062 - Todeskuss vom Höllenfürst
er brachte eine
weitere Neuigkeit für Daniel. Ein Zeuge hatte sich gemeldet, der glaubte, im
Mordfall O’Connor etwas aussagen zu können.
Der Mann, er hieß Peter Crawdon, war dreiundzwanzig,
Student in Washington, derzeit jedoch unterwegs, um die sonnigen Gefielde der
Staaten auszuloten. Er behauptete, einen schwarzgekleideten bärtigen Hippie
gesehen zu haben, der im Palmhain verschwand, als er, Crawdon, auf der
beleuchteten Terrasse aufgetaucht sei, um etwas frische Luft zu schnappen.
Die Zeit stimmte in etwa mit der überein, die auch Larry
Brent als Mordzeit angegeben hatte. Daniel wollte der Sache auf den Grund
gehen.
Der ersten Überlegung, daß Brent unter Umständen etwas
mit dem Mordfall direkt zu tun haben könnte, war ein anderer Gedanke erfolgt,
nachdem die Tatwaffe im Labor untersucht worden war. Es war ein Wurfmesser, wie
es im Zirkus von Messerwerfern benutzt wurde. Nur einer, der etwas davon
verstand, konnte damit umgehen. Daniel beriet sich mit seinen Leuten. Insgesamt
gehörten fünf gut ausgebildete Männer der Sonderkommission an.
Der drahtige Captain weihte seine Leute in die neu
entstandene Lage ein. Es kam zu einer allgemeinen Diskussion, in derer Verlauf
einer der Männer Daniels auf den Gedanken kam, daß der neue Fall Hathry unter
Umständen mit dem Mord an dem Schokoladefabrikanten O’Connor in Verbindung
stand.
„Es war stadtbekannt, daß O’Connor den Verlust seiner
Frau nicht überwinden konnte“, sinnierte Daniel auf eine diesbezügliche
Bemerkung eines Kollegen. „Man brachte nicht allzuviel aus ihm heraus, doch er
schien der Ansicht zu sein, hier in Miami die Spur wieder aufzunehmen. Hat er
etwas entdeckt? Das ist nun die Frage, die sich uns stellt - und die Beantwortung
dieser Frage könnte uns unter Umständen einen riesigen Schritt voranbringen.
Wer hat O’Connor auf dem Gewissen? Kennen wir jemand, der gut mit dem Messer
umgehen kann?“
„Parcelli“, kam es wie aus der Pistole geschossen von der
Seite Pit Mollers.
Daniel wandte den Blick. Mollers war schmal,
schwarzhaarig mit großen dunkler. Augen und einem schmalen Kinnbart. Er trug
das Haar schulterlang und sah selbst aus wie ein Hippie. Niemand vermutete in
ihm einen Kriminalisten.
Doch das Aussehen und das Benehmen Moller’s war wie eine
Tarnung. Er war ein junger Mensch, lebte und gab sich so. Er hatte Kontakt zu
Hippiekreisen und wußte so ziemlich genau, was dort gespielt wurde.
Parcelli war Angloitaliener, der lange Zeit mit einem
Zirkusuniternehmen durch die Welt gezogen war. Er hatte als Artist und
Messerwerfer seinen Namen gemacht. Das Rauschgift jedoch hatte seine Karriere
beendet. Nach einem schrecklichen Unfall, bei dem Parcellis Partnerin getötet
worden war, zog der Angloitaliener sich vollends aus seinem Beruf zurück.
„Ich habe ihn oft üben sehen. Mit diesen Messern. Es gibt
für mich keinen Zweifel“, fuhr Pit Mollers fort. „Dieses Wurfmesser, mit dem
O’Connor getötet wurde, stammt von Parcelli.“
„Aber er brauchte es nicht geworfen zu haben“, meinte ein
zweiter Kriminalbeamter.
Daniel nickte. „Das eben soll Pit herausfinden. Du gehst
in die Hippie-Kolonie! Nimm dir Parcelli vor! Ich möchte gern wissen, wo er
gestern abend zur Tagszeit treffen wir uns in Freddys Revon seinen Messern
fehlt. Um die Mittageszeit treffen wir uns in Freddy’s Restaurant. Die anderen
machen Innendienst. Ich sehe mich mal bei dem merkwürdigen Mister Fennermann
um...“
●
Als Daniel bei Fennermann eintraf, arbeitete dieser im
Garten.
Moris Daniel wurde von Frank Fennermann wie ein alter
Bekannter begrüßt.
Moris Daniel übersah beiläufig die schmale, braune und
verstaubte Hand Fennermanns.
„Dann eben nicht“, knurrte der Deutsche.
„Ich glaube, Sie wissen, weshalb ich gekommen bin.“
„Natürlich. Ich habe es sogar erwartet.“ Fennermann
stellte die Harke gegen die Hauswand. Im Schatten hinter dem Haus und dem
Gewächshaus herrschte eine angenehme Temperatur. Der Gärtner wies auf die
Stellen, wo jemand die Blumen abgeschnitten hatte. „Es war nicht meine Schuld.
Gestern, das mußte sein, Daniel. Aber hier hat mir jemand ins Handwerk
gepfuscht. Ich bin nicht für Dinge verantwortlich, die ohne mein Zutun
passieren.“
„Ich kann in Schwierigkeiten kommen“, murmelte der
Captain dumpf.
Immer wenn er in Fennermanns Nähe war, fühlte er sich
unsicher und bedrückt. Der kleine Deutsche, der ihm kaum bis an die Schultern
reichte, beherrschte mit seinem stillen,
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