062 - Das Moerderspiel
weh tun. Ganz im Gegenteil …“
Er erhob sich abrupt und ließ sich vor ihr auf die Knie nieder. Die breite Klinge des Küchenmessers glänzte bedrohlich vor ihren Augen.
„Sie wissen, was ich möchte“, rief Saturn. „Sie sind meine erste Liebe, Elisabeth. Sagen Sie: Haben Sie einen Freund in Paris?“
Sie schüttelte den Kopf. Zu nahe war die tödliche Klinge. „Seine Augen glitzerten seltsam, und sein Gesicht verzerrte sich ein wenig.“
Elisabeth schloß die Augen. „Weshalb legen Sie dieses Messer nicht weg?“ flüsterte sie.
„Sie könnten sich wehren, wie Mitsubishi und Cramer es versucht haben“, meinte er trocken. „Und ich habe bemerkt, daß dieses Messer einen größeren Eindruck macht als die eindringlichsten Worte.“ Er sah das Messer nachdenklich an. „Seltsam, nicht? Die einzige Tatsache, die Tauern mir in zwanzig langen Jahren nicht beigebracht hat. Möchten Sie, daß ich Sie entkleide? Das kann ich in der gleichen Art wie Tauern.“
Sie beherrschte sich. Wenn sie sich ruhig und zurückhaltend benahm, entging sie damit der Gefahr, daß Saturn die Nerven verlor. Sie schaffte sogar ein kleines Lächeln. „ Ichmöchte mich lieber selbst ausziehen. Mein anderes Kleid ist völlig zerrissen. Erinnern Sie sich?“
Er blieb vor ihr knien, während sie ihr Kleid über den Kopf zog.
Saturn versuchte vergeblich, sie mitzureißen. Unter seinen forschenden Händen lag ein lebloser Körper, unter seinen Lippen fand er einen kühlen Mund.
Plötzlich richtete er sich auf und sah sie an. „Was hast du? Was ist los?“
Sie bewegte sich nicht und hielt die Augen weiter geschlossen.
„Was ist los? Drüben im Wohnzimmer hat es dir doch gefallen, oder?“
„Es ist das Licht“, sagte sie.
„Wenn es nichts anderes ist …“
Er erhob sich, durchquerte das Zimmer und drückte auf den Schalter.
Elisabeth nestelte an ihrem Kleid und nahm die Brosche in die Hand. Sie erinnerte sich an Montanellis Worte.
Sie legte die Hand mit der Brosche unter ihren Nacken. Die Bibliothek war jetzt sehr schwach beleuchtet, nur das Licht vom Wohnzimmer drang herein. Sie sah Saturn zurückkommen und sich über sie beugen.
Sie vergaß die Brosche unter ihrem Nacken, legte die Arme um ihn und begleitete ihn in seiner Leidenschaft.
Dann lag sie mit geschlossenen Augen müde auf dem Diwan. Es sah aus, als ob sie schliefe, aber in ihr tobte ein Wirbelsturm. Die Dunkelheit verbarg ihre Schamröte. Gegen ihren eigenen Willen, von einem tierischen Instinkt getrieben, hatte sie sich einem Mörder hingegeben und dabei noch Vergnügen empfunden! Einem Mann, den sie aus ganzem Herzen haßte!
Langsam und vorsichtig suchte sie nach der Brosche und fand sie an der Stelle, an der sie sie gelassen hatte. Es war eine nutzlose Waffe, wenn sie sich immer dann dem Vergnügen zuwandte, wenn sie sie benützen sollte.
Ihr Herz klopfte. Wenn er erriet, was sie vorhatte, würde er sie zweifellos augenblicklich töten.
„Elisabeth …“
Er stand neben ihr, das Messer in der Hand. Während sie ausruhte, mußte er es geholt haben.
Sie bemerkte, daß er noch nicht zufrieden war. Aber diesmal hielt er das Messer in seiner Hand, bereit, zuzustechen, wenn sie sich wehrte oder eine falsche Bewegung machte.
Endlich ließ er Elisabeth los.
Saturn nahm Elisabeths Kleid und verließ die Bibliothek. Sie sah ihn das Wohnzimmer durchqueren, nackt, wie er war, das Messer in der Hand. Dann verschwand er im Salon.
Elisabeth wandte sich ab. Sie fühlte sich beschmutzt und verzweifelt. Aber hinter ihrer Verzweiflung stand nun ein starkes Bedürfnis nach Rache und abgrundtiefer Haß.
Sie wäre wohl kaum imstande gewesen, Saturn vorsätzlich und kaltblütig zu ermorden, aber in diesem Augenblick hätte sie keine Sekunde gezögert.
Sie ging zu den Toiletten und drehte eine der Duschen auf. Sie blieb lange unter dem starken Wasserstrahl stehen und hüllte sich dann in ein großes Badetuch.
Die Uhr im Wohnzimmer schlug sechs, als Saturn zurückkam. Er hatte das Messer nicht mehr bei sich und rauchte eine Zigarette. Aus einem geheimnisvollen Grund hatte er seine übliche Ruhe verloren und schien nervös.
Elisabeth legte beide Hände unter ihren Nacken und sah starr zur Decke. Vielleicht war der Augenblick bald gekommen …?
Aber momentan hatte Saturn für solche Ablenkungsmanöver keinen Sinn.
„Ich sehe den Schein von Lampen weiter unten im Tal …“
Elisabeths Herz begann heftig zu klopfen, aber sie bewahrte ihre Ruhe und
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