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062 - John Flack

062 - John Flack

Titel: 062 - John Flack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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haben.«
    Sie ›nahm es nicht an‹, sie wußte es ganz genau, und ihr Herz schlug schneller.
    Was war da für ein Geheimnis in Larmes Keep? Hing das alles mit dem Verschwinden von Ravini zusammen? Sie gab sich die größte Mühe, ruhig und logisch zu denken, aber sie konnte ihre Gedanken nicht beieinanderhalten.
    Das Taxi hielt am Fuß des Hügels, und Gray sprang heraus. Etwas weiter von ihnen sah sie das Rücklicht eines Autos, das am Rande der Straße wartete.
    »Haben Sie den Brief, Miss? Der Wagen bringt Sie direkt nach Scotland Yard, und dort wird Mr. Simpson sich weiter um Sie kümmern.«
    Er brachte sie zu dem Wagen, öffnete ihr die Tür und folgte dem Auto mit seinen Blicken, bis es verschwand.
    Es war ein großes, elegantes Kabriolett, und Margaret machte es sich in einer Ecke behaglich, zog die Decke über die Knie und bereitete sich auf die zweistündige Fahrt nach London vor. Die Luft im Wagen war nicht besonders gut; sie versuchte vergeblich, das eine Fenster herunterzulassen, mit ebensowenig Erfolg das andere. Es waren nicht einmal Scheiben in den Fensterrahmen, und diese ließen sich überhaupt nicht bewegen. Etwas verletzte sie leicht am Knöchel. Sie tastete an dem Fensterrahmen entlang . . . Schrauben, erst kürzlich angebracht. Es war ein kleiner Holzsplitter, an dem sie sich gerissen hatte.
    Mit wachsender Unruhe fühlte sie nach der Klinke an der Innenseite der Tür. Eine Klinke war nicht vorhanden.
    Ihre Bewegungen mußten wohl die Aufmerksamkeit des Fahrers erregt haben, denn die vordere Glasscheibe wurde heruntergeschoben, und eine rauhe Stimme begrüßte sie:
    »Sitzen Sie still und verhalten Sie sich ruhig! Das ist nicht Reeders Wagen . . ., den habe ich nach Hause geschickt!«
    Die Stimme ging in ein Kichern über, das ihr das Blut in den Adern gerinnen ließ.
    »Jetzt kommen Sie mit mir mit. . . Sie können was erleben . . . Sie kennen mich doch, was . . .? Reeder soll blutige Tränen weinen . . . Reeder kennt mich sehr gut. . . Ich wollte ihn heute nacht fassen, aber Sie genügen mir auch, mein Schatz!«
    Die Glasscheibe schloß sich. Der Wagen bog von der Hauptstraße in einen Nebenweg ein, mit der Absicht, wie sie vermutete, auf seinem Weg Städte und Dörfer möglichst zu vermeiden. Sie streckte ihre Hand aus und befühlte die Wände des Wagens. Das Verdeck war aus Leder und konnte zurückgeschlagen werden. Wenn sie ein Messer hätte, könnte sie vielleicht . . .
    Der Atem stockte ihr fast, als ihr ein Gedanke in den Kopf kam. Sie richtete sich auf und fühlte nach den Metallklammern, die das Verdeck festhielten. Sie nahm alle Kraft zusammen, schob den flachen Haken zurück, stemmte die Füße gegen die Vorderwand des Wagens und zog und zerrte an dem Lederverdeck. Ein Strom frischer Luft kam herein, als das Verdeck langsam anfing zusammenzuklappen. Der geschlossene Wagen war jetzt offen. Sie durfte keine Zeit verlieren. Der Wagen fuhr ungefähr mit einer Geschwindigkeit von vierzig Kilometern, aber sie mußte die Möglichkeit einer Verletzung in Kauf nehmen. Sie kletterte über die Rückseite des Lederverdecks, hielt sich fest an der Kante und ließ sich auf die Straße fallen. Obwohl sie sich vollkommen überschlug, kam sie wunderbarerweise ohne jede Verletzung davon, sprang auf ihre Füße und blickte sich, zitternd vor Furcht, nach einem Weg zur Flucht um. Die Hecke an der linken Seite war hoch und undurchdringlich. An der rechten Seite befand sich ein niedriges Holzgatter. Sie war gerade im Begriff, darüber hinwegzuklettern, als sie das Kreischen der Bremsen hörte und sah, daß der Wagen anhielt.
    Während sie weiterhastete, zerbrach sie sich den Kopf, was für eine Gegend es war, in der sie sich befand. Sie war nicht bebaut und schien Gemeindeland zu sein, da sie unter ihren Füßen den elastischen Boden und die dornigen Finger des Steckginsters fühlte, die nach ihrem Kleid griffen, als sie vorbeieilte. Sie glaubte, den Mann hinter sich rufen zu hören, aber sie floh immer tiefer in die Finsternis hinein. Dicht bei ihr mußte die See sein. Sie spürte den herben Salzgeruch. Einmal, als sie einen Augenblick stehenblieb, um Atem zu schöpfen, hörte sie das Rauschen der Wogen, die gegen einen unsichtbaren Strand schlugen. Sie lauschte, beinahe taub von dem wilden Pochen ihres Herzens.
    »Wo sind Sie? Zurück! Sie verfluchte Närrin!« Die Stimme war ganz in ihrer Nähe. Kaum ein Dutzend Meter entfernt sah sie eine dunkle Gestalt sich bewegen und konnte nur mit größter Mühe

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