062 - Todeskuss vom Höllenfürst
überlegenen Lächeln die Situation.
Fennermann war ein undurchsichtiger, mysteriöser Mensch, der sich mit Dingen
befaßte, die Daniel unheimlich vorkamen. Man schrieb ihm übersinnliche Kräfte
und Fähigkeiten zu, und das, was bisher in Miami und Umgebung geschehen war,
bewies, daß die Erzählungen, die man sich in bestimmten Kreisen flüsternd
weiterberichtete, alles andere als Märchen waren.
„Aber ich kann in Schwierigkeiten kommen“, sagte Daniel
hart. Auf seiner Haut zeigte sich eine ungesunde, für diese Breiten
unnatürliche Blässe.
„Das ist nicht mein Problem.“ Achselzuckend verschwand
Fennermann im dunklen Flur. Die Tür zum Hintereingang war weit geöffnet. Im
Haus roch es nach seltenen Gewürzen.
Moris Daniel folgte dem Gärtner auf den Fuß.
Im Haus war es düster. Sämtliche Fenster waren verhangen,
als scheue der Deutsche das Sonnenlicht. Alte Möbel, in denen der Holzwurm
nagte, verstärkten noch den Eindruck der Düsternis. An den Wänden hingen
Bilder, alte Rahmen, Haushaltsartikel und Gartengeräte. Der breite Korridor
machte den Eindruck einer Abstellkammer. Man sah, daß hier die ordnende Hand
einer Frau fehlte.
Der Flur stieß direkt auf die Wohnzimmertür.
„Kommen Sie ‘rein in die gute Stube, Captain“, sagte
Fennermann mit leichter Stimme. „Ich glaube, ich habe Ihnen noch etwas zu
sagen, ehe Sie anfangen, sich Sorgen zu machen. - Charly Baker ist tot, das
wissen Sie.“
„Ja.“
„Er hatte Besuch. Der gute Charly wollte aus der Schule
plaudern. Das ist ihm nicht bekommen. Die Dame, die ihn auszuhorchen gedachte,
befindet sich in meinem Gewahrsam. Sie wird mir einen kostbaren Dienst
erweisen. Aber das weiß sie bis jetzt noch nicht.“
Daniel setzte zum Sprechen an, aber er brachte dann doch
kein Wort über die Lippen.
„O’Connor beging einen ähnlichen Fehler“, fuhr Fennermann
unbeirrt fort, während er in den ebenfalls abgedunkelten Wohnraum ging. Daniel
blieb an der Türschwelle stehen. „Parcelli hat mir in diesem Fall die Arbeit
abgenommen. Sie sehen, Daniel, daß es nicht nötig ist, erst Ihre Männer zu
strapazieren. Die Lösung liegt hier auf dem Tisch. Sie können den Alarm
abblasen.“
„Sie gehen zu weit, Fennermann“, preßte Daniel zwischen
den Zähnen hervor.
„Wie weit ich gehen kann, ist meine Sache! Hier bestimme
ich, Daniel! Der Mächtigere hat das Recht! Und das bin ich in diesem Falle -
ich!“
„Wir hatten eine Abmachung getroffen.“ Daniel kam um den
großen, altmodischen Tisch herum. Auf dem Boden lag ein alter, abgetretener
Teppich. „Solange Sie in Ihrem Bereich bleiben, sobald nicht elementare Grenzen
überschritten werden, wollte ich ein Auge zudrücken.“
Fennermann lachte. Wie ein zum Sprung geduckter Gnom
stand er hinter dem Tisch, und seine Augen funkelten. Sein schmaler, harter
Mund verzerrte sich zu einem bösartigen Grinsen, so daß Daniel das Gefühl
hatte, der Leibhaftige stände vor ihm. Er hatte nie zuvor einen häßlicheren,
abstoßenderen Menschen gesehen.
„Starke Worte, Daniel“, Fennermahns kalte Stimme schnitt
wie ein Messer durch die Luft. „Offenbar wissen Sie nicht mehr, wo Sie
stehen?!“
„Ich kann nicht länger dem Morden und Töten zusehen“,
stöhnte Daniel. Er stützte sich auf der Tischplatte ab. „Ich kann unter diesem
Druck nicht mehr leben!“
„Sie leben nicht schlecht dabei! Meine Freunde lassen
Ihnen manche Summe auf Ihr Konto überweisen. Geld heilt viele Wunden. Und
bisher machten Sie mir nicht den Eindruck, als ob Ihre Moral besonders
gefestigt sei.“
Daniel preßte die Zähne zusammen, daß sie knirschten.
Am liebsten wäre er diesem Ungeheuer in Menschengestalt
an die Kehle gesprungen. Aber er bezähmte sich, er wußte nur zu gut, daß er
hier nichts ausrichten konnte. Beide Hände waren ihm gebunden.
„Ich bin der Chef hier! Und daran wird sich nichts
ändern, solange ich lebe, Daniel!“
Fennermann griff nach einer Flasche, die auf einer
Glasvitrine stand.
Rasch füllte er zwei Gläser. „Solange Sie mitspielen,
kann Ihnen nichts passieren. Und Ihrer Familie auch nicht, das wissen Sie doch.
Sie wollen, daß Ihre Frau lange jung und hübsch und anziehend bleibt. Und Sie
wollen, daß Ihr Sohn Lome erfolgreich in seinem Beruf arbeitet. Das alles wird
sich ändern, wenn Sie Ärger bereiten, das wissen Sie doch.“
Er unterbrach sich. Draußen im Korridor, hinter der
Wohnzimmertür, vernahmen er und Moris Daniel, daß die Bodendielen leise
knarrten.
Daniel warf einen
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