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062 - John Flack

062 - John Flack

Titel: 062 - John Flack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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und seine ganze Haltung drückte demütige Bescheidenheit aus. Und dann sank seine Stimme zu einem heiseren Flüstern herab. »Soll ich Ihnen etwas sagen, Mr. Reeder?«
    »Sie können mir erzählen, was Sie wollen«, sagte Mr. Reeder und knöpfte sich die Weste zu. »Ich bin gerade in guter Laune für Geschichten. In dieser wundervollen Atmosphäre, inmitten dieser entzückenden Umgebung, würde ich - hm - Feenmärchen bevorzugen, oder sagen wir lieber - hm - Geistergeschichten. Gibt es denn keinen Spuk in Larmes Keep, Mr. Daver? Gespenster sind meine besondere Spezialität. Ich habe wahrscheinlich mehr Gespenster gesehen und - hm - verhaftet als irgendein anderer lebender Vertreter des Gesetzes. Ich habe die Absicht, gelegentlich ein Meisterwerk über dieses Thema zu schreiben. ›Geister, die ich sah‹, oder ›Führer in die Geisterwelt‹ in dreiundsechzig Bänden. - Was wollten Sie sagen . . .?«
    »Ich wollte sagen«, entgegnete Mr. Daver, und seine Stimme klang eigenartig gespannt, »daß meiner Meinung nach Flack in eigener Person mal hier gewohnt hat. Ich habe dies Miss Belman gegenüber nicht erwähnt, aber ich bin der festen Überzeugung, daß ich mich nicht irre. Vor sieben Jahren« - seine Stimme klang eindringlich -, »traf eines Abends gegen zehn Uhr ein graubärtiger Mann mit ziemlich magerem Gesicht hier ein und verlangte ein Zimmer. Er hatte sehr viel Geld, aber das hatte auf mich keinen Einfluß. Unter anderen Umständen hätte ich verlangt, erst schriftlich hier anzufragen, aber es war spät, bitterlich kalt, und es schneite - und ich brachte es nicht übers Herz, einen Mann seines Alters von meiner Tür zu weisen.«
    »Wie lange wohnte er hier?« fragte Mr. Reeder. »Und warum denken Sie, es war Flack?«
    »Weil« - Davers Stimme war zu einem geisterhaften Hauch geworden -, »weil er genauso verschwand wie Mr. Ravini: Am Morgen in der Frühe, ohne seine Rechnung zu bezahlen - und sein Pyjama blieb zurück.«
    Mr. Reeder wandte sehr langsam den Kopf nach Mr. Daver um und betrachtete ihn von oben bis unten.
    »Das gehört in die Kategorie der humoristischen Erzählungen, und ich bin jetzt viel zu hungrig, um zu lachen«, sagte er ruhig. »Wann wird gegessen?«
    In diesem Augenblick ertönte der Gong.
    Gewöhnlich aß Margaret Belman gleichzeitig mit den anderen Gästen, aber an einem besonderen Tisch. Sie errötete und fühlte sich mehr als verlegen, als Mr. Reeder auf ihren Tisch zukam, einen Stuhl hinter sich herzog und den Auftrag gab, hier für ihn zu decken. Die anderen drei Gäste speisten an einzelnen Tischen.
    »Ein ungeselliges Volk hier«, sagte Mr. Reeder, als er seine Serviette auseinanderfaltete und durch den Saal blickte.
    »Was denken Sie von Mr. Daver?«
    J. G. Reeder lächelte nachsichtig.
    »Er ist ein spaßiger Kerl«, sagte er, und sie lachte, wurde aber sofort wieder ernst.
    »Haben Sie etwas über Ravini herausgefunden?«
    Mr. Reeder schüttelte den Kopf.
    »Ich habe mit dem Portier gesprochen, er scheint ein ehrlicher und offener Mensch zu sein. Er erzählte mir, daß am Morgen, als Ravini verschwunden war, die Vordertür unverriegelt und unverschlossen war. Der Mann hat Beobachtungsgabe. Wer ist Mrs. Burton?« fragte er unvermittelt.
    »Die Haushälterin.« Margaret lächelte und schüttelte den Kopf. »Sie ist eine ziemlich traurige Dame, die eine Menge Zeit damit verbringt, auf die guten Zeiten hinzuweisen, die sie eigentlich haben müßte, anstatt hier lebendig begraben‹ zu sein - das sind ihre eigenen Worte.«
    Mr. Reeder legte Messer und Gabel nieder.
    »Du liebe Güte!« sagte er teilnehmend. »Sie ist wohl eine Dame, die mal bessere Tage gesehen hat?«
    Margaret lachte leise.
    »Meiner Meinung nach hat sie niemals eine solche Zeit gehabt wie jetzt. Sie ist ziemlich gewöhnlich und schrecklich ungebildet. Ihre Abrechnungen, die zu mir heraufkommen, sind unter aller Kritik! Aber in allem Ernst - sie muß früher mal in guten Verhältnissen gelebt haben. Am ersten Abend meines Hierseins ging ich auf ihr Zimmer, um wegen einer Abrechnung zu fragen, die ich nicht verstehen konnte - es war nämlich reine Zeitverschwendung, denn Bücher sind die reinsten Mysterien für sie -, und sah sie am Tisch sitzen und ihre Hände bewundern.«
    »Ihre Hände?« fragte er, und sie nickte.
    »Sie waren mit den wundervollsten Ringen bedeckt, die man sich nur denken kann«, sagte Margaret und war zufrieden mit dem Eindruck, den diese Worte auf Mr. Reeder machten. Er ließ Messer und

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