnte ich meine Waffe nicht mehr ziehen. Ich stützte mich mit der Linken auf dem Wagendach ab und keilte heftig nach hinten aus.
Mein Absatz erwischte eine harte Stelle. Dem dumpfen Aufprall folgte ein Schmerzlaut. Bestimmt hatte ich ein Schienbein erwischt.
Ich fuhr auf der Stelle herum und riß dabei beide Arme in die Höhe.
Eine Schutzbewegung, die sich auszahlte.
Mit einem Knüppel hatten sie zugeschlagen und erwischten meine Arme, nicht den Kopf.
Drei Gestalten zählte ich. Farbige, die Strickmützen auf den Köpfen trugen. Sie hatten sie tief in die Stirnen gezogen und erinnerten mich an irgendwelche Marsmenschen.
Ich ging in sie hinein. Zurück konnte ich nicht, da versperrte mir der Rover den Weg.
Den ersten holte ich mit einem Handkantenschlag von den Beinen.
Er fiel bis gegen eine der Säulen, wo er heulend in die Knie brach und sich sein Gesicht hielt.
Den zweiten erwischte mein Tritt, der dritte tänzelte zur Seite, so daß ihn meine Linke nur streifte. Er holte zu einem Rundschlag aus.
Bewaffnet waren die Typen mit kurzen, handlichen Stöcken, die verdammt viel Ärger anrichten konnten.
Der Knüppel streifte meinen Kopf. Vor den Augen blitzten Sterne auf. Ich hatte Mühe, mich auf den Beinen zu halten, wich zurück, schlug um mich und tauchte dem schmutzigen Boden entgegen, als ein Schatten auf mich zur aste.
Dicht über meine Haarspitzen pfiff der Knüppel hinweg. Ich stieß den Kopf vor, wollte meinen Gegner wegstoßen, der aber klammerte sich an meiner Kleidung fest, so daß wir den Weg gemeinsam zurückgingen und auch zusammen ins Stolpern gerieten, keinen Halt mehr fanden und auf den Boden fielen.
Ich lag auf ihm, er spie in mein Gesicht. Ich rollte mich zur Seite, mußte einfach von dem Kerl loskommen, um Bewegungsfreiheit zu haben. Die Frau mischte sich verbal ein. Sie schrie die Kerle an, es endlich zu Ende zu bringen.
Ich ließ mich los, warf mich zurück und hatte genügend Schwung, um auf die Beine zu kommen.
Den Kerl hinter mir sah ich nicht.
Wie ein Schatten war er da und hatte auf mich gewartet.
Bisher war ich nicht dazu gekommen, meine Waffe zu ziehen. Dieser Vorsatz blieb ein Wunschtraum, denn etwas tickte auf meinen Hinterkopf. Zuerst empfand ich es tatsächlich als ein hartes Ticken, dann breitete sich plötzlich der Schmerz aus wie eine Flamme. Er erfaßte meinen gesamten Kopf: Die Autos, die Garage, der Boden, alles drehte sich vor meinen Augen und kam mir entgegen.
Nur nicht aufs Gesicht fallen, dachte ich, nur nicht aufs Gesicht fallen! Ich fiel trotzdem, konnte nicht dagegen an und ging selbst noch einige
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