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062 - John Flack

062 - John Flack

Titel: 062 - John Flack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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sind doch Miss Belman, nicht wahr?«
    Sie nickte. Er hob seinen Kopf, lauschte - dann legte er sich flach auf den Boden und spähte vorsichtig um die Ecke seines Verstecks herum. Beinahe fünf Minuten lang blieb er so liegen, ohne sich zu bewegen, und in dieser Zeit war Margaret aufgestanden. Ihre Knie zitterten, sie fühlte sich körperlich elend, und ihr Mund war wieder trocken und ausgedörrt.
    Offenbar zufriedengestellt, kroch er an ihre Seite zurück.
    »Ich war auf Posten in Reeders Zimmer und glaubte, ich hörte ihn vom Fenster aus rufen - wenn geflüstert wird, kann man Stimmen nicht unterscheiden -, ich sollte schnell kommen, er brauche mich. Kaum war ich unten angelangt, als . . . plautz!« Er befühlte vorsichtig seinen Kopf und zuckte schmerzhaft zusammen. »Das ist alles, woran ich mich erinnern kann, bis ich wieder zu mir kam und feststellte, daß ich am Ertrinken war. Ich mußte natürlich den ganzen Morgen in der Höhle bleiben.«
    »Warum ›natürlich‹?« flüsterte sie.
    »Weil zur Flutzeit der ganze Strand unter Wasser steht und die Höhle dann der einzige Platz ist, wo man sich aufhalten kann. Im Augenblick ist sie für meinen Geschmack etwas zu sehr bevölkert.«
    Sie starrte ihn verwundert an.
    »Bevölkert . . .? Was soll das heißen?«
    »Leise!« warnte er sie, denn sie hatte unwillkürlich ihre Stimme erhoben.
    »Ich möchte gern wissen, wie sie hier herunterkommen - Daver und der alte Schuft.« Sie fühlte, wie sie erblaßte.
    »Sie meinen . . . Flack?« Er nickte.
    »Flack ist nur ungefähr eine Stunde hier gewesen, und Gott weiß, wie er hier heruntergekommen ist. - Ich nehme an, unsere Leute halten das Haus unter Beobachtung.«
    »Die Polizei?« fragte sie immer erstaunter.
    »Das ist doch Flacks Hauptquartier - wußten Sie denn das nicht? Ich dachte, Reeder - ich meine Mr. Reeder - hätte Ihnen alles erzählt. Den ganzen Morgen über habe ich mich in die Höhle hinein- und hinausgeschlichen. Sie haben da oben einen Posten aufgestellt«, er nickte in der Richtung nach Siltbury. »Das ist eine Bande! Wundervoll organisiert. Heute morgen haben sie einen Goldtransport aufgehalten und sind damit durch die Lappen gegangen. - Ich habe gehört, wie der alte Mann es seiner Tochter erzählt hat. Das Spaßige bei der ganzen Sache ist, daß er selber gar nicht dabei war, als der Überfall ausgeführt wurde, daß aber alles klappte wie ein Uhrwerk. Er hat die geschicktesten Gauner gewonnen, und Ravini ist der einzige, der ihn je verraten hat.«
    »Wissen Sie eigentlich, was mit Mr. Ravini passiert ist?« fragte sie, und er schüttelte den Kopf.
    »Er ist tot, glaube ich. Es gibt eine Menge Dinge in der Höhle, die ich nicht, und nur ein paar, die ich gesehen habe. Sie haben zum Beispiel ein Motorboot drinnen - so groß wie eine Kirche! Das Boot, meine ich . . . Still!«
    Wieder drückte er sich flach gegen den Felsen. Stimmen ließen sich vernehmen, kamen näher und näher. Vielleicht war es auch die eigenartige Akustik der Höhle, die in einem den Eindruck erweckte, die Sprechenden ständen unmittelbar in ihrer Nähe. Brill erkannte die dünne, kreischende Stimme des alten Mannes und grinste, aber diesmal war es kein angenehmes Lächeln.
    »Irgend etwas stimmt nicht, stimmt ganz verdammt nicht! Was hast du, Olga?«
    »Nichts, Vater.«
    Margaret erkannte Olga Crewes Stimme.
    »Du bist sehr brav und geduldig gewesen, mein Liebling. Ich würde nie einen Plan zur Flucht gefaßt haben, wenn ich dich nicht fürs Leben versorgt wissen wollte. Für dich bin ich sehr ehrgeizig, Olga.«
    »Ja, Vater.«
    Olgas Stimme klang etwas gedrückt, aber anscheinend bemerkte der alte Mann das nicht.
    »Du mußt den besten Mann im ganzen Land bekommen, Kleine. Du sollst ein Haus haben, um das dich jede Prinzessin beneiden wird. Aus weißem Marmor mit goldenen Kuppeln! Die reichste Frau im ganzen Land sollst du sein, Olga . . . Ich habe mir alles gut überlegt. Nacht für Nacht, wenn ich in jenem fürchterlichen Haus in meinem Bett lag, sagte ich mir: ›Ich muß 'raus, muß Olgas Zukunft sichern.‹ Darum bin ich ausgebrochen - das ist der einzige Grund. Mein ganzes Leben lang habe ich nur für dich gearbeitet.«
    »Mutter sagt -« begann das junge Mädchen.
    »Pah!« Der alte John Flack spie das Wort förmlich heraus. »Ein gedankenloses Frauenzimmer! Mit dem Empfinden einer Haushälterin . . . Sie hat sich also gut um dich gekümmert. . .? Ja . . .? Um so besser für sie . . . Ich würde es ihr niemals vergeben,

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