Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
062 - Das Moerderspiel

062 - Das Moerderspiel

Titel: 062 - Das Moerderspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Caroff
Vom Netzwerk:
brachte?“
    „Ja, ich wollte den Anschein erwecken, als befände sich ein Unbekannter im Haus. Um keine Spuren zu hinterlassen, ließ ich die Schneeschuhe draußen. Apropos: ich habe mich sehr gewundert, daß keinem von Ihnen auffiel, wie gut mir die Sachen des verstorbenen Bergsteigers paßten! Dabei wäre es so einfach gewesen, daraus zu erkennen, daß ich Saturn bin … Und aus meinem Versteck sah ich dann, daß Sie sehr wenig getrunken hatten, Elisabeth …“
    Sie biß die Zähne zusammen, als sie sich an die Szene im Dunkel erinnerte.
    „Ich erstach Piwnjew in der Dunkelheit, und dann ging ich hinunter, um den Generator wieder anzustellen. Ich hörte noch Ihren Gesprächen vom Salon aus zu …“
    „Haben Sie tatsächlich die Schnur verwendet?“
    „Ja, Montanelli hatte recht. Hätte er das Zimmer durchsucht, wären meine Halbschuhe zum Vorschein gekommen. Ich muß gestehen, daß nach meiner offiziellen, Rückkehr’ alles sehr einfach für mich wurde. Montanelli umzubringen war ein Kinderspiel, aber er hat mir nie wirklich mißtraut, nicht wahr?“
    Elisabeth bemerkte, daß er sich nicht an die chronologische Reihenfolge der Ereignisse erinnern konnte. Vermutlich war Dr. Tauerns Geschöpf doch nicht so perfekt …
    „Weshalb haben Sie Montanellis Leiche in meinem Schrank versteckt?“
    „Weil ich nicht wußte, was ich mit ihr anfangen sollte“, entgegnete Saturn. „Ich mußte sehr schnell handeln, um rechtzeitig am Treppengeländer zu sein, wo ich vorgab, gestoßen worden zu sein.“
    „Ich verstehe“, sagte Elisabeth. „Aber hätten Sie nicht noch schneller gehandelt, wenn Sie Montanelli im Schrank seines eigenen Zimmers versteckt hätten?“
    Er schwieg. Saturn dachte offensichtlich nach. Vielleicht war Saturn ohne Verbindung zu Tauerns Genialität nicht mehr so scharfsinnig – und daher nicht mehr so gefährlich?
    „Sagten Sie vorhin, wenn ich nicht öffne, dann kommen Sie durchs Fenster?“ sagte Elisabeth leise und eindringlich. „Wissen Sie nicht, daß das unmöglich ist? Sie glauben, Sie können es mit einer Leiter schaffen. Nichts wäre einfacher für mich, als Ihre Leiter umzustoßen, wenn Sie auf einer hohen Sprosse stehen. Oder ich könnte Ihnen vorher, bevor Sie hochklettern, einen schweren Gegenstand auf den Kopf fallen lassen. Sie sind nicht sehr intelligent, Saturn. Wäre ich Sie gewesen, hätte ich eine bessere Methode gewußt, acht Menschen umzubringen.“
    „Und zwar?“
    Elisabeth fühlte sich etwas erleichtert. Sie sah auf ihre Uhr. Es war fast fünf. Vielleicht konnte sie Saturn lange genug hinter dieser Tür festhalten, bis Hilfe von Seefeld eintraf. Sie weigerte sich daran zu denken, daß nicht unbedingt Hilfe kommen mußte.
    „Und zwar?“ wiederholte Saturn ungeduldig.
    „Niemand hat an Ihrer Identität als Professor Jensen gezweifelt. Dr. Tauern hatte versprochen, Ihre Identität bis zum nächsten Tag geheimzuhalten, daher hatten Sie die ganze Nacht, um Ihren Plan auszuführen. Sobald alle schlafen gegangen wären, hätten Sie nur die Gashähne der Propangasflaschen zu öffnen brauchen, und wären Ihres Weges gegangen. Aller, weitere wäre ohne Ihr Zutun passiert. Niemand wäre an diesem Morgen erwacht, alle Zeugen mit einem Schlag beseitigt.“
    „Sie haben recht“, sagte Saturn ruhig. „Sie vergessen nur eines, Elisabeth: daß mir viel an Ihnen liegt. Ganz besonders nach dem, was zwischen uns in der Dunkelheit geschehen ist.“
    Elisabeth fühlte ein Kribbeln im Nacken.
    „Sie werden mit mir leben, Elisabeth. Sie werden die kommenden Jahre mit mir verbringen. Wir verstecken die Leichen und werden den Polizisten sagen, daß Tauern und seine Gäste verreist sind. Außerdem: warum sollte die Polizei überhaupt kommen? Öffnen Sie jetzt! Öffnen Sie!“
    Elisabeth stand vom Bett auf und ging zum Fenster. Wenn es ihm gelang, hereinzukommen, würde sie sich hinunterstürzen.
     

     

Elisabeth wußte, daß sie dadurch nicht mehr erreichen würde, als sich eine Verletzung zuzuziehen, denn der Boden war mit Schnee bedeckt und nur wenige Meter vom ersten Stock entfernt. Sie konnte nicht fliehen, denn Saturn mit seinen Schneeschuhen hätte sie bald eingeholt.
    Also durfte sie nicht die Nerven verlieren. Im Moment war ihr Leben nicht in Gefahr.
    „Öffnen Sie!“
    Sie rührte sich nicht. Es war fünf Uhr früh. Es war ihr gelungen, Saturn fast vierzig Minuten lang hinzuhalten, aber nun hatte er nichts mehr zu sagen. Sie hörte Saturns schweren Atem hinter der Tür, und

Weitere Kostenlose Bücher