0616 - Duell der Vampire
lasse.«
»Ich weiß immer noch nicht, wovon Sie reden«, gab der Vampir zurück. Er war wirklich erstaunt.
»Wie würde es Ihnen gefallen, einen geweihten Eichenpflock ins Herz zu bekommen?« fragte Calderone kalt. »Wir sind hier auf Kreaturen Ihrer Art eingerichtet. Sagen Sie ihr, den nächsten Schwarzblütigen, den sie mir schickt, bekommt sie in handlichen Fragmenten zurück - nachdem er sein ziemlich langsames Sterben auskosten durfte. Ich gehe nach meinem Plan vor, so wie ich es will, und ich lasse mir auch von Stygia nicht dreinreden. Sie mag die Fürstin der Finsternis sein, aber hier bin ich der Boß. Verstanden? Und nun verschwinde, Blutsauger, oder sie erhält dich als Häufchen Staub im Plastikbeutel zurück.«
Er sprach immer noch sehr leise.
»Wie haben Sie mich erkannt?« fragte Morano. Selbst Zamorra hatte ihn nicht durchschauen können, trotz seines Amuletts! Aber dieser Mann hier erkannte ihn auf Anhieb als Vampir! Und das bestimmt nicht, weil ihm Moranos Name geläufig war!
»Halte mich nicht für dümmer, als ich bin, Amigo«, sagte Calderone. »Für deinesgleichen habe ich einen guten Blick. Vergiß nicht, daß ich die Hölle kennengelernt habe. - Und nicht nur eine«, fügte er nach einer Sekunde hinzu.
»Ich bin nicht in Stygias Auftrag hier«, sagte Morano. »Ich habe nichts mit ihr zu schaffen. Ich kenne auch Sie nicht. Ich bin nur hier, um meine Begleiterin abzuholen.« Er griff nach Sylkas Hand und zog das Mädchen mit sich in Richtung Auto.
»He!« protestierte sie. »Darf man auch mal erfahren, was das soll? Ich bin hier eingeladen und…«
»Und jetzt bist du wieder ausgeladen«, sagte Morano schroff. »Halt den Mund und komm mit.«
»Wie redest du mit mir?« keuchte sie auf.
»In der Sprache, die du zu bevorzugen scheinst. Du läßt dich von Gangstern hofieren? Ich hatte dein Niveau nicht für so niedrig gehalten.« Er stopfte sie förmlich auf die Rückbank des Wagens, ließ die Tür zufallen. Die Kindersicherung war aktiv; von drinnen konnte sie beide Fondtüren jetzt nicht öffnen.
Ein paar Meter entfernt trat einer der beiden Weißbefrackten an seinen Boß heran und raunte ihm zu: »Auf diesen Mann paßt die Beschreibung der Person, die beobachtet wurde, wie sie Gonzales und Filippo umbrachte, nachdem sie Carretos Käfer ausgeräumt hatten.«
»Der Typ, der das Rauschgift für uns liegenließ?«
Der Mann nickte. »Sollen wir ihn töten?«
Calderone schüttelte den Kopf.
»Er kann verschwinden. Schade nur um das Mädchen, das er mitnimmt. Mit der Kleinen hätten wir alle eine Menge Spaß haben können. Diese Sylka gehört zu den Girls, die alles mitmachen.«
»Aber der Kerl hat zwei von unseren Leuten…«.
Calderone winkte ab.
Er sah hinter dem Rolls-Royce her, der wendete und verschwand.
Kaum jemand hier wußte, wer Rico Calderone tatsächlich war.
Vor etlichen Jahren war er der Sicherheitschef der Tendyke Industries gewesen. Als Tendyke doch wieder auftauchte, nachdem er schon für tot erklärt worden war, hatte Calderone versucht, ihn zu ermorden. Denn Rhet Riker hatte den Konzern längst erstklassig im Griff, und unter Riker konnte Calderone seinen ›Nebentätigkeiten‹ wesentlich ungestörter nachgehen als unter Tendykes Kontrolle, der sich stets als Moralist aufspielte und allen erzählte, man müsse sich unbedingt an die Gesetze halten.
Calderone war zu lebenslänglich Zuchthaus verurteilt worden.
Doch er war nicht sehr lange inhaftiert geblieben. Von einem Tag zum anderen gab es ihn im Gefängnis nicht mehr… Stygia, die Fürstin der Finsternis, hatte ihn aus seiner Zelle entführt.
Sie hatte Pläne mit ihm. Und so ergänzten sie beide sich erstklassig. Er wollte sich an Tendyke rächen, und das kam Stygia gerade zupaß. Also unterstützte sie ihn. Aber zuweilen spielte sie auch ihre Macht gegen ihn aus, wenn es ihr zu langsam voranging. Calderone dagegen war ein vorsichtiger Mann. Er überstürzte nichts. Er kannte seinen Ex-Boß schließlich gut genug.
Jetzt hatte er sich immerhin in dessen relativer Nähe eingenistet.
Seine Identität als reicher Gentleman, der nebenher das Drogengeschäft an sich zu reißen begann, war dabei eher profitable Tarnung. Dadurch kam Geld herein, man schätzte ihn völlig falsch ein, aber er selbst hatte ganz andere Interessen.
Und vor allem kannte er die Kreaturen der Nacht. Durch Stygia hatte er Einblick in diese Welt jenseits der Welt gewonnen - und gelernt, damit umzugehen.
Er wollte Tendyke, der seit 500
Weitere Kostenlose Bücher