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062 - Das Moerderspiel

062 - Das Moerderspiel

Titel: 062 - Das Moerderspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Caroff
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dann entfernten sich seine Schritte über den Korridor.
    Sollte er tatsächlich versuchen, mit einer Leiter ihr Zimmer zu erreichen? Sie drehte das Licht ab. Bisher war die Nacht ihr Feind gewesen, nun wurde sie zu ihrem Verbündeten.
    Unten schlug eine Tür zu, und Saturns Schritte erklangen auf der Treppe, näherten sich über den Korridor und hielten an. Nach einem Augenblick der Stille erklang der erste schwere Schlag einer Hacke gegen die Tür. Sie hörte Holz splittern, aber schon kam der nächste Schlag, und der nächste …
    Licht drang ins Zimmer, und in dem Licht stand die massive Gestalt Saturns. Er hatte sein Hemd ausgezogen, und in dem schwachen Licht glänzten seine Muskeln goldbraun. Elisabeth dachte daran, daß es nicht sein Körper war, den er da benutzte, sondern der eines toten Bergsteigers. Und hinter dieser konzentrierten Stirn funktionierte ein krankes Gehirn…
    Elisabeth lief zum Fenster und öffnete es. Sie hatte keinen vernünftigen Gedanken mehr, nur mehr die Überzeugung, den Anblick dieses Monsters nicht mehr ertragen zu können. Aber Saturn ließ die Hacke fallen und sprang durch die zersplitterte Öffnung der Tür in das Zimmer. Elisabeth stieg auf das Fenstersims und ließ sich hinausfallen.
    Der Fall schien kein Ende zu nehmen, aber dann stak sie plötzlich bis über die Hüften im Schnee und fiel nach vorn.
    Saturn stand am Fenster und grinste auf sie herab. „Seien Sie doch vernünftig, Elisabeth. Ich komme zur Eingangstür und öffne Ihnen.“
    Er verschwand. Elisabeth verstärkte ihre Versuche, aus dem tiefen Schnee zu kommen, und es gelang ihr schließlich aufzustehen. Sie lief zum Haus und stand unter dem vorspringenden Dach. Vor ihr lag das Fenster zum Salon. Sie drückte die Flügel nach innen, und sie gaben nach. Schnell kletterte sie über das Fensterbrett ins Zimmer, zog sofort die Schuhe aus, um keine nassen Spuren zu hinterlassen, und lief zu den Toiletten.
    „Ich weiß, daß Sie hier drinnen sind!“ erklang Saturns Stimme von der Eingangstür her. „Aber wenn Sie Verstecken spielen wollen, bitte sehr. Ich versichere Ihnen, ich kenne dieses Haus wie meine Westentasche, und ich kenne auch jedes Versteck hier. Ich werde Sie finden, Elisabeth.“
    Er verschwand im Salon, und Elisabeth huschte in die Bibliothek. Sie horchte, aber nur Stille war um sie her. Sie lief über die Geheimtreppe in den ersten Stock und den Korridor entlang bis zur Haupttreppe. Über welche Treppe Saturn auch immer heraufkam, sie konnte ihn sehen und fliehen.
    Wenn es erst einmal Tag war, würde sie versuchen, die Schneeschuhe zu finden, und dann läge der Weg nach Seefeld offen. Ohne die Schneeschuhe konnte Saturn sie auch nicht verfolgen.
    Plötzlich hörte sie vom Ende des Korridors ein kleines Geräusch, und Saturn erschien. Einen Augenblick lang sahen sie einander an, dann rannte Elisabeth die Haupttreppe hinunter, durchquerte das Wohnzimmer und blieb im Salon stehen.
    Kein Geräusch drang von oben an ihre Ohren. Saturn hatte sie offenbar nicht verfolgt. Aber vielleicht näherte er sich jetzt auf einem anderen Weg?
    Sie mußte weg aus dem Salon. Er lag zwischen zwei anderen Räumen, und sie mußte zwei Türen, die einander gegenüberlagen, im Auge behalten. Sie lief zu den Toiletten. Aber auch hier befand sie sich zwischen zwei Türen. Also versuchte sie die Bibliothek.
    Sie sah sich um. Saturn konnte von überall her kommen: aus der Küche, von der versteckten Treppe, aus dem Wohnzimmer … Sie erkannte, daß sie nirgends auch nur halbwegs sicher war, und wurde von Panik erfaßt. Sie fühlte, daß ihre Nerven am Zerspringen waren und wußte nicht, was sie tun sollte.
    Am Ende ihrer Kräfte angelangt, huschte sie zum Diwan und ließ sich dahinter nieder. Zwischen der niederen Rückenlehne und der Wand legte sie sich auf den Bauch. Sie befand sich außerhalb des Lichtkegels der Stehlampe, und wenn Saturn sich nicht bückte, konnte er sie nicht sehen.
    Sie erstarrte, als die Stimme hinter ihr erklang. „Ich dachte mir, daß ich Sie hier finden würde, Mademoiselle. Kommen Sie hervor.“
    Sie stützte sich auf und erhob sich. Saturn saß bequem zurückgelehnt in einem Fauteuil nahe am Spieltisch, auf dem immer noch die Karten lagen. Er lächelte und sah beinahe friedlich aus, hätte er nicht den schwarzen Griff des Küchenmessers in der Hand gehabt.
    Elisabeth setzte sich auf den Diwan. Ihre Kehle war wie zugeschnürt.
    Saturn grinste. „Haben Sie keine Angst, meine Liebe. Ich will Ihnen nicht

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