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062 - John Flack

062 - John Flack

Titel: 062 - John Flack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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einen Schritt in das Zimmer hinein und stand dann unbeweglich. Er starrte auf das Bett, unfähig zu glauben, was sich seinen Blicken zeigte.
    Auf der seidenen Steppdecke, verkrampft in unbeschreiblicher Stellung, lag Daver. Seine runden, erloschenen Augen starrten nach der Decke, Mr. Reeder wußte, daß er tot war, bevor er noch die schreckliche Wunde und das Messer, das in der Seite saß, gesehen hatte.
    Reeder horchte nach einem Herzschlag, fühlte nach dem Puls an dem noch warmen Handgelenk, aber er wußte, es war Zeitverlust. Er durchsuchte schnell die Taschen des Toten und fand in der inneren Westentasche einen dicken Stoß Banknoten.
    »Nur Tausender«, sagte Mr. Reeder, »und davon fünfundneunzig. Was ist in dem Paket?«
    Es war ein kleiner Pappumschlag, der ein Dampferbillett Southampton - New York auf den Namen ›Sturgeon‹ enthielt; in einer der Rocktaschen fand er einen Paß auf den gleichen Namen und vom amerikanischen Konsul mit einem Visum versehen.
    »Er war auf dem Sprung, durchzugehen - hat aber zu lange gewartet«, sagte er. »Armer Teufel!«
    »Aber wie ist er bloß hier hereingekommen, Sir«, fragte Gray. »Sie können ihn doch nicht hergetragen haben.«
    »Er war noch am Leben, als wir ihn hörten«, entgegnete Reeder kurz. »Er wurde ermordet, als wir ihn schreien hörten. Es gibt einen Eingang in das Zimmer, den wir bis jetzt noch nicht gefunden haben . . . Was war das?«
    Ein gedämpfter Schlag, wie wenn eine schwere Tür zugemacht worden wäre. Das Geräusch schien von irgendwoher im Zimmer selbst zu kommen. Reeder riß dem Detektiv die Brechstange aus der Hand und bearbeitete die Täfelung hinter dem Diwan. Unter der Täfelung solides Mauerwerk. Dann riß er eine andere herunter, der gleiche Erfolg. Von neuem öffnete er den Diwan. Der Boden war aus dünnen Holzplanken gefügt. Auch diesen brach er auf. Darunter nichts wie Steinfußboden.
    »Reißen Sie alles ab«, befahl Reeder, und als das geschehen war, trat er in das nackte Gestell des Diwans und bewegte es vorsichtig von einem Ende zum anderen.
    »Nichts!« sagte er. »Gehen Sie nach unten und telefonieren Sie Simpson, was sich ereignet hat.«
    Als der Mann gegangen war, nahm er noch einmal die Untersuchung des Getöteten auf. Daver hatte eine lange goldene Kette an der Weste getragen. Die Kette war verschwunden, nahe am oberen Ring abgerissen, der Knopf selbst hing nur noch an einem Faden. Er war noch damit beschäftigt, als seine Hand ein dickes Päckchen in der Hüfttasche des Toten berührte. Ein abgenutztes Ledertäschchen, angefüllt mit kleinen, meist unleserlichen Notizen. Sie waren von einer ungeübten Hand und hauptsächlich mit Bleistift geschrieben. Die Schrift war groß und unregelmäßig und jede Art Papier war für diese Botschaften verwendet worden. Eine davon war eine hingekritzelte chemische Formel; eine andere bestand aus den wenigen Worten:
    ›Das Haus gegenüber Reeder ist zu vermieten. Mieten oder Schlüssel in die Hände bekommen. Nachrichten an gewohnter Stelle.‹
    Einige dieser Notizen waren verständlich, andere wieder gingen über das augenblickliche Begriffsvermögen Reeders hinaus. Aber zuletzt kam er zu einem Streifen, dessen Inhalt ihm die Farbe aus dem Gesicht jagte.
    Belman fiel über Kliff sechs Meilen westlich Lärme. Leute schicken und Körper bergen lassen, bevor Polizei ihn entdeckt‹
    Mr. Reeder las, und das Zimmer drehte sich um ihn.
    Als Margaret Belman wieder zu Bewußtsein kam befand sie sich in frischer Luft und lag in einer kleinen Felsennische, die vom Eingang der Höhle unmöglich zu sehen war. An ihrer Seite stand ein Mann in zerrissenem Hemd und zerlumpten Beinkleidern, der auf sie herabblickte. Als sie die Augen öffnete, sah sie, wie er den Finger an die Lippen legte, als ob er sie auffordern wollte, zu schweigen. Sein Haar war ungekämmt und klebte von geronnenem Blut, das auch über sein Gesicht gelaufen und dort getrocknet war. Und doch lag in seinem entstellten Gesicht eine gewisse Freundlichkeit, als er neben ihr niederkniete und ihr durch die hohlen Hände zuflüsterte:
    »Seien Sie ganz ruhig! Es tut mir leid, daß ich Sie erschreckt habe, aber ich hatte Sorge, Sie würden schreien, wenn Sie mich sehen würden. Ich glaube, ich sehe fürchterlich aus!« Sein Grinsen war beruhigend.
    »Wer sind Sie?« fragte sie ebenso leise.
    »Mein Name ist Brill vom C. I. D.«
    »Wie sind Sie hierhergekommen?« fragte sie.
    »Das möchte ich auch gerne wissen«, sagte er grimmig. »Sie

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