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062 - John Flack

062 - John Flack

Titel: 062 - John Flack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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daß ich ihn als Pension benutze, aber vielleicht hat Ihnen unsere junge Freundin erzählt, daß es eine Liebhaberei von mir ist. Ich hasse die Einsamkeit, und es ist mir außerordentlich zuwider, mich durch Freundschaften zu binden. Meine Stellung hier ist einzigartig: Ich kann meine Gäste aussuchen, wie ich will.« Mr. Reeder sah ziellos auf den Treppenabsatz.
    »Hatten Sie jemals einen Gast namens Holden?« fragte er.
    Mr. Daver verneinte.
    »Oder einen Gast namens Willington? Zwei Freunde von mir, die vor ungefähr acht Jahren hier gewesen sind?«
    »Nein«, antwortete Mr. Daver ohne Zögern. »Ich vergesse keinen Namen. Sie können unser Gästebuch der letzten zwölf Jahre durchlesen - zu jeder Ihnen passenden Zeit. Wäre es vielleicht möglich, daß sie aus irgendeinem Grund -« Mr. Davers Verlegenheit wirkte erheiternd -»unter anderen Namen als ihren eigenen hierhergekommen sind . . .? Nein, ich sehe schon, das war nicht der Fall.«
    Während er sprach, hatte sich eine Tür am anderen Ende des Ganges geöffnet und sofort wieder geschlossen. Mr. Reeder, dem nichts entging, sah den Schatten eines Menschen, bevor sich die Tür schloß.
    »Wessen Zimmer ist das?« fragte er.
    Mr. Daver schien diesmal wirklich verlegen zu sein.
    »Das sind meine Zimmer«, sagte er mit einem nervösen Räuspern. »Das war Mrs. Burton, meine Haushälterin - eine ruhige, ziemlich traurige Seele, die viel Kummer in ihrem Leben gehabt hat.«
    »Das Leben ist voller Kummer und Sorgen«, war Mr. Reeders abgedroschene Antwort.
    Nun aber hatte Mr. Reeder hervorragend scharfe Augen, und wenn er auch die Haushälterin bis jetzt noch nicht gesehen hatte, so war er doch ganz sicher, daß das hübsche Gesicht, das er einen flüchtigen Augenblick bemerkt hatte, nicht zu einer ›traurigen Seele‹ gehörte, die schon viel Kummer erlebt hatte. Als er sich für das Dinner umzog, wunderte er sich darüber, warum Olga Crewe durchaus nicht wollte, daß man sie aus den Zimmern des Besitzers kommen sah. Zweifellos eine begreifliche und richtige Zurückhaltung; und Zurückhaltung war eine Eigenschaft, die Mr. Reeder an jeder Frau am meisten schätzte.
    Er mühte sich mit seiner Krawatte ab, als Mr. Daver, der sich selber die Stellung eines persönlichen Adjutanten bei ihm verliehen zu haben schien, an die Tür klopfte und fragte, ob er hereinkommen dürfe. Er war etwas außer Atem und hielt eine Anzahl Zeitungsausschnitte in der Hand.
    »Sie erwähnten zwei Herren, Mr. Willington und Mr. Holden«, sagte er. »Die Namen kamen mir bekannt vor. Ich hatte das peinigende Gefühl, sie zu kennen, ohne sie wirklich zu kennen. Sie werden verstehen, wie ich das meine, lieber Mr. Reeder? Und dann kamen mir die näheren Umstände ins Gedächtnis.« Er schwenkte die Zeitungsausschnitte. »Ich hatte ihre Namen hier gelesen.«
    Mr. Reeder starrte auf sein Spiegelbild und zupfte sich die Krawatte zurecht.
    »Hier?« wiederholte er mechanisch, drehte sich herum und nahm die Ausschnitte, die der Besitzer ihm hinhielt.
    »Wie Sie vielleicht wissen, Mr. Reeder, bin ich ein niedriger Schüler Lombrosos und der anderen großen Kriminologen, die das Studium des Abnormen zu einer Wissenschaft erhoben haben. Ganz unabsichtlich lenkte Miss Belman meine Gedanken auf die Flack-Bande, und so habe ich innerhalb der beiden letzten Tage eine Menge Einzelheiten über die Missetäter zusammenbringen können. Unter diesen werden auch die Namen Holden und Willington erwähnt. Es waren zwei Detektive, die auf die Suche nach Flack gingen und niemals zurückkehrten. - Jetzt, wo mir diese Sache mehr und mehr ins Gedächtnis zurückkommt, erinnere ich mich sehr gut an ihr Verschwinden. Da war auch noch ein dritter Mann, der gleichfalls spurlos verschwand.« Mr. Reeder nickte zustimmend.
    »Ah, Sie erinnern sich?« rief Mr. Daver triumphierend. »Selbstverständlich erinnern Sie sich . . .! Es war ein gewisser Biggerthorpe, Rechtsanwalt, der eines Tages unter irgendeinem Vorwand aus seinem Büro abberufen wurde und den man nie wieder sah. Darf ich hinzufügen« - er lächelte gut gelaunt -, »daß Mr. Biggerthorpe niemals hier gewohnt hat? Warum sollten Sie annehmen, daß er hier gewohnt hat?«
    »Das ist mir gar nicht eingefallen.« Mr. Reeder gab Milde für Sanftheit. »Biggerthorpe? Ich hatte das ganz vergessen. Er wäre ein wichtiger Zeuge gegen Flack gewesen, wenn man ihn gefaßt hätte. Sie studieren Verbrecher und ihre Praktiken, Mr. Daver?«
    »In bescheidenem Maße«, sagte Mr. Daver,

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