0620 - Die Götzenhöhle
einfach winzig vorkommen. Der Inspektor suchte im Gesicht des Riesen nach. Er konzentrierte sich besonders auf die Augen, weil er sich vorstellen konnte, daß dieses Wesen den Talkessel genau absuchte.
Bisher hatte er keine Gegner zu erwarten. Die Ashaten betraten den Tunnel, ohne Angst zu zeigen, obwohl ihr Anführer zu einem Opfer der Killer-Blasen geworden war.
Das Licht glühte noch immer innerhalb der Wände. Der gelbrote Schein hatte für Suko nichts Natürliches an sich. Er kam ihm künstlich vor, als wären irgendwelche Planeten explodiert und hätten ihr letztes Licht abgegeben.
Die Ashaten kümmerten sich nicht darum. Hintereinander und ungewöhnlich diszipliniert schritten sie immer tiefer in den ungewöhnlichen Berg hinein. Bald waren auch die letzten aus dem Blickfeld der beiden Männer verschwunden.
»Sie sind in den Höhlen des Wahnsinns verschwunden«, flüsterte Utak. »Der Berg hat sie geschluckt, einfach weggerissen. Ich frage mich nur, was mit ihnen geschieht.«
»Möglicherweise haben sie eine Zusammenkunft, eine Feier, ein Totenritual. Ich weiß nicht, mit einem welchen Background sie bisher gelebt haben.« Suko schaute seinen neuen Partner an. »Oder bist du besser über sie informiert?«
»Leider nicht. Ich habe zwar mit Ihnen gesprochen, doch ihre Geheimnisse haben sie mir gegenüber nicht gelüftet.«
»In welcher Sprache konntet ihr euch unterhalten?«
»Ich beherrsche einige Dialekte dieses Landes. Da war es ziemlich einfach.«
»Und die Blasen haben sie nie erwähnt?«
»Nein. Ich merkte natürlich, daß sie ein Geheimnis besitzen, nur traute ich mich nicht, danach zu fragen.« Er räusperte sich. »Die Dinge waren einfach zu intim, wenn du verstehst. Das gehörte nicht dahin. Ich habe gezögert…«
»Hätte ich auch.«
»Und wer konnte schon wissen, daß so etwas hinter allem steckt? Ich bestimmt nicht.«
Suko hielt seinen Blick auf den Tunneleingang gerichtet. Noch war er offen. Wie es aussah, würde er auch offen bleiben. Das war natürlich die Chance für beide.
Suko drückte sich in die Höhe. Über seine Lippen huschte ein geheimnisvolles Lächeln, das auch Utak nicht entgangen war. Zudem konnte er den Blick des Inspektors deuten.
»Du willst in den Tunnel?«
»Es ist die einzige Möglichkeit.«
»Und John Sinclair?«
»Er hält sich ebenfalls in der Nähe auf. Ich sage dir, Utak, der beobachtet.«
»Na ja, wenn du meinst.«
Belzik war verschwunden. Er hatte sich als Riese gezeigt, seine Gestalt war aus dem Fels hervorgewachsen und wieder zusammengeschrumpft, aber so, daß sie nicht mehr sichtbar war.
Nur der Eingang war geblieben. Darüber türmte sich nach wie vor der dunkle Fels.
»Was ich dir noch sagen wollte, Utak, ist folgendes: Wenn du nicht willst, brauchst du nicht mit mir zu gehen. Bleibe am besten hier, denn ich kenne mich…«
»Keine Ausrede, mein Freund. Ich werde mit dir gehen, das ist sicher. Mitgefangen, mitgehangen, du kennst das Sprichwort. Das ziehen wir hier gemeinsam durch.«
»Wie du willst.«
»Mich würde nur interessieren, wie sich John Sinclair dazu stellt. Von ihm haben wir weder etwas gehört noch gesehen. Da muß einiges nicht in Ordnung sein.«
Suko winkte ab. »Mach dir um ihn keine Gedanken, ich kenne ihn besser. Der wird sich ebenso durchschlagen wie wir, das kannst du mir glauben, mein Freund.«
Utak gab keine Antwort. Er hob nur die Schultern, und es sah aus wie ein Zeichen der Hoffnung.
Sie verließen ihre Deckung. Obwohl kein Mensch zu sehen war, glitten sie vorsichtig heran und nutzten so manchen Schutz der Felsen intensiv aus.
Die Feuer loderten auch weiterhin. Wie tanzende, helle Inseln bewegten sie sich auf dem Platz. Mit ihren Feuerarmen griffen sie in die Luft, als wollten sie dort nach irgendwelchen Dingen greifen. Ihr leises Fauchen hörte sich an wie ein geheimnisvoller Gesang. Ansonsten waren keine Geräusche zu vernehmen. Die Stille lag wie dickes Blei über dieser einsamen Welt.
Suko ließ seine kontrollierenden Blicke auch über die Felswände wandern. Hin und wieder sah er einen der dunklen Höhleneingänge oder einen Verbindungssteg über einen schmalen Abgrund hinweg.
Selbst Wärter hatten die Ashaten nicht aufgestellt. Sie fühlten sich in ihrem Reich ungewöhnlich sicher.
Utak hielt sich hinter Suko. Auch er beobachtete die Umgebung genau und entdeckte ebensowenig wie Suko etwas Verdächtiges.
Das Tal war verlassen, ausgestorben.
Nach wie vor sahen sie den Eingang des Tunnels. Lichterfüllt,
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