062 - Ytanga, die Seelenechse
ohnmächtig vor Schmerz begriff Gus O'Shea, daß er hier vor seinem Tod alle seine Sunden abbüßte.
Er hatte viele Verbrechen verübt, geraubt, gestohlen, erpreßt, getötet, und er sagte sich, daß ihm dafür nun die Rechnung präsentiert wurde.
Er wußte, daß ihm der Tod gewiß war, aber er hoffte, daß Barbara dieses grausame Schicksal erspart blieb.
Er sah weitere Schwarzblütler. Reglos standen sie Spalier, und er erkannte in ihren schwarzen Augen den Wunsch, ihn sterben zu sehen.
Doch keiner von ihnen würde ihn töten.
Ytanga würde es sein!
Sie brachten ihn zu einem Abgrund, aus dem stinkende Dämpfe stiegen. Dort ließen sie ihn los und traten zurück.
Er lag auf dem Boden, und heftige Krämpfe schüttelten ihn. Mack und die Stewardeß entfernten sich weiter von ihm, und dann hörte er die roten Teufel den Namen ihres dämonischen Gebieters rufen: »Y-T-A-N-G-A-!«
***
Rita Laven weinte wieder, doch diesmal war der Grund ein anderer.
George, ihr Mann, hielt sie in seinen Armen und redete ihr zu, sich zu beruhigen.
Jetzt erst, in diesem Augenblick des Grauens, erkannte er, daß er Rita immer noch liebte. Das war nicht bloß. Gewohnheit, nein, das war echte, tiefe Liebe.
Endlich besann sich George Laven der wahren Werte des Lebens, aber kam seine Einsicht nicht zu spät?
Es war ihm nicht mehr wichtig, sich selbst zu bestätigen, indem er mit zwei Frauen gleichzeitig intim war. Sein Ausbruchsversuch kam ihm mit einemmal lächerlich vor, und es zählte für ihn auf einmal viel mehr, mit einem Menschen zusammen zu sein, den er seit einem Vierteljahrhundert kannte.
Diesen Platz hätte die andere, die Junge, nie ausfüllen können, weil ihr noch die Reife, das Verständnis fehlten.
George Laven drückte seine zitternde, weinende Frau fest an sich und streichelte sie zärtlich.
»O Rita, ich begreife endlich, was für ein Scheusal ich bin, was ich dir antun wollte. Bitte verzeih mir, wenn du kannst. Es war verrückt von mir, mir einzureden, ich könnte mit einer anderen glücklicher werden. Ich weiß nun, wie sehr ich dich liebe, wie sehr ich dich brauche. Ich will von diesem jungen Mädchen nichts mehr wissen, denn wir beide passen und gehören zusammen. Du hast einen Esel zum Mann, der lange Zeit nicht begriff, worum es im Leben geht, was wirklich zählt.«
Sie hörte auf zu weinen und hätte sich am liebsten in ihm verkrochen. »Warum jetzt erst, George?« flüsterte sie traurig.
»Manchmal braucht der Mensch erst einen Schlag mit dem Hammer auf den Kopf, damit er wieder vernünftig denken kann.«
»Ich hoffte so sehr, daß du zur Einsicht kommst…«
»Du meinst, nun nützt sie nichts mehr?«
»Ich weiß es nicht, George. Ich glaube, daß wir das hier nicht überleben werden.«
»Du mußt dir ganz fest einreden, daß wir es schaffen, Rita. Du bist nicht allein. Wenn es sein muß, gebe ich mein Leben für dich.«
Sie schüttelte langsam den Kopf. »Das will ich nicht. Wenn du stirbst, möchte ich mit dir in den Tod gehen.«
»Noch leben wir«, sagte George Laven, »und ich gebe die Hoffnung nicht auf, daß wir gerettet werden. Sollten wir hier heil rauskommen, verspreche ich dir, mich grundlegend zu ändern. Wir fangen nach unseren ersten fünfundzwanzig Jahren noch mal von vorn an.«
Er wischte ihr die Tränen aus den Augen.
»Es war doch kein Fehler, dich zu heiraten«, hauchte sie.
»Ich bereue es auch nicht, dich zur Frau genommen zu haben. Sei nicht mehr traurig. Hab keine Angst mehr. Wir werden überleben. Ich weiß es. Ich bin felsenfest davon überzeugt.«
***
Die drei Männer, die sich durch das Londoner Verkehrsgewühl kämpften, sahen aus wie Menschen, waren jedoch keine, aber sie hatten sich an ihre Umgebung angepaßt und trugen Namen wie Daryl Crenna, Mason Marchand und Brian Colley.
Sie stammten aus der Welt des Guten, und dort hießen sie Pakka-dee, Fystanat und Thar-pex. Es lag schon einige Zeit zurück, da hatte Pakka-dee beschlossen, die Welt des Guten zu verlassen und sich auf der Erde nützlich zu machen, denn der blaue Planet war mehr und mehr zur Zielscheibe schwarzer Attacken geworden, und dem wollte Pakka-dee entgegentreten.
Er sah es als seine Lebensaufgabe an, sich der schwarzen Macht entgegenzustellen, wo er konnte. Deshalb ließ er sich in London nieder und gründete den »Weißen Kreis«, eine Vereinigung Gleichgesinnter, die wie er entschlossen waren, das Böse mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln zu bekämpfen - und diese Mittel waren
Weitere Kostenlose Bücher