0619 - Killer-Blasen
ist es? Wo hält es sich versteckt, oder welchen Weg nimmt dieses verdammte Grauen?«
Suko wehrte sich mit beiden Händen. »Schau uns nicht an, wir wissen es auch nicht.«
»Kann dir dein Kreuz keinen Hinweis geben, John?«
»Nein.«
Golenkow hob die Schultern und ließ sie wieder fallen. »Das ist mir alles auf den Magen geschlagen. Ich brauche jetzt einen kräftigen Schluck.« Aus dem Fahrerhaus holte er eine Flasche. Sie war gefüllt mit einer wasserklaren Flüssigkeit – Wodka.
»Wer will?«
Wir lehnten ab. Der Russe drehte den Verschluß ab, nahm einen Schluck, schüttelte sich und stellte die Flasche wieder weg. »Es ist einfach nicht zu fassen. Ich glaube, daß man dieses verdammte Leben manchmal nur im Suff ertragen kann.«
»Seit wann hast du diese Anwandlungen?«
»Das kann ich dir sagen, John. Seit ich die Leichen hier gesehen habe.« Seine Lippen zuckten. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt.
»Wir haben schon einiges zusammen erlebt, Freunde, aber das hier ist am schlimmsten.«
»Ja, wir sind wirklich hilflos. Das heißt, ich nicht, ich habe mein Kreuz. Deshalb sollten wir nach Möglichkeit zusammenbleiben, falls es zu einem Angriff kommt.«
»Und du rechnest mit einem Überfall?«
»Bestimmt.«
»Wo?«
»Kannst du mich nicht etwas Leichteres fragen, mein Freund? Der kann überall passieren, aber ich glaube, daß wir nicht einmal so weit fahren müssen. Ich bin nach wie vor der Überzeugung, daß sich das Grauen auf diese Gegend konzentriert.«
Suko nahm den Ball auf. »Dann meinst du also, daß wir zunächst hierbleiben sollen?«
»In etwa schon.«
Wladimir Golenkow fuhr herum. »Nein!« widersprach er heftig.
»Das… das tue ich mir nicht an. Ich werde an dieser Stätte kein Lager aufschlagen.«
»Nicht hier im Dorf«, schränkte ich ein. »In der Umgebung. Schauen wir uns die Stelle mal an, wo die Blase erschienen ist.«
Der Platz zwischen den beiden Häusern war zwar nicht leer, wir sahen ein umzäuntes Stück Wiese, aber Spuren konnten wir an dieser Stelle nicht entdecken.
»Wie aus dem Nichts«, flüsterte der Russe. »Sie sind tatsächlich wie aus dem Nichts erschienen.«
»Leider.«
Suko schaute auf die Uhr. »In einer Stunde überfällt uns die Dämmerung. Bis dahin sollten wir einen Platz gefunden haben, Freunde.«
Ich hatte nichts dagegen, auch nicht, daß Wladimir Golenkow fuhr. Ich saß hinter ihm. Neben mir auf dem Sitz stand ein schweres Funkgerät. Mit seiner Hilfe würden wir auch eine Militärbasis erreichen. Diese Stationen bildeten eine Kette an der finnischen Grenze.
Ich dachte auch an diese Basen. Wenn es dem Todesnebel gelungen war, ein Dorf zu vernichten, dann würde er es auch schaffen, Militärbasen zu zerstören.
Darüber redete ich mit Wladimir, als er den Geländewagen wendete. Er schrak derart zusammen, daß er anhielt. »John, mal den Teufel nicht an die Wand. Das kann verdammt wahr werden…«
»Möglicherweise ist es schon wahr geworden. Ich rechne auch damit, daß es zu einem dämonisch-magischen Angriff auf eure Landesverteidigung kommen kann. Es muß nicht so sein, aber wir dürfen keine Möglichkeit außer acht lassen.«
»Soll ich sie anfunken?«
»Das wäre zumindest einen Versuch wert.«
»Gut.« Golenkow stoppte den Wagen und stieß zu mir auf die Rückbank. Das Funkgerät bekam seinen Saft über eine Batterie. Der KGB-Mann mußte einen Code benutzen, um die gewünschte Station überhaupt erreichen zu können. Ich wußte, daß Wladimir bei seiner ›Firma‹ einen hohen militärischen Rang bekleidete, er war weisungsbefugt und gab auch seinen ID-Code durch.
Ich verstand ein wenig Russisch. Als Golenkow jedoch sprach, kam ich nicht mit. Er redete einfach zu schnell, und ich schaute mir nur sein Gesicht an.
Wir schienen Glück gehabt zu haben. Hätte es Ärger gegeben, Wladimirs Gesicht hätte anders ausgesehen. So zeichnete sich ein gewisses Gefühl der Erleichterung ab.
Nach dem Gespräch blieb er für wenige Sekunden wie ein Erschöpfter hocken.
»Ist der Kelch vorbeigegangen?« fragte Suko von vorn.
»Ja – noch.«
»Hast du die zuständigen Stellen gewarnt?«
Der KGB-Mann schüttelte den Kopf. »Das habe ich nicht. Zumindest nicht vor dem Nebel oder dem Schleim. Ich habe ihnen nur zu verstehen gegeben, daß sie die Augen besonders aufhalten sollen. Sie werden wachsam sein. Sie wissen auch unsere Frequenz und können Bescheid geben.«
Das war vernünftig. Uns hielt nichts mehr an der Stätte des Todes.
Golenkow nahm
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