0617 - Der Kampf um die Positronik
anhaben."
„Eigentlich", meinte Waringer langsam, „könnte man, das doch als eine positive Entwicklung ansehen. Wo also liegt das Problem?"
„In der Riesenpositronik unter der Oberfläche. Es steuert die Roboter der Hundertsonnenwelt und auch die Posbi-Kommandanten der Fragmentraumer."
„Und?"
„Das Zentralplasma ist nicht in der Lage, die ebenfalls erkrankten sogenannten Knotenpunkt-Plasmasegmente der Riesenpositronik außer Gefecht zu setzen... das ist das Problem!"
Waringer und die anderen begriffen sofort, was Gucky damit meinte. Und sie erkannten blitzschnell die ungeheure Gefahr, der sie gegenüberstanden.
Die Gigantpositronik der Hundertsonnenwelt enthielt in ganz besonders wichtigen Schaltverbindungen etwa dreitausendfünfhundert Plasmaklumpen verschiedener Größenordnungen. Man nannte sie Knotenpunkt-Segmente.
Sie dienten dazu, die seelenlose Normalpositronik mit individuellen Impulsen anzureichern und die Arbeit des mechanischen Rechners zu vervollkommnen.
„Die Riesenpositronik handelt also nicht mehr folgerichtig?"
„Sie kann es nicht mehr!" bestätigte Gucky. „Das befallene Plasma gibt sinnlose Befehle, und der Logiksektor wehrt sich dagegen. Die Positronik ist, wenn man so will, schizophren geworden. Die Plasmasegmente versuchen, die gesamte Positronik umzuprogrammieren, damit sie den Kommandanten der Fragmentraumer neue Befehle erteilt. Es könnte sich dabei unter anderem auch sehr gut um den Befehl handeln, die Erde anzugreifen und zu vernichten. Was das im augenblicklichen Zustand der Menschheit bedeuten würde, ist uns ja wohl allen klar. Wir wären verloren. Was hätten wir achtzigtausend schwer bewaffneten Fragmentraumern schon entgegenzusetzen?"
„Soweit darf es niemals kommen!" Waringer kaute nervös auf seiner Unterlippe. „Wir werden landen müssen, und dann mußt du abermals versuchen, Kontakt mit dem Zentralplasma aufzunehmen. Allerdings müssen wir damit rechnen, daß die Riesenpositronik uns angreift."
Major Pera Kondor machte ein bedenkliches Gesicht.
„Wir können mit der KOGHANOR nur auf einem der drei Raumhäfen landen und werden von dort aus operieren müssen.
Wann, Professor?"
„Beim nächsten Anflug."
Längst hatte das Schiff die Kreisbahn endgültig verlassen und flog verhältnismäßig niedrig über die Hundertsonnenwelt dahin.
Große Teile der Oberfläche waren naturbelassen worden, eigentlich gab es nur zwei riesige ausgebaute Flächen, einmal die terranische Kolonie mit den Werften und der Wohnsiedlung Suntown, dann auf der anderen Seite den Komplex des Zentralplasmas und die Zentralpositronik.
Major Kondor drosselte weiter die Fluggeschwindigkeit, als am Horizont die Wolkenkratzer Suntowns auftauchten. Die Werften lagen weiter nördlich. Matt schimmerte die riesige Fläche des ersten Raumhafens im Schein der künstlichen Sonnen.
Fast ein wenig überhastet landete die KOGHANOR am Rand des Feldes. Kondor schaltete den Antrieb ab, blieb aber im Kontrollsitz. Seine Hand lag auf den Kontrollschaltern der energetischen Schutzschirme, um sie jeden Augenblick aktivieren zu können, falls sich das als notwendig erweisen sollte.
Aber es erfolgte kein Angriff. Alles blieb ruhig, und Hunderte von Kilometern über ihnen umkreisten weiterhin die Posbiraumer den Planeten, als sei nichts geschehen.
Waringer gratulierte sich selbst dazu, daß die wissenschaftliche Besatzung des Spezialschiffes auch für den Notfall geschult worden war. Selbst Professor Ottokar wußte mit einem Impulsstrahler umzugehen und verstand es, sich im Gelände zu tarnen, wenn er vom Gegner nicht gesehen werden wollte.
Die Physiker, Biologen und Chemiker waren in der Lage, ausgezeichnete Einsatzkommandos zu bilden, die denen der Solaren Flotte nicht nachstanden.
Waringer gab den Befehl zum Verlassen des Schiffes. Als erstes mußten die nahegelegenen Großkraftwerke besetzt und die Schaltzentrale für die automatische Abwehr unter Kontrolle gebracht werden. Nur ein kleines Notkommando blieb in der KOGHANOR zurück, um sie im Falle eines Großangriffs starten und in Sicherheit bringen zu können.
Sämtliche Anlagen von Suntown waren intakt. Die Meßinstrumente zeigten keinerlei Defekte an. Wenig später schon hüllten gigantische Energieschirme den Wohnbezirk, die Werften und die Raumhäfen ein. Aus dem Boden fuhren die Abwehrgeschütze empor und richteten ihre Läufe drohend in den Himmel. Waringer hatte nicht die Absicht, sie gegen die Positronik der Hundertsonnenwelt einzusetzen,
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