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0615 - Die Satans-Vision

0615 - Die Satans-Vision

Titel: 0615 - Die Satans-Vision Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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aussuchte.
    Draußen huschte die Landschaft vorbei, die unter einer klaren Wintersonne lag. In Paris war es etwas neblig gewesen, je mehr wir nach Süden fuhren, um so besser wurde das Wetter.
    Ich hatte zwei Koffer mit auf die Reise genommen. Einen normalen und einen Aktenkoffer, so wie ihn auch die meisten meiner mitreisenden Geschäftsleute bei sich trugen. Im Gegensatz zu diesen Männern brauchte ich mich nicht in einen blauen oder grauen Zwirn zu zwängen, ich konnte die Reise locker angehen.
    Die Sonne schien schräg durch die Scheibe, blendete. Ich zog den Vorhang vor, hatte viel Platz, streckte die Beine aus und machte es mir gemütlich.
    Zuerst hatte ich schlafen wollen. Das wiederum packte ich nicht, ich fühlte mich ausgeruht, denn ich war in Paris nicht losgezogen, sondern früh zu Bett gegangen.
    Als ich an den Abbé und seine Getreuen dachte, huschte ein Lächeln über meine Lippen. Ich war gespannt darauf, wie er und die Männer reagierten, wenn sie sahen, welches Geschenk ich ihnen mitgebracht hatte. Noch vor kurzem war ich mir sicher gewesen, daß der Abbé die Ikone verkaufen würde. Jetzt allerdings zweifelte ich daran. Dieses Kunstwerk war so einmalig, daß er es sicherlich behalten würde.
    Sie wollte mir einfach nicht aus dem Kopf. Auch wenn ich sie nur auf Holz gemalt sah, besaß ihre Gestalt doch etwas Geheimnisvolles, und nicht ohne Grund hatte sie der Künstler abseits hingestellt. Ein wirklich wunderbares Bild, das ich aus dem versteckten Schatz geholt hatte, von dem nur wenige Personen wußten.
    Wenn ich daran dachte, daß der Schatz mir gehörte, weil ich der Sohn des Lichts war, wurde mir ganz anders. Er hätte mich zu einem sehr reichen Mann machen können, ich hätte eine Unabhängigkeit gefunden, von der man nur träumen konnte, aber ich verzichtete bewußt darauf, ihn oder große Teile von ihm zu heben. Er sollte dort bleiben, wo er war. Zum hundertfachen Millionär war ich einfach nicht geboren. Mochte ich auch oft genug meinen Job verfluchen, irgendwo machte er mir trotz allem Spaß.
    Durch den Wagen kam eine Stewardeß und bot Kaffee an. Ich gönnte mir noch ein Kännchen, stellte es auf das Klapptablett.
    Nach der ersten Tasse holte ich den Aktenkoffer aus dem Gepäcknetz und legte ihn auf meine Knie. Die Schlösser hatte ich codiert, stellte die richtige Zahlenkombination ein, ließ den Deckel hochschnappen und schaute mir die Ikone an.
    Es traf mich wie ein Hammer!
    Schlagartig war meine gute Laune verschwunden, das Blut wich aus meinem Gesicht, der Hals wurde trocken, und ich vergaß sogar das Atmen.
    Vor mir lag zwar die Ikone, aber sie hatte sich auf grausame Art und Weise verändert.
    Es war die Frauengestalt, die nicht mehr aussah wie sonst. Sie blutete aus zahlreichen Wunden.
    Getäuscht hatte ich mich nicht. Die letzte Figur in der Reihe blutete tatsächlich.
    Die Ikone bestand aus schwerem Holz, war dann mit einer dicken Schicht vergoldet worden, auf der die einzelnen Figuren ihren Platz gefunden hatten.
    Zahlreiche, winzige Blutstropfen drangen aus dem Körper der gemalten Gestalt und hatten auch das Gesicht nicht verschont. Dort waren die Tropfen etwas verlaufen, so daß dieses Gesicht aussah, als hätte man rote Farbe verschmiert.
    In diesem Augenblick war ich ratlos. Ich fand einfach keine Lösung für das Auftreten des Blutes. Es ging mir gegen den Strich, war wider die Logik, und ich stellte mir die Frage, weshalb die Veränderung gerade jetzt eingetreten war.
    An einen Zufall wollte ich nicht glauben. Das mußte einen Grund gehabt haben, der sicherlich mit meiner Reise zusammenhing. Ich war meinem Gefühl gefolgt, hatte erkannt, daß die Frau nicht in die Reihe der zu taufenden Menschen gehörte und ging davon aus, daß man sie als faules, aber gefährliches Ei in ein fremdes Nest gelegt hatte.
    Mit der Fingerkuppe tippte ich gegen das Gesicht und zerrieb den Blutstropfen zwischen meinen Fingern.
    Einen Unterschied zu dem normalen Blut eines Menschen konnte ich bei dieser Prüfung nicht feststellen. Das Blut konzentrierte sich zudem nur auf die eine Gestalt, die wartenden Männer waren davon nicht in Mitleidenschaft gezogen worden.
    Nichts passierte ohne Grund, davon ging ich aus. Auch hier mußte es einen Grund gegeben haben, einen Auslöser, der diese Ikone dermaßen schaurig hatte verändern lassen.
    War es meine Reise gewesen? Hatte diese Ikone vielleicht gespürt, daß sie an eine bestimmte Stelle geschafft werden sollte? Versuchte sie nun, sich zu

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