062 - John Flack
Simpson.
»Tot«, antwortete Mr. Reeder ruhig.
In Scotland Yard, in Gegenwart des ungläubigen und entsetzten Polizeichefs, gab Mr. Reeder die Aufklärung des Verbrechens.
»Flack ist Chemiker, und ich glaube, ich habe dies Ihnen gegenüber nachdrücklichst betont. Haben Sie bemerkt, Simpson, daß auf der Brücke, die über den Weg hinwegführt, ein alter Sprengwagen stand? Ich nehme an, Sie haben in der Zwischenzeit erfahren, daß er nicht dem Landwirt gehört, auf dessen Besitztum er gefunden wurde, daß dieser ihn auch nie vorher gesehen hat. Es wird wahrscheinlich keine Schwierigkeiten machen, herauszufinden, wo der Wagen gekauft worden ist. Voraussichtlich wird sich herausstellen, daß er vor einigen Tagen bei einem Verkauf von Gemeindegeräten weggegeben wurde. In der ›Times‹ hatte ich übrigens die Anzeige eines solchen Verkaufs gelesen. Können Sie sich nicht vorstellen, wie leicht es sein würde, große Mengen eines tödlichen Gases, dessen Hauptbestandteil beispielsweise Kohlensäure ist, nicht nur unter Druck in dem Tank aufzubewahren, nein, dort sogar herzustellen? Nehmen Sie an, dieses Gas oder ein noch viel tödlicheres, wie sich vielleicht herausstellen wird, ist dort aufbewahrt worden. Können Sie sich nicht vorstellen, wie außerordentlich einfach es sein würde, an einem stillen, ruhigen Morgen einen Schlauch über die Brücke zu lassen und den darunterliegenden Hohlweg mit dem Gas anzufüllen? Das ist, ich bin absolut sicher, auch geschehen. Was für eine Art Gas sonst noch verwendet wurde, weiß ich jetzt noch nicht, aber Kohlensäure bedeckt jetzt noch den Boden des Hohlweges. Als ich ein Streichholz fallen ließ, verlöschte es, und jedes weitere Streichholz, das ich in der Nähe des Bodens anzündete, ging sofort aus. Wenn der Wagen glatt hindurch und den anderen Abhang wieder hinaufgelaufen wäre, wären Fahrer und Insassen wahrscheinlich mit dem Leben davongekommen. So aber war der Fahrer im Augenblick betäubt, verlor die Gewalt über das Steuer, rannte gegen die Böschung und brachte dadurch das Auto zum Halten. Höchstwahrscheinlich waren sie alle schon tot, bevor Flack und seine Helfershelfer, mit Gasmasken ausgerüstet, heruntersprangen, den Fahrer nach hinten in das Auto warfen und davonfuhren.«
»Und der Landwirt . . .« begann der Polizeichef von neuem. »Er fand seinen Tod wahrscheinlich kurze Zeit später, nachdem das Militärauto schon durchgefahren war. Auch er fuhr in dies Loch des Todes hinab, aber die Schnelligkeit seines Wagens trug ihn auf der anderen Seite wieder hinaus, obwohl er da wohl schon tot war.«
Er stand auf und streckte sich müde.
»Jetzt will ich erst mal Miss Belman aufsuchen und sie beruhigen«, sagte er. »Haben Sie sie nach dem Hotel bringen lassen, wie ich Sie gebeten hatte, Simpson?«
Simpson starrte ihn in äußerster Verwunderung an.
»Miss Belman?« sagte er. »Ich habe Miss Belman überhaupt nicht gesehen.«
14
Alles ging in Margaret Belmans Kopf durcheinander, als sie in den Wagen stieg, der am Portal von Larmes Keep auf sie wartete. Die Tür wurde hinter ihr zugeschlagen, und das Taxi fuhr sofort ab. Sie bemerkte ihren Gefährten: Er hatte sich in die äußerste Ecke des Taxis gedrückt und begrüßte sie mit einem verlegenen Grinsen. Er sprach nicht eher, als bis sie eine Strecke von dem Hause entfernt waren.
»Mein Name ist Gray. Mr. Reeder hatte keine Möglichkeit, mich vorzustellen. Sergeant Gray vom C. I. D.«
»Mr. Gray, was soll denn das alles bedeuten? Das Instrument, das ich holen soll?«
Gray hustete. Er wußte nichts von dem Instrument. Dann setzte er ihr auseinander, seine Instruktionen beständen nur darin, sie bis zu einem Auto zu begleiten, das am Fuß der Hügelstraße auf sie wartete.
»Mr. Reeder wünscht, daß Sie mit diesem Auto nach London fahren. Haben Sie vielleicht Brill irgendwo gesehen?«
»Brill?« fragte sie. »Wer ist denn Brill?«
Er erklärte ihr, daß zwei Beamte, er und der Mann, den er erwähnt hatte, auf dem Grundstück gewesen seien.
»Aber was geht denn eigentlich vor? Ist irgend etwas in Larmes Keep nicht in Ordnung?« fragte sie. Die Frage war eigentlich unnötig. Der Ausdruck in Reeders Augen hatte ihr deutlich erzählt, daß dort etwas noch mehr als ›nicht in Ordnung‹ war.
»Ich weiß es nicht, Miss«, antwortete Gray diplomatisch. »Ich weiß nur, daß der Oberinspektor mit einem Dutzend Mann hier ist, und das sieht nach Ernst aus. Ich nehme an, Mr. Reeder wollte Sie aus dem Weg
Weitere Kostenlose Bücher