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0615 - Die Satans-Vision

0615 - Die Satans-Vision

Titel: 0615 - Die Satans-Vision Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Inspektor ließ mich in Ruhe. Ich beugte mich vor, hielt die Lupe dicht vor mein rechtes Auge und untersuchte Zentimeter für Zentimeter das wertvolle Stück.
    Wer diese Figur geschaffen hatte, mußte ein Meister seines Fachs gewesen sein, ein hervorragender Künstler, denn da stimmte eigentlich jedes Detail.
    Ich schaute mir besonders die Gesichter an. Zuerst das des Täufers. Über dessen Zügen schien ein sanfter Schein zu liegen, vielleicht lag es auch an dem weichen Lächeln, das die Lippen des langhaarigen Mannes umschmeichelte.
    Das große künstliche Auge wanderte weiter, und mein Blick floß über die Menschen, die auf die Taufe warteten. Auch bei ihren Gesichtern hatte der Künstler auf kein Detail verzichtet, alles war sehr sorgfältig herausgearbeitet worden, sogar den Glanz in den Augen glaubte ich zu sehen.
    Dem Inspektor wurde es allmählich langweilig. Er fragte: »Na, hast du was entdeckt?«
    Ich veränderte meine gebückte Haltung nicht. »Und ob.«
    »Was denn?«
    »Daß hier ein Künstler am Werk gewesen ist, dem man nur gratulieren kann.«
    »Das meine ich nicht. Ich will vielmehr wissen, ob sich dein Verdacht bestätigt hat.«
    »Noch nicht.«
    »Also ein Schuß ins Leere.«
    »Warte ab.«
    Suko sprach weiter. »Du bist eben irgendwie verdorben, John. Nimm doch das Bild so hin, wie es ist und suche nicht nach Dingen, die gar nicht vorhanden sind.«
    »Das ist eben die Frage.« Ich war mit der Lupe weitergewandert und hatte die letzte der zu taufenden Personen bereits unter der Optik. Sie stand von den anderen etwas abseits, ob Zufall oder nicht, das konnte ich nicht sagen.
    Jedenfalls schaute ich sehr genau nach, wie auch bei den anderen, und entdeckte, daß diese Person ein anderes Gewand trug. Es war weiter geschnitten und erinnerte mich irgendwie an ein Kleid.
    An der fein gezeichneten Gestalt glitt mein Blick in die Höhe, bis unter dem Lupenkreis deutlich das Gesicht erschien.
    Ja, ein Gesicht!
    Plötzlich schlug mein Herz schneller. Ich wußte mit einemmal, was mich gestört hatte.
    Es war eben diese Figur gewesen, die ich nun genauer betrachtete.
    Ich entdeckte, daß es sich bei ihr nicht um einen Mann, sondern um eine Frau handelte. Das war beinahe schon eine kleine Sensation.
    Nur Männer waren getauft worden, aber diese abseits stehende Person war tatsächlich eine Frau. Ich konzentrierte mich auf ihr Gesicht, das durchaus Ähnlichkeiten mit denen der Männer aufwies, allerdings doch schmaler und weicher geschnitten war. Die Frau hatte für meinen Geschmack eine etwas demütige Haltung angenommen, als wüßte sie nicht so recht, ob sie sich nun taufen lassen wollte oder nicht.
    Suko gab keinen Kommentar ab. Er hatte wohl gespürt, daß mir etwas aufgefallen war. Als ich den Kopf hob, ihn anblickte, stand die Frage in seinen Augen.
    »Ich habe es gesehen, Suko.«
    »Was?«
    Ich drehte die Ikone um, schob sie ihm rüber und legte die Lupe daneben, »Sieh selbst, denn ich möchte sichergehen, daß ich mich nicht getäuscht habe.«
    »Okay, wie du willst.« – Ich stand auf und reckte mich. Vom Sitzen waren meine Knochen steif geworden. Aus dem Barfach nahm ich die Flasche Whisky und schenkte mir einen Drink ein. Der Kaffee war längst kalt geworden. Am Whisky nippend und eine Zigarette dabei rauchend durchwanderte ich den Wohnraum und dachte über die Frauenfigur innerhalb der Männer nach.
    Konnte es sein, daß sie mich beunruhigt hatte. Wenn ja, weshalb war das geschehen?
    Es war eigentlich alles völlig normal. Fünf Männer und eine Frau, die auf ihre Taufe warteten, nur stand eben die letzte Person etwas abseits. Vielleicht sogar zu abseits. Das konnte etwas zu bedeuten haben, mußte es allerdings nicht.
    Suko starrte noch immer durch die Lupe. Ich blickte auf seinen gebeugten Bücken.
    Mein Freund hob die Schultern. »Kann ich dir auch nicht sagen, John. Wahrscheinlich bin ich blind.«
    »Das bist du nicht.«
    »Wo hast du denn was gesehen? Gib mir einen kleinen Tip.«
    Ich gab eine lachende Antwort. »Nein, Alter, das mußt du schon selbst herausfinden.«
    »Kameradenschwein.«
    Er meinte es nicht so ernst. Das gegenseitige Foppen gehörte einfach zu uns, es lockerte die oft sehr angespannte Stimme auf. Wer mich kennt, der weiß auch, daß ich zu den Menschen gehöre, die sich öfter von ihren Gefühlen leiten lassen. In diesem Fall hatte ich mich davon führen lassen und war zu einem Ergebnis gekommen.
    Für meinen Geschmack paßte die Frau dort nicht hin.
    Als Suko einen Seufzer

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