0615 - Gefahr für Andromeda
Sie verachten."
„Genug diskutiert!" rief Tifflor. „Wir müssen handeln, nicht reden. Noch steht ein Schiff der Maahks startbereit auf der Landefläche einer Scheibe. Es kann jeden Augenblick in Richtung Andromeda aufbrechen."
Alaska Saedelaere wandte sich an mich.
„Hast du dich entschieden, Tattyps?"
„Ich führe Sie ins Gebiet der Terraner", entgegnete ich. „Sofern es überhaupt noch Terraner gibt."
„Es muß noch Mitglieder der ehemaligen terranischen Besatzung geben", sagte Tifflor grimmig. „Schließlich hat jemand auf das Maahkschiff, mit dem wir gekommen sind, Energiesalven abgefeuert."
Ich übernahm die Führung. Es entging mir nicht, daß Julian Tifflor seine Waffe schußbereit in den Händen hielt. Ich vermutete, daß er es nicht wegen der Maahks, sondern aus Mißtrauen mir gegenüber tat.
Ich ignorierte es.
Wir kamen schnell voran und erreichten sehr bald das sogenannte „Grenzgebiet, die Zone zwischen Wasserstoff-Methan-Ammoniak- und Sauerstoffatmosphäre.
Zu meiner Überraschung sah ich, daß die Maahks alle Wächter von den Übergängen abgezogen hatten. Sie bewachten die Schleusen nicht mehr. Ich fragte mich, warum die Terraner das noch nicht zu einem Gegenschlag ausgenutzt hatten.
Wahrscheinlich waren sie so dezimiert worden, daß sie keinen Angriff mehr riskierten: Sie waren sicher froh, von den Maahks in Ruhe gelassen zu werden.
„Sie haben uns von schweren Kämpfen berichtet", erinnerte sich Lord Zwiebus, der unmittelbar hinter mir ging. „Viel ist davon nicht zu merken."
„Die Kampftätigkeit ist abgeflaut", erwiderte ich. „Die Maahks sind völlig lethargisch geworden. Vielleicht ergeht es den Terranern genauso."
Er drehte sich um.
„Es sind kaum Zerstörungen feststellbar!"
„Natürlich nicht! Hier im Grenzgebiet setzten beide Seiten nur leichte Waffen ein. Niemand wollte das Risiko eingehen, den eigenen Lebensbereich durch eine Katastrophe zu vernichten."
Ich sah ihn nicken, bezweifelte aber, ob er überzeugt war.
Wir drangen durch eine Schleuse in das Gebiet der Terraner ein.
Die Männer nahmen ihre Helme ab.
Tifflor begann zu funken. Wenige Augenblicke später traf ein terranisches Kommando ein. Ihm gehörten Captain Kassiner, ein Arzt namens Stellwoj und ein mir unbekannter Mann an. Die Begrüßung fiel knapp aus, ich vermißte die Herzlichkeit, die die Terraner bei solchen Anlässen oft zeigen. Das lag daran, daß Kassiner und seine beiden Begleiter so erschöpft waren, daß sie sich kaum noch auf den Beinen halten konnten.
„Wieviel Überlebende?" erkundigte sich Tifflor.
Kassiner trug eine zerrissene Uniform. In seinem Gürtel steckte ein Desintegrator. Mikrobomben hingen von seinem Hosenbund herab. Stellwoj trug einen Schutzanzug ohne Helm. Der dritte Mann hatte einen hellen Kittel an.
„Einundvierzig", erwiderte Kassiner. Er war ein mittelgroßer, unscheinbar aussehender Mann. Sein Gesicht sah wächsern aus. Die Augen waren starr, ein sicheres Zeichen dafür, daß er seit längerer Zeit Aufputschmittel zu sich nahm. Etwas Automatenhaftes umgab diesen Mann wie eine Aura.
„Einundvierzig von insgesamt dreihundert Frauen und Männern.
Vielleicht wären wir inzwischen alle tot, wenn die Maahks ihre Angriffe nicht eingestellt hätten."
Nun war der Solarmarschall an der Reihe zu berichten.
„Was interessiert uns Andromeda?" fragte Kassiner, nachdem Tifflor geendet hatte.
„Von Ihrem Standpunkt aus haben Sie sicher recht, Captain", gab Tifflor zu. „Doch wir dürfen nicht kurzsichtig denken. Wenn wir die PAD-Seuche besiegen wollen, müssen wir alle Möglichkeiten in Betracht ziehen."
„Ich weiß nur, daß mir die Knie wackeln", sagte Kassiner.
„Ich werde Sie jetzt in unsere Notzentrale führen."
Da sich niemand um mich kümmerte, schloß ich mich der Gruppe an.
„Unsere Psychopharmaka waren bereits nach kurzer Zeit aufgebraucht", berichtete Stellwoj dem Solarmarschall. „Niemand hatte damit gerechnet, daß wir sie in solchen Mengen brauchen würden."
„Der Drang zur Rückkehr in die Heimat hat uns die meisten Opfer gekostet", ergänzte Kassiner. „Dutzende von Besatzungsmitglieder verloren die Übersicht und wollten blindlings aus dem Bahnhof fliehen."
„Sind Sie jetzt der Kommandant der terranischen Überlebenden?" erkundigte sich Tifflor.
„Ich war es bis zu dem Augenblick, da Sie die Station betraten", gab Kassiner zurück. Er seufzte. „Ich bin froh, daß ich die Verantwortung abgeben kann."
Wir erreichten die Notzentrale.
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