0614 - Werwolf-Begräbnis
sie.
»Was ist daran so toll?«
»Daß Sie sich den Film angeschaut haben. Es war eine gute Idee, wie mir erscheint.«
»Was sich noch herausstellen wird.« Sie lächelte wieder sphinxhaft. »Was glauben Sie, John, was wir vorhaben?«
»Wer ist wir?«
»Meine Freunde und ich.«
»Aci?«
»Ah, Sie kennen ihn.«
»Ich konnte mir einen Besuch heute morgen bei ihm nicht verkneifen, aber das wissen Sie sicherlich.«
Raphaela nickte. »Ja. Ich will ehrlich zu Ihnen sein.« Sie schaute auf ihre Knie, danach hob sie den Kopf und sah mich an. »Dieser Besuch hat ihm überhaupt nicht gefallen. Er fühlte sich in seinen Plänen gestört. Sie müssen immerhin davon ausgehen, daß er noch Großes vorhat. Er will sich zu einem Führer hochschwingen, und er hat mit einer Welt Kontakt aufgenommen, die ihm dies ermöglicht.«
»Voodoo?«
»So ähnlich.«
»Dann bleibt nur das Böse, das ihr Macumba nennt. Ich habe nicht nur davon gehört, ich kenne mich sogar aus. Ich will Ihnen etwas sagen, Raphaela. Macumba hat es bisher nicht geschafft, mich aus dem Rennen zu werfen. Ich habe dieser Welt widerstanden und werde es auch in Zukunft tun. Es liegt noch nicht lange zurück, da hat das große Voodoo-Syndikat gegen uns eine Niederlage erlitten.«
»Das ist mir bekannt.«
»Schön, dann wissen Sie ja, wovon Sie auszugehen haben. Macumba mag unter Ihresgleichen Angst und Schrecken verbreiten, bei mir ist das nicht der Fall.«
»Moment.« Sie hob eine Hand und streckte den Zeigefinger vor.
»Es hat sich einiges verändert.«
»Was?«
»Wir sind andere Wege gegangen.«
Ich erinnerte mich wieder an die Aufnahme. »Paktieren Sie jetzt mit Werwölfen?«
Sie runzelte die Stirn. »Darf ich fragen, wie Sie darauf kommen?«
»Ich sah den Wolf.«
»War er ein Werwolf?«
»Davon gehe ich aus.«
Raphaela erhob sich. Ich schaute ihr nach, als sie auf die schmale Diele zuschritt. »Mehr wollten Sie nicht?« fragte ich.
Sie blieb stehen und drehte sich um. »Doch, John, da wäre noch etwas, das ich Ihnen sagen muß.«
»Und was?«
Sie ließ sich Zeit mit der Antwort und lächelte zunächst. »Wir wollten auf Nummer Sicher gehen und haben Sie!«
Ich begriff nicht. »Wen haben Sie, zum Henker? Von wem sprechen Sie überhaupt?«
Raphaela lachte. »Sie ist dunkelhaarig, sieht ziemlich gut aus und ist Ihnen nicht ganz gleichgültig.« Die Frau legte den Kopf schief.
»Na, kommen Sie nicht darauf?«
Ich schloß für einen Moment die Augen und atmete tief durch.
»Ich könnte es mir vorstellen, aber ich möchte es gern von Ihnen erfahren. Von wem reden Sie?«
»Von einer Frau, die oft für Sie arbeitet, die oft bei Ihnen ist. Von Ihrer Sekretärin Glenda Perkins…«
***
Ich starrte sie an und sagte kein Wort. Unter meinem Blick hätte Eis schmelzen können, doch die Person vor mir blieb glatt und kalt. Sie sagte kein Wort, nur ein dünnes Lächeln umspielte ihre Lippen, das auf mich zudem hochnäsig wirkte.
»Sie glauben mir nicht?«
Ruhig, John, sagte ich mir. Nur nicht durchdrehen. »Wie kann ich Ihnen glauben, wenn Sie mir keine Beweise für Ihre ungeheure Anschuldigung liefern?«
Raphaela runzelte die Stirn und tat so, als würde sie darüber nachdenken. »Ja, im Prinzip haben Sie recht, John. Sagen kann man viel, beweisen muß man es.«
»Eben.«
Sie strich über ihre Wangen, dabei senkte sie den Blick. Ich stellte fest, daß sie sehr lange Augenwimpern besaß. »Ich werde Ihnen den Beweis liefern.«
»Wann?«
»Wann immer Sie wollen.«
»Dann jetzt.«
Ich hatte damit gerechnet, sie in der Falle hocken zu haben, aber die Frau mit der milchkaffeebraunen Haut nickte, als wäre, das das Normalste der Welt. »Warten Sie drei Sekunden.« Sie ging weiter und blieb im Flur vor ihrem Mantel stehen. Sie suchte dort in den Taschen nach und fand, was sie wollte.
Etwas Längliches, Rechteckiges zog sie daraus hervor. Ich sah nur die helle Rückseite, dann drehte sie den Gegenstand herum, wedelte mit ihm, damit ich sehen konnte, daß es sich dabei um ein Foto handelte. Sie streckte es mir entgegen. »Nehmen Sie es.«
Ich faßte mit spitzen Fingern danach, schaute es mir an und hatte das Gefühl, in meinem Kopf würde ein rauschender Strom hineingleiten, der alle Gedanken zerstörte.
Was ich sah, war fürchterlich. Den Mittelpunk des Fotos bildete Glenda Perkins.
Ich mußte mich zusammenreißen, um die Aufnahme nicht zu Boden zu werfen und darauf herumzutrampeln, denn Glenda befand sich in einer fürchterlichen Lage.
Man
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