0615 - Der träumende Dämon
Ausgestoßenen?«
»Ich setze andere Maßstäbe als die Weichlinge, die die Corr unter Zorrns Führung geworden sind«, knurrte Zarkahr. »Ich will die Corr wieder an die Spitze aller Clans der Schwarzen Familie bringen. Dazu brauche ich Helfer wie dich. Du hast bewiesen, daß du dich selbst in schwierigen Situationen durchsetzen und überleben kannst. Ich vertraue dir. Nun vertraue du auch mir!«
Zorak schüttelte den Kopf.
»Wenn Ihr mir wirklich vertraut, Herr, dann laßt mich auf meine Weise mit Zamorra abrechnen.«
»Du hast also doch keinen konkreten Plan«, sagte Zarkahr. »Du enttäuschst mich. Unter diesen Umständen werden wir natürlich so vorgehen, wie ich es geplant habe. Zamorra wird uns in die Falle gehen.«
Aber daran glaubte Zorak nicht, die mit ihren Gedanken bei T'Carra war.
Sie kannte Zamorra und wußte, wie unbesiegbar dieser Mensch war…
***
Von Ted Ewigks Villa im Norden der Stadt aus ließ Nicole sich per Taxi in die Via Andrea Doria bringen. In welchem der Häuser, in welcher Wohnung sich das Versteck des Dämons befand, hatte Sid Amos leider nicht verraten.
Nicole musterte die Häuser. Eine wahre Sisyphusarbeit, hier die richtige Adresse herauszufinden! Aber sie mußte es einfach versuchen.
Wie weit mochte Zamorra gekommen sein? Auch wenn er das Amulett bei sich trug, war er nicht besser dran als Nicole. Denn Merlins Stern sprach ja auf keinen Corr-Dämon an!
Es konnte ihnen in diesem Fall also nicht weiterhelfen!
Allerdings bestand die Möglichkeit, Zamorra Nicoles Anwesenheit zu signalisieren. Es würde ihm logischerweise auffallen, wenn sie das Amulett mit einem magischen Befehl zu sich rief. Er würde erkennen, daß Nicole sich in der Nähe befand, und sie konnten daraufhin versuchen, Kontakt miteinander aufzunehmen.
Sollte er das Amulett aus irgendeinem wichtigen Grund selbst benötigen, konnte er es ja ebenfalls per Gedanken ruf sofort wieder zu sich zurückholen.
Also streckte Nicole die Hand aus - und rief Merlins Stern zu sich.
Mit einem verblüffenden Nebeneffekt…
***
»Nein!« protestierte Fooly. »Das ist falsch… das müssen wir noch einmal…«
Er verstummte.
Auch Zamorra hatte begriffen, daß etwas nicht stimmte.
Sie befanden sich zwar nicht mehr in der Traumwelt, aber auch nicht wieder im Château Montagne! Statt dessen sah Zamorra ringsum Häuser, deren Baustil ihm vage bekannt war, doch dessen hätte es nicht bedürft, zu erkennen, daß er sich in Rom befand.
Schilder, Menschen, Autos… verblüfftes Stimmengewirr… bremsende und hupende Fahrzeuge…
Zamorra konnte die Überraschung der Menschen sehr gut verstehen. Schließlich geschieht es nicht alle Tage, daß mitten auf der Straße ein Mann, ein Drache und ein Schmetterlingsmädchen aus dem Nichts auftauchen.
Die Traumwelt hatte sie alle drei in Rom ausgespien!
Aber wieso? Beim ersten Mal waren sie doch wieder genau dorthin zurückgekehrt, von wo aus sie den Traum erreicht hatten!
Unwillkürlich tastete Zamorra nach seinem Amulett, das unter dem Hemd am Silberkettchen vor seiner Brust hing - gehangen hatte! Es war fort!
»Wir müssen noch einmal zurück und es erneut versuchen«, drängte der Drache und zerrte an Zamorras Arm.
Das Schmetterlingsmädchen stand da wie zur Salzsäule erstarrt. Offenbar war auch T'Carra von diesem Phänomen überrascht worden.
»Nichts lieber als das«, hörte Zamorra sich selbst murmeln.
Aber nichts geschah.
Alle drei blieben sie, wo sie waren!
»Nun mach schon«, verlangte Zamorra.
»Drängle jetzt nicht«, fuhr Fooly ihn an. »Ich glaube, es liegt sogar an dir, Chef, daß es nicht klappt!«
»Was soll das heißen?«
»Es gibt keinen Zugang mehr zu der Traumwelt«, stellte Fooly düster fest. »Es ist so, als gäbe es diese Sphäre überhaupt nicht mehr! Das warst doch garantiert du, Chef!«
Zamorra schüttelte den Kopf. »Das kann nicht sein, Fooly…«
»Aber ich komme wirklich nicht mehr hinein«, lamentierte der Drache. »Da existiert überhaupt nichts mehr!«
…am besten wäre es, wenn diese Welt gar nicht existieren würde - weil immer die Gefahr besteht, daß es mich doch wieder dorthin verschlägt, solange es diese Welt gibt…
War das nicht Zamorras Gedanke gewesen?
War dieser Gedanke etwa ebenfalls Realität geworden? Hatte Zamorra mit seinem unterschwelligen Wunsch, vor einer ihm unheimlichen und unbegreiflichen Welt in Sicherheit zu sein, diese Welt ausgelöscht?
Aber war das überhaupt möglich? Konnte ein einziges Lebewesen mit
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