0615 - Gefahr für Andromeda
sobald es im Ortungsbereich auftaucht. Mit jeder Hypersendung würde der heimtückische Virus übertragen werden. Deshalb müssen wir die Maahks über Normalfunk warnen und zur Umkehr bewegen, sobald sie auftauchen."
Natürlich hatte Tifflor recht. Ich fragte mich nur, ob sich sein Plan so leicht von der Theorie in die Praxis umsetzen lassen würde, wie sich das jetzt anhörte.
Tifflor stellte die Mannschaft zusammen, die das zweite Maahkschiff angreifen sollte.
Lord Zwiebus, Goshmo-Khan, Plock und Kassiner sollten diese Aufgabe übernehmen. Ich würde diese Gruppe als Scout begleiten. Da kein Druckanzug für mich zur Verfügung stand, sollte ich die vier Männer an einen günstigen Ausgangspunkt bringen.
Das Unternehmen wurde nicht besonders vorbereitet. Die Männer vervollkommneten ihre Ausrüstung. Kassiner erhielt zu diesem Zweck Tifflors Auster-C IV-Schutzanzug, damit er genauso beweglich war wie die drei anderen.
Inzwischen hatte ich ein paarmal Kontakt mit den vier anderen Karvinoren aufgenommen. Sie hielten sich fast ausnahmslos im Nest auf und verließen es nur, wenn der Hunger sie in die Räume der Station hinaustrieb. Sie machten mir keine Vorwürfe mehr.
Ihrer Ansicht nach war ich mit dem Tod meiner Mutter genügend bestraft. Ich verschwieg ihnen, daß ich im Begriff war, ein terranisches Kommando in die Nähe des Landeplatzes zu führen, denn mit diesem neuerlichen Bruch der Neutralität wären sie kaum einverstanden gewesen.
Unmittelbar vor unserem Aufbruch geschah ein schreckliches Unglück. Zwei Mitglieder der terranischen Gruppe wurden von einer Mine zerrissen, die sie selbst gelegt hatten. Es war nicht mehr festzustellen, ob Unaufmerksamkeit oder ein technisches Versagen zu diesem Unfall geführt hatte.
Tifflor machte die PAD-Seuche dafür verantwortlich.
Die Zahl der Überlebenden der ursprünglichen Besatzung war damit auf neununddreißig zusammengeschrumpft.
„Bestimmt ist das ein schlechtes Omen für unser Unternehmen", unkte Kassiner. „Ich würde die Sache am liebsten abblasen."
„Ich führe jetzt das Kommando", erinnerte Tifflor. „Sie können aber hier in der Geschützstation zurückbleiben. Ein anderer Mann wird Ihren Platz einnehmen."
Kassiner schüttelte den Kopf.
„Ich bin zu wichtig für dieses Unternehmen. Ich habe Erfahrung mit den Maahks."
„Die haben wir ebenfalls", versetzte Tifflor.
Kassiner lächelte nur und begann Tifflors Anzug überzuziehen.
Es gehörte zu den mir unverständlichen Eigenarten der Terraner, daß sie oft im Widerspruch zu ihrer eigenen Überzeugung handelten.
Das taten sie nicht erst seit Ausbruch der PAD-Seuche.
Wir verließen die Station am zweiten April des Jahres 3457 terranischer Zeitrechnung und machten uns auf den Weg zum Landeplatz.
*
Nichts deutete darauf hin, daß die Maahks ihre alten Gefechtpositionen wieder eingenommen hatten. Wir kamen ohne Aufenthalt voran.
„So krank können sie doch gar nicht sein, daß sie überhaupt nichts mehr unternehmen", sagte Kassiner mißtrauisch. „Ich bin sicher, daß sie eine Teufelei vorhaben."
„Wir wollen dankbar sein, daß sie so ruhig sind", meinte Goshmo-Khan. „Nach meinen Erlebnissen in den letzten Wochen genügt es mir schon, wenn vors Maahks gesprochen wird. Ich kann keine Maahks mehr sehen, auch wenn sie noch so friedlich sind."
„Sie waren schon immer ein bißchen sensibel", meinte Plock ironisch.
„Auf der Erde", erinnerte sich Goshmo-Khan nachdenklich und an Kassiner gewandt, „war dieses Individuum mein Diener."
„Ihr Assistent!" verbesserte Plock würdevoll.
„Wie Sie feststellen können, Captain, ist Plock jetzt emanzipiert.
Er hat sozusagen eine Ein-Mann-Revolution in Szene gesetzt."
„Ich verstehe nicht, daß Sie es zulassen konnten, daß ein völlig unerfahrener Mann den Flug hierher mitgemacht hat", sagte Kassiner mürrisch.
Goshmo-Khan seufzte.
„Die Krankheit! Die Krankheit ist an allem schuld."
Wir passierten die „Grenze". Kein Maahk war zu sehen.
Kassiner blieb an der Druckschleuse stehen und löste eine Mikrobombe vom Gürtel.
„Was machen Sie da?" fragte Lord Zwiebus ärgerlich.
„Jetzt ist die Gelegenheit gekommen, ihnen alles heimzuzahlen", versetzte Kassiner grimmig. „Sie haben sich in ihre Löcher verkrochen. Wir können den maahkschen Teil der Station jetzt ungestört in Trümmer legen. Darauf habe ich schon lange gewartet."
Lord Zwiebus machte einen Schritt auf ihn zu und schlug ihm die Bombe aus der Hand, bevor er sie
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