0617 - Das Blut der Mumie
bestand.
Zwei Leute vom Zoll bewachten die Kiste, andere waren noch nicht eingetroffen.
Ich schritt auf den Gegenstand zu. Man beobachtete mich, wie ich das Kreuz unter meinem Pullover hervorholte und mich dabei auf das Allsehende Auge konzentrierte, ein altes Zeichen aus der ägyptischen Mythologie. Ich hatte schon erlebt, daß es anfing zu strahlen, wenn sich irgend etwas in der Nähe befand, das störte.
Im Moment tat sich nichts.
Suko kam zu mir, sah mein Kopfschütteln und fragte: »Also nichts?«
»Bis jetzt nicht.«
»Was denkst du?«
»Keine Ahnung. Ich weiß nur, daß ich bis zum letzten Moment dabeisein will, wenn diese Mumie ausgepackt wird. Das ist nicht normal, auch wenn es so aussieht. Behal ist gestorben. Katzen haben ihn gekillt. Die Ägypter haben die Katzengöttin Bastet verehrt. Jetzt stehen wir vor einer noch eingepackten Mumie. Kannst du mir sagen, wo es die Verbindung gibt, Alter?«
»Noch nicht.«
»Ich auch nicht.«
Hinter uns hörten wir die Schritte des Zollkommissars. »Wir müssen noch auf die Experten warten.« Er hob die Schultern. »Ich weiß auch nicht, weshalb die nicht hier sind.«
»Das ist nicht normal – oder?«
»Nein, Mr. Sinclair.«
Jemand zog die Schiebetür weiter auf. Wir drehten uns um, bewegten uns dabei normal – und wurden deshalb von den drei Männern völlig überrascht.
Sie trugen Mäntel und unförmige Hüte, deren Krempen Teile der Gesichter verdeckten. In den Händen hielten sie Waffen mit langen Läufen und Schalldämpfern.
Eine dumpfe Stimme peitschte auf.
»Keine Bewegung mehr, sonst seid ihr tot.«
Sanders bewegte sich trotzdem. Er sprang zur Seite und wurde getroffen.
Der Schuß war nicht laut, aber die Kugel riß ihm ein Loch in die Brust. Mit einem krächzenden Laut sackte der Mann neben mir zusammen. Ich war weiß vor Wut. Dieser eiskalte, brutale Mord hatte mir bewiesen, daß es den Killern um mehr gehen mußte.
Sie hatten sich gut verteilt. Einer von ihnen griff in die Tasche und holte etwas hervor, das Ähnlichkeit mit einer Pistole aufwies. Der klobige Gegenstand besaß ebenfalls einen Lauf, aus dem etwas hervorsprühte und sich wie Nebel verteilte.
Uns erwischte es voll.
Suko und ich sanken gemeinsam zu Boden. Im Fallen erkannte ich, wie die drei Männer etwas vor ihre Gesichter zogen, dann ging für uns die Welt unter…
***
Ein wahnsinniger Schmerz weckte mich. Ich hatte das Gefühl, als sollte mein Herz durchstochen werden. Plötzlich überkam mich eine gewaltige Angst. Das Ende schien nahe zu sein; jemand war dabei, mein Herz aus der Brust zu reißen.
Es dauerte eine Zeit, bis ich erfuhr, daß es mein Herz war, das dermaßen schmerzte. Es war der Gegenstand, der auf meiner Brust lag und dieses Gefühl erzeugte.
Das Kreuz!
Ich schaffte es auch, die Augen zu öffnen, aber ich konnte mich nicht bewegen, denn das verdammte Gas hatte es tatsächlich geschafft, meine Körperfunktionen auf ein Minimum zu reduzieren.
Allerdings gelang es mir, die Umgebung wahrzunehmen. Was ich dort sah, kam mir vor, als würde ich durch einen dichten Schleier schauen.
Die Männer bewegten sich hektisch. Sie hatten es bereits geschafft, die Vorderseite der Kiste zu öffnen. Mit raschen Griffen zogen sie das strohige Füllmaterial hervor und schleuderten es zu Boden.
Dahinter hatte sich der Gegenstand verborgen, auf den es ihnen ankam.
Ich lag auf dem Rücken, mein Blickwinkel war nicht besonders gut, aber ich konnte trotzdem erkennen, wer sich in der Kiste befand. Es war tatsächlich eine Mumie.
Sie war eingewickelt in ihre Binden, stand, hielt die Hände vor der Brust verschränkt, aber der linke Unterarm zeigte dicke, dunkelrote Blutflecken.
Sie bot einen widerlichen, schaurigen Anblick, und auf ihrer Schulter hockte ein pechschwarzer, langer Gegenstand, den ich mehr als Schatten wahrnahm. Als er sich bewegte, konnte ich ihn besser erkennen. Es war eine pechschwarze Katze.
Sie saß auf der Mumienschulter wie angeleimt, rührte sich auch dann nicht, als einer der Männer die Mumie anfaßte, ihren nicht blutenden Arm anhob und sie dazu brachte, die Kiste zu verlassen.
Das Geschöpf ging…
Ich konnte es kaum fassen. Es wurde an der Hand geführt. Schritt für Schritt legte es zurück, und die Wunde am Arm öffnete sich durch die Bewegungen, so daß winzige Blutspuren ihren Weg nachzeichneten, den sie ging.
Mir stockte der Atem. Der Schmerz auf meiner Brust brannte noch immer. Ich wollte mich bewegen, blieb aber in dieser unheimlichen
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