062 - Ytanga, die Seelenechse
die Stewardeß in ein Ungeheuer verwandeln konnte?«
Ich hätte Mel Wyman sehr viel erklären können, aber ich unterließ es, um ihn nicht zu verwirren. Zu vieles hätte ich ihm erzählen müssen, damit er begriff, was hier gespielt wurde.
Ich weiß nicht, wie viele Minuten vergingen, bis wir den ersten armdicken Bambusstab abnehmen konnten. Wyman grinste breit.
»Wir befinden uns auf Erfolgskurs, Mr. Ballard.«
»Das wäre uns zu wünschen«, gab ich zurück und säbelte weiter.
Plötzlich hörten wir ein Mädchen verzweifelt schreien. Ich vernahm den Namen Gus und wußte, wer gemeint war. Sofort hatte ich sein Gesicht vor mir. Es war der Mann mit dem gebrochenen Nasenbein.
Das Mädchen schrie herzzerreißend. Der Nebel dämpfte ihre Stimme, aber von diesem Moment an war mir klar, daß es außer uns auch noch andere Überlebende gab.
Vielleicht waren sie genauso eingesperrt worden wie wir. Eine Menge Arbeit wartete auf mich. Wenn es uns gelang, hier herauszukommen, mußten wir versuchen, die restlichen 65 Passagiere zu befreien.
Gab es mehr von diesen Erdlöchern?
In welchem war Vicky Bonney untergebracht? Wo befand sich Mr. Silver? Wie wurde er festgehalten? Bei ihm war das nicht so einfach wie bei uns, aber wenn man ihm starke magische Fesseln anlegte, war auch er außer Gefecht gesetzt.
Die Ungewißheit nagte an meinen Nerven. Hinzu kam, daß wir uns beeilen mußten, denn für mich stand fest, daß man uns nicht allzulange in Ruhe lassen würde.
Wahrscheinlich würde man sich schon bald um uns kümmern. Zu diesem Zeitpunkt sollten wir uns nicht mehr in diesem Erdloch befinden.
Wyman arbeitete fleißig. Er stellte keine Fragen mehr, dachte wohl, ich könnte mir auf all das genausowenig einen Reim machen wie er.
Ich ließ ihn in dem Glauben. Bald waren wir soweit, daß wir die zweite Stange abnehmen konnten.
»Noch einmal dasselbe, dann winkt uns die Freiheit«, stellte Mel Wyman fest.
Doch wir sollten uns der dritten Bambusstange nicht mehr ungestört widmen können. Aus dem Nebel drangen Schritte.
»Da kommt jemand!« stieß Wyman aufgeregt hervor und klappte sein Taschenmesser zu.
»Weg vom Gitter!« zischte ich. »Schnell!«
»Sie werden merken, was wir getan haben.«
»Das läßt sich nun nicht mehr vermeiden«, entgegnete ich, packte Wyman und riß ihn mit mir über die Stufen zu unseren Mitgefangenen hinunter.
Auch ich steckte mein Taschenmesser ein, und oben spie der Nebel zwei Fratzen aus. Blutrot waren sie, und ein grausamer Ausdruck befand sich in ihren Augen.
Sie blieben vor dem Gitter stehen und sahen sich an, was wir getan hatten. Dann hob sich der Bambusraster, und die beiden Teufel traten ein.
Die Spannung knisterte. Uns war allen klar, daß nun etwas passieren würde. Vielleicht kamen die Schwarzblütler, um uns zu töten.
Sie stiegen die Stufen herunter und blieben drei Schritte von uns entfernt stehen. Dann musterten sie uns, als hätten sie die Absicht, eine Auswahl zu treffen.
Bestimmt wünschten sich einige von uns, der Boden möge sich auf tun und sie verschlingen, doch das geschah nicht.
Eines der beiden Wesen wies auf Mel Wyman. »Du! Mitkommen!«
Der Trainer zuckte wie unter einem Peitschenschlag zusammen. Hilfesuchend blickte er sich um. Seine Augen blieben an mir hängen.
»Komm!« schnarrte der Schwarzblütler ungeduldig.
»Wohin? Was habt ihr mit mir vor?« fragte Wyman aufgewühlt.
»Ytanga will dich. Er will deine Seele.«
Wyman schüttelte heftig den Kopf. »Macht, was ihr wollt. Freiwillig gehe ich nicht mit euch!«
Er holte sein Messer aus der Tasche und klappte die Klinge auf. Dann ging er in Abwehrstellung.
»Der erste, der mir zu nahe kommt, kriegt mein Messer zwischen die Rippen!« fauchte der Coach. »Ich glaube nicht, daß ihr das überlebt!«
Ehe sich die beiden Teufel auf Wyman stürzten, trat ich vor. »Nehmt mich an seiner Stelle!«
Doch sie hatten sich entschieden. »Du kommst später dran«, schnarrten sie, und dann beförderten sie mich mit einem harten Stoß zurück.
Ich fiel gegen drei, vier Körper. Man verhinderte, daß ich stürzte. Hilfreiche, zitternde Hände stützten mich, und dann griffen die Schwarzblütler den Trainer an.
Er machte seine Drohung wahr. Ich sah die blinkende Klinge vorzucken. Der Stahl drang in die Brust des einen Teufels. Ein Mensch wäre tödlich verletzt zusammengebrochen, aber der Schwarzblütler zeigte nicht die geringste Wirkung. Sein Faustschlag ließ Mel Wyman aufbrüllen.
Der Coach fiel gegen
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