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062 - John Flack

062 - John Flack

Titel: 062 - John Flack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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schnell, aber als sie über breite Strecken von verwitterten Felsen, auf denen ihre Stöcke keinen Halt fanden, hinwegglitt, vergrößerte sich das Tempo in beunruhigender Weise.
    Und dann bemerkte sie zu ihrem Entsetzen, daß sie ihre Richtung nicht einhalten konnte; sie konnte versuchen, was sie wollte, immer glitt sie nach der linken Seite des Plateaus, ihre verzweifelten Anstrengungen, nach der rechten Seite hinüberzukommen, waren ohne Erfolg. Das Gestrüpp wurde spärlicher. Anzeichen von einem Erdrutsch, der kürzlich stattgefunden haben mußte, wurden sichtbar, von einem Erdrutsch, der vielleicht bis zum Meeresniveau hinunterlief, vielleicht aber auch jäh und verhängnisvoll am Rand eines steilen Abhanges endigen konnte. Tiefer und tiefer glitt sie, auf dem Rücken, auf der Seite, zeitweise mit dem Gesicht nach unten, und fühlte, wie ihre Geschwindigkeit sich mit jedem Meter vergrößerte. Die Enden ihrer Stöcke waren zersplittert, und schon lag das Plateau, das sie erreichen wollte, hinter und über ihr. Als sie den Kopf drehte, sah sie seine weiße Wand, die steil zu ungesehenen Tiefen abfiel.
    Da wurde ihr das Entsetzliche klar. Der Abhang lief um einen großen Felsen herum und fiel dann in einem scharfen Winkel in die See. Bevor sie sich noch der drohenden Gefahr völlig bewußt werden konnte, glitt sie schneller und immer schneller durch Lehm und Sand, als Mittelpunkt eines neuen Erdrutsches, den sie verursacht hatte. Riesenhafte Felsblöcke folgten ihr - um Haaresbreite wäre sie von einem zerschmettert worden.
    Und dann, wie von einem Katapult fortgeschleudert, schoß sie plötzlich in die Luft. Sie hatte einen blitzartigen Eindruck von wogendem Grün unter sich, und im nächsten Augenblick schlug das Wasser über ihr zusammen. Mit allen Kräften arbeitete sie sich nach oben.
    Es schien ihr eine Ewigkeit, ehe sie an die Oberfläche kam. Glücklicherweise war sie eine gute Schwimmerin, und als sie sich umblickte, sah sie den gelben Strand weniger als fünfzig Meter von sich entfernt. Aber es waren fünfzig Meter gegen die Ebbe, und völlig erschöpft schleppte sie sich an Land und brach auf dem Sand zusammen.
    Ihr ganzer Körper schmerzte sie, sie fühlte ihn wie eine einzige Wunde. Hände und Füße waren zerschunden. Als sie langsam wieder zu Atem kam, hörte sie wie ein tröstendes Geräusch das Geplätscher von fallendem Wasser. In halber Höhe der Klippe sprang ein Quell aus dem Felsen, sie taumelte über den Strand und trank gierig aus den hohlen Händen. Sie war ausgedörrt; ihre Kehle war so trocken, daß sie kaum einen Ton herausbringen konnte. Hunger hätte sie vielleicht aushalten können, aber Durst war unerträglich. Jetzt konnte sie sich tagelang am Leben erhalten, falls man sie nicht gleich entdecken sollte. Es war unnötig, den Strand noch lange zu durchforschen. Der Weg zur Freiheit lag offen vor ihr. Ein vom Wasser ausgehöhlter Tunnel führte durch den Uferfelsen hindurch auf einen anderen Strand. Siltbury war nicht zu sehen. Sie hatte nicht die geringste Idee, wie weit sie von dieser ersehnten Niederlassung menschlicher Wesen entfernt war, und nahm sich auch nicht die Mühe, darüber nachzudenken. Als sie ihren Durst gelöscht hatte, zog sie Schuhe und Strümpfe aus und machte sich auf den Weg nach dem Tunnel.
    Die zweite Bucht war größer und ihr Strand viel länger. Sie fand kleine Felsenriffe, die weit hinaus in die See liefen und über die sie mit ihren bloßen Füßen hinwegklettern mußte. Die Bucht war viel länger, als sie erst angenommen hatte, und war, so weit sie sehen konnte, ohne Ausgang; auch die Höhe der Klippen nahm nicht ab. Sie hatte erwartet, einen Pfad zu finden, der über diese hinwegführen würde, und wurde in dieser Hoffnung noch bestärkt, als sie den faulenden Rumpf eines Bootes entdeckte, das hoch und trocken auf dem Strande lag.
    Nach ihrer Schätzung war es ungefähr acht Uhr morgens. Als sie sich auf den Weg machte, war sie vom Kopf bis zu den Füßen durchnäßt, aber die warme Septembersonne hatte ihre Lumpen - anders konnte man es nicht nennen - getrocknet. Sie hatte die Empfindungen eines gestrandeten Seemannes auf einer verlassenen Insel, und nach kurzer Zeit begann die Einsamkeit auf ihre Nerven zu wirken.
    Bevor sie noch das Ende der Bucht erreicht hatte, war es ihr klar, daß sie nur in die nächste gelangen würde, wenn sie bis zu einer niedrigen Felsenbarriere schwamm, die leicht überklettert werden konnte. Zu ihrer eigenen Bequemlichkeit

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