0616 - Duell der Vampire
das schaffen.«
»Ich werde das schaffen.«
»Wenn du den Mann nicht allerschnellstens aus dem Haus holst, wird er sterben. Jemand will ihn töten. Das wirst du nicht zulassen wollen.«
»Das werde ich nicht zulassen«, keuchte Sylka erschrocken.
»Ich bringe dich zu dem Haus«, sagte Morano. »Dort wirst du handeln.«
»Natürlich«, sagte sie.
Er hoffte, daß er nicht zu viel Zeit verloren hatte, indem er Sylka erst aus Calderones Haus holen mußte. Es wäre doch sehr ärgerlich, wenn er Gryf ap Llandrysgryf an Sarkana verlor und sich nicht selbst an ihm rächen konnte. Im Endeffekt würden zwar beide Aktionen auf dasselbe hinauslaufen, nämlich darauf, daß der Druide schließlich tot war. Aber Morano gönnte den Triumph seinem alten Feind Sarkana einfach nicht.
Sylka stieg wieder in den Rolls-Royce, diesmal vorn. Morano lenkte den Wagen in die Nähe des Hauses am Strand. Dort zeigte er ihr, wohin sie sich zu begeben hatte. »Das Haus, vor dem der VW-Käfer steht.«
»Natürlich«, sagte sie. Sie stieg aus und schritt davon. Ein leichter, warmer Nachtwind ließ das durchsichtige Kleidchen wehen. Tan Morano lächelte.
Sylka war wirklich hübsch. Es wäre schade, wenn sie bei dieser Aktion umkäme.
Aber er mußte damit rechnen, daß sich Sarkana in der Nähe befand. Und der alte Tyrann würde sich das Opfer kaum vor der Nase wegschnappen lassen. Er würde versuchen, es zu verhindern.
Wenn es ihm gelang, war das Pech. Dann machte Sarkana die Punkte, die eigentlich Morano kassieren wollte. Die Welt würde davon nicht untergehen.
Höchstens für Sylka.
Aber sie war ja nur ein Mensch.
***
Gryf löschte auch das magische Symbol an der Tischkante. Carina und Sue sahen ihm aufmerksam zu.
»Was machst du da?« fragte Carina.
»Nichts«, sagte er. Hatte er auf die gleiche Frage nicht eben schon einmal gleich geantwortet? Er wußte es nicht mehr. Alles war so fern, so unwichtig. Es war, als beobachte er sich selbst. Als sei sein Körper eine Filmfigur, und er selbst der Zuschauer, dem es gleich sein konnte, ob diese Figur die nächsten Minuten noch auf dem Fernsehschirm überlebte oder nicht; zur Not konnte man das Gerät einfach ausschalten…
Aus schalten…
Jemand versuchte ihn auszuschalten! Der Vampir! Sarkanas Handschrift? Und das Denken fiel immer noch so schwer, aber Gryf hatte das Gefühl, daß es schon etwas besser ging. Er erinnerte sich: jede Kette ist nur so fest wie ihr schwächstes Glied; jedes Netz hält die Beute nicht mehr, wenn ein paar Maschen reißen.
Und in dem Netz, das jemand im Haus gesponnen hatte, waren jetzt schon zwei Maschen gerissen.
Da war eine vage Erinnerung an die M-Abwehr, diesen weißmagischen Schutzschirm, den Zamorra über sein Château Montagne gelegt hatte. Wenn auch nur eines der Symbole, die dieser unsichtbaren Schutzglocke ihre Kraft gaben, verändert oder entfernt wurde, brach die gesamte magische Energieglocke in sich zusammen! Deshalb mußten die weißmagischen Symbole, mit Kreide gezeichnet, ständig überprüft und erneuert werden, wenn Witterungseinflüsse wie Regen sie abnutzen.
Hier war es etwas anders.
Hier war keine magische Kreide benutzt worden, sondern simpler Bleistift. Aber hier schien es auch nicht zu genügen, nur ein oder zwei Zeichen zu entfernen, um das Kraftfeld zum Zusammenbruch zu bringen. Es wirkte fort; es schien nur geringfügig schwächer geworden zu sein.
Gryf atmete tief durch.
Der Anfang war gemacht. Genaugenommen, mußte er jetzt nur weitersuchen und ein Zeichen nach dem anderen löschen. Irgendwann würde die Wirkung so schwach werden, daß er ihr entkommen konnte.
Aber es war schwer, sich zum Weitermachen durchzuringen.
Doch schon sah er das dritte Zeichen. Und im gleichen Moment begriff er schlagartig das ganze System.
Die Architektur des Hauses… die Orte, an denen magische Zeichen angebracht worden waren… Es mußten ein paar hundert Zeichen sein. 343, wenn er sich nicht irrte - sieben mal sieben mal sieben. Oder noch einmal mal sieben? Nein, so viele sicher nicht. Das wäre keine echte magische Zahl.
Er sah das Schema vor sich. Er mußte diese Zeichen jetzt nur noch eines nach dem anderen entfernen. Wo er sie finden konnte, wußte er jetzt. Die ersten drei hatten gereicht, ihm das System begreiflich zu machen. Das Netz, die Verflechtungen. Gryf kannte sich in dieser Magie aus. Schließlich war das gesamte Gesellschaftssystem der Silbermond-Druiden auf Magie aufgebaut.
Doch er kam nicht dazu, sich um die weiteren
Weitere Kostenlose Bücher