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062 - John Flack

062 - John Flack

Titel: 062 - John Flack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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einen Schrei unterdrücken. Sie kauerte sich hinter einen Busch und wartete, und dann sah sie zu ihrem Entsetzen einen Lichtstrahl in der Dunkelheit aufblitzen. Er hatte eine elektrische Lampe und ließ das Licht über den Boden schweifen.
    Entdeckung war unvermeidlich, sie sprang auf und lief weiter . . . im Zickzack, in der Hoffnung, ihren Verfolger überlisten zu können. Sie bemerkte, daß der Boden unter ihren Füßen abschüssig wurde, und das vermehrte noch die Schnelligkeit ihres Laufes. Und Schnelligkeit hatte sie nötiger als je, denn nun hatte er ihre Gestalt, die sich gegen den helleren Horizont abzeichnete, entdeckt und kam hinter ihr her . . ., stotternd und kreischend in seiner tollen Wut. Und jetzt schien ein Entkommen unmöglich. Sie machte einen wilden Sprung, um seinen ausgestreckten Händen zu entgehen, und fühlte keinen Boden mehr unter den Füßen. Ehe sie sich noch zurückwerfen konnte, fiel sie - fiel. Sie schlug auf einen Busch auf - Schmerz und Schreck brachten sie einer Ohnmacht nahe. Und sie fiel - rollte einen steilen Abhang hinunter, vergeblich griffen ihre Hände wild um sich, um sich in den Sträuchern, im Sand, an den Grasbüscheln festzuklammern, sie fiel - hatte schon alle Hoffnung aufgegeben, rollte und stürzte, kopfüber, kopfunter, als ihr Fall plötzlich durch ein ebenes Fleckchen aufgehalten wurde. Atemlos, mit schmerzenden Gliedern, blieb sie liegen - ein Bein hing über den Rand des Felsens, der über sechzig Meter steil abfiel. Glücklicherweise war es finster.
    Erst bei Tagesanbruch wurde es Margaret Belman klar, wie nahe sie dem Tod gewesen war.
    Tief unter ihr lag die See und ein schmaler Streifen gelber Sand. Sie blickte auf eine schmale Bucht, in der sich, soweit sie sehen konnte, kein Anzeichen befand, daß sich Menschen dort aufhielten. Das war nicht zum Verwundern, denn der Strand war nur von der See aus zu erreichen. Irgendwo, auf der anderen Seite des nördlichen Felsens, mußte ihrer Meinung nach Siltbury liegen. Unter ihr ein steiler Absturz über das kalkweiße Kliff, über ihr ein schreckenerregender, hoher Abhang, den sie aber hoffte, erklimmen zu können.
    Einen Schuh hatte sie bei ihrem Fall verloren, und nach einigen Augenblicken Suchens fand sie ihn so nahe bei der Klippe, daß sie schwindlig wurde, als sie sich bückte, um ihn aufzuheben.
    Das Plateau war ungefähr fünfzig Meter lang, hatte die Form eines Halbmondes und war beinahe ganz mit Stechginstersträuchern bewachsen. Sie fand Dutzende von Nestern, und das bewies ihr, daß das Fleckchen nicht einmal von den tollkühnsten Felsenkletterern aufgesucht wurde. Jetzt verstand sie auch die Bedeutung des niedrigen Geländers an der anderen Seite des Weges, der augenscheinlich parallel mit der Küste einige Meilen nach Westen zu lief. Wie weit war sie wohl von Larmes Keep entfernt? Sie dachte angestrengt nach, bis es ihr zum Bewußtsein kam, wie lächerlich es war, sich jetzt darüber den Kopf zu zerbrechen. Das nächstliegendste war, daß sie sich in Gefahr befand, zu verhungern.
    Sie mußte von dem Plateau herunterkommen. Es gab eine allerdings recht fernliegende Möglichkeit, daß man sie von der See aus gesehen hätte. Die wenigen Vergnügungsboote, die von Siltbury ausführen, gingen nicht nach Westen; die Fischerflotte segelte unweigerlich nach Süden. Sie legte sich lang auf den Boden und blickte über den Abhang hinweg in der vergeblichen Hoffnung, einen leichten Abstieg zu entdecken; aber alles Suchen war umsonst. Der Hunger meldete sich, aber in all den Nestern, die sie durchsuchte, fand sie nicht ein einziges Ei.
    Es blieb ihr nichts anderes übrig, als das ganze Plateau genau zu durchforschen. Nach Westen zu war ein Aufoder Abstieg unmöglich, aber an der Ostseite fand sie einen mit Sträuchern bewachsenen Abhang, der zu einem anderen Plateau zu führen schien, das aber nicht so groß war wie das, auf dem sie sich befand.
    Hinabzugleiten war verhältnismäßig leicht, größere Schwierigkeiten verursachte es aber, die Schnelligkeit ihres Abgleitens so zu kontrollieren, daß sie nicht über den Abhang des nächsten Plateaus hinausschoß. Mit unendlicher Mühe brach sie zwei dicke Äste von einem großen Ginsterbusch und begann, mit den Füßen voraus, sich langsam hinuntergleiten zu lassen, während sie die beiden Äste wie ein Skiläufer seine Stöcke zum Bremsen gebrauchte. Wo die Oberfläche des Abhanges aus Sand oder Lehm bestand oder wo Gestrüpp ihr zu Hilfe kam, war ihr Abstieg nicht

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