0620 - Reise durch den Zeitstrom
Kosum.
„Wieso wollen Sie daß so genau wissen?" erkundigte sich Kol Mimo. „Wer sagt Ihnen, daß wir auf der MARCO POLO sind? Ich glaube es erst, wenn wir unser Versteck verlassen haben und unsere Umgebung erforschen können."
„Dann nichts wie hinaus", schlug Mentro Kosum vor.
Alaska Saedelaere hielt ihn zurück.
„Nicht so hastig. Wir sollten erst einmal abwarten, bis die Verladearbeiten abgeschlossen sind. Es wäre ein Jammer, wenn wir uns durch Unvorsichtigkeit im letzten Augenblick noch alles vermasseln."
Mentro Kosum fügte sich in sein Schicksal.
„In etwa einer halben Stunde werden die Ladeschleusen geschlossen. Solange werde ich mich noch gedulden. Aber ich warte keine Sekunde länger!"
Und er machte sein Versprechen wahr. Kaum war die Frist verstrichen, öffnete er den Deckel des Kunststoffbehälters und kletterte hinaus.
Er erkannte auf dem ersten Blick, daß sie sich in einem der gigantischen Laderäume der MARCO POLO befanden.
13.
Der 25. Oktober 3456!
„Es wird Zeit für mich." Kol Mimo seufzte, und auf seinem Totenschädel erschien ein verzerrtes Grinsen. „Das wird der schwerste Gang meines Lebens."
Ohne ein weiteres Wort wandte er seinen Kameraden den Rücken zu und verließ den Laderaum. Er kam im Ringkorridor nicht weit. Nach kaum fünfzig Meter lief er zwei Wachrobotern in die Arme, die ihn gefangen nahmen.
„Bringt mich zu Perry Rhodan", sagte Kol Mimo mit steinerner Miene. „Ich habe ihm eine Mitteilung zu machen, die über Leben und Tod entscheidet."
Endlich hatte das lange Warten ein Ende.
Zwei Monate lang hatten sie sich vor der Mannschaft der MARCO POLO verbergen müssen. Es waren zwei lange Monate gewesen, in denen sie nur unentdeckt geblieben waren, weil Alaska Saedelaere und Mentro Kosum jeden Winkel des Schiffes wie ihre eigene Tasche kannten.
Sie waren über die Geschehnisse immer auf dem laufenden gewesen, auch wenn sie sich nicht daran beteiligt hatten. Kol Mimo kannte jede einzelne Phase der Odyssee der MARCO POLO durch das Parallel-Universum aus den Bordaufzeichnungen. Alaska Saedelaere und Mentro Kosum, die den Flug selbst mitgemacht hatten und genaugenommen in einer zweiten Daseinsform gerade erlebten, hatten seine Wissenslücken gefüllt.
Der Start der MARCO POLO am 20. August... das mißglückte Experiment mit den Nugas-Reaktoren... die bestürzende Erkenntnis der Schiffsführung, daß man in ein Parallel-Universum verschlagen worden war - und die Landung auf einer Erde, auf der sich das Gute zum Bösen gewandelt hatte.
Es folgte die spektakuläre Flucht von dieser verkehrten, unter dem grausamen Regime von Perry Rhodan II leidenden Erde - und die lähmende Erkenntnis, als man sich schon in Sicherheit wähnte, daß der echte Teleportermutant Ras Tschubai auf der höllischen Erde zurückgeblieben war und daß sich an Bord der MARCO POLO sein bösartiger Doppelgänger befand.
Des falschen Ras Tschubais Ende und die Rettung von Ras Tschubai Idurch den heldenhaften Einsatz von Gucky, der Flug zur PARA-Bank, wo man die Second-Genesis-Mutanten ahnte, und die Erkenntnis, daß sie längst an geheime Orte verschleppt worden waren, das Zwischenspiel auf dem „Planeten der Ritterspiele", wo man schließlich zwei der Alt-Mutanten fand - all diese Episoden hatten die vier Zeitreisenden aus einer etwas einseitigen Perspektive erlebt.
Die Geschehnisse rollten vor ihrem Geist ab, aber sie konnten sich nicht daran beteiligen. Sie mußten warten... warten auf den 25. Oktober.
Als am 20. Oktober der „Marathon der Raumschiffe" begann, da wußten sie, daß sie es bald geschafft hatten. Nur noch fünf Tage, bis die MARCO POLO die gelbe Sonne Verko-Voy erreicht haben würde, auf dessen zweitem Planeten, der erdgroßen Eiswelt D-Muner die Entscheidung über das Schicksal der Menschheit fallen sollte!
Es waren nur fünf Tage bis dahin, aber sie dehnten sich zu einer Ewigkeit für die vier Zeitreisenden. Schon 72 Stunden vor der Entscheidung planten sie ihr Vorgehen in allen Einzelheiten.
Schließlich kamen sie zu dem Schluß, daß Kol Mimo am besten dafür geeignet war, Kontakt zu Perry Rhodan aufzunehmen. Ihn kannte man an Bord nicht, und das war von entscheidender Bedeutung. Denn die Zeitreisender waren übereinstimmend der Meinung, daß nur Rhodan und Atlan und einige wenige führende Persönlichkeiten von dem Plan, ein Zeitparadoxon herbeizuführen, unterrichtet werden sollten.
Kol Mimo schreckte aus seinen Gedanken hoch, als er sich plötzlich in der
Weitere Kostenlose Bücher