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0615 - Die Satans-Vision

0615 - Die Satans-Vision

Titel: 0615 - Die Satans-Vision Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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offenbaren und sich gleichzeitig dagegen zu wehren? Für mich war die Ikone jetzt schon zu einem Mysterium geworden. Ich sah sie in einem ganz anderen Licht und fragte mich schon jetzt, ob es nur Zufall gewesen war, daß sie mir in die Hände gefallen war. Möglicherweise hatte ein geheimnisvolles Schicksal meine Hand geleitet und mich ausgerechnet nach der Ikone fassen lassen.
    Es gab den Begriff der messerscharfen Gedanken. Die schnitten meine Gehirnwindungen förmlich auf, ich dachte scharf nach und versuchte Lösungen zu finden, obwohl ich so wenig Fakten besaß.
    Zu einem Ergebnis rang ich mich schließlich durch. Diese geheimnisvolle Ikone war mehr als nur ein Bild. Sie mußte ein Gegenstand sein, der genau spürte, daß etwas nicht normal lief. Vielleicht hatte sie sogar erfahren, wohin ich mich begab und hatte Furcht davor bekommen. Das hieß allerdings, daß möglicherweise in diesem Gegenstand ein gewisses Leben oder eine Magie stecken mußte.
    Um dies genau herauszufinden, hätte ich mein Kreuz gegen die Ikone einsetzen können, schreckte davor allerdings zurück, aus Angst, daß ich sie zerstörte.
    So klappte ich den Deckel mit der fast hundertprozentigen Gewißheit zu, daß meine Reise zu den Templern doch nicht so glatt verlaufen würde wie vorgesehen. Von wegen Urlaubsfahrt. Ich würde bestimmt noch einigen Ärger bekommen.
    In knapp einer halben Stunde würde der Zug Toulouse erreicht haben. Am Bahnhof wollte ich mir einen Wagen mieten und nach Alet-les-Bains zu den Templern fahren, einem Ort, der mir allmählich zu einer zweiten Heimat geworden war, denn in seiner Nähe befand sich auch die Kathedrale der Angst mit dem silbernen Skelett des Hector de Valois, der in mir wiedergeboren war.
    Ich war nicht mehr so froh; meine Gesichtszüge hatten sich verhärtet. Die Frau, die mir gegenüber saß und mir hin und wieder zugelächelt hatte, wunderte sich und drehte ihren Kopf zur Seite. Ich rauchte noch eine Zigarette, schaute aus dem Fenster, versuchte nicht, an die Probleme zu denken und interessierte mich mehr für die Landschaft, die sich verändert hatte und etwas bergig geworden war.
    Schnee sollte in Toulouse nicht liegen, doch auf den Kuppen der Berge hatte es geschneit. Der Zug rollte durch die ersten Vorstädte der großen Stadt.
    Industrieanlagen begleiteten die Schienen. Lange Hallen sah ich, dazwischen große Plätze, auf denen Lastwagen standen und breite Transporter, die Flugzeugteile zur weiteren Verarbeitung schafften.
    Toulouse ist das Zentrum der europäischen Flugzeugindustrie, hier werden die Airbusse zusammengebaut.
    Wohnsiedlungen, ebenso häßlich wie in Londoner Vorstädten, standen da wie graue, Vierecke Klötze. Die Sonne war blasser geworden und hielt sich hinter dem leichten Dunst verborgen, der entweder durch Nebel oder Abgase gebildet wurde.
    Daß wir in wenigen Minuten den Bahnhof von Toulouse erreichen würden, erfuhr ich aus dem Lautsprecher. Ich holte den zweiten Koffer aus dem Gepäcknetz, er war nicht viel größer als der Aktenkoffer, schlüpfte in meinen innen gefütterten Mantel und begab mich zum Ausstieg. Dort drängten sich bereits die Reisenden. Toulouse war für viele Endstation.
    Wir rollten in den Bahnhof. Die langen Bahnsteige wirkten wie Inseln, die sich immer weiter vorschoben und überhaupt kein Ende zu nehmen schienen. Menschen warteten, Lautsprecherstimmen drangen verzerrt und quäkend an mein Gehör, der Zug bremste ab, bis er stand.
    Ich ließ zunächst die Geschäftsreisenden aussteigen, Sie hatten es eiliger als ich.
    Einige von ihnen wurden bereits erwartet. Fahrer in Uniform standen bereit, um sie abzuholen.
    Ich gehörte zu den wenigen, die nicht erwartet wurden. Allerdings hatte ich ein wenig damit gerechnet, daß der Abbé oder einer seiner Männer gekommen war, um mich in Empfang zu nehmen. Das war nicht der Fall. Ich stand allein auf dem Bahnsteig, schaute mich um und spürte, daß es kälter war als in Paris.
    Den Kragen meines Mantels hatte ich hochgestellt. Rechts trug ich den normalen Koffer, links den schmaleren. Die Treppe nach unten lag nicht weit entfernt.
    Langsam schlenderte ich auf sie zu. In der Bahnhofshalle würde einer der großen Autoverleiher sicherlich eine Filiale besitzen.
    Mein Blick fiel die lange Treppe hinab, die eigentlich leer war, bis auf eine Person.
    Von unten kam eine Frau hoch. Sie besaß dunkles Haar und trug einen ebenfalls dunklen Mantel, der weit geschnitten war und an seinem Ende glockenförmig

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