0620 - Reise durch den Zeitstrom
Hinzu kam noch, daß die beiden Telepathen Fellmer Lloyd und Gucky den vier Zeitreisenden bescheinigten, daß sie nicht bewußt logen.
Nachdem Kol Mimo geendet hatte, fragte Professor Waringer, der ebenfalls an der Besprechung teilnahm: „Und zu welchem Zweck haben Sie all diese Strapazen unternommen?"
Goshmo-Khan gab Waringer die Antwort.
„Wir sind in die Vergangenheit gereist, um ein Zeitparadoxon herbeizuführen", erklärte Goshmo-Khan. Seine Mitteilung schlug bei den Anwesenden wie eine Bombe ein. Er wartete einige Sekunden, bevor er fortfuhr: „Durch den Sturz der MARCO POLO in dieses Parallel-Universum wurde in unserer Galaxis ein Virus aktiviert, das bei allen Lebewesen verheerende Symptome hervorgerufen hat, die letzten Endes unweigerlich zum Tod führen werden. Als wir unsere Reise in die Vergangenheit antraten, lag die Galaxis im Sterben. Ich wiederhole: Alle Intelligenzwesen und Tiere waren zu diesem Zeitpunkt dem Tode nahe! Es gab keine Rettung - oder besser gesagt, es wird keine Rettung geben. Die einzige Möglichkeit ist, die Vergangenheit zu verändern, um die zukünftige Entwicklung in andere Bahnen zu lenken. Wenn uns das nicht gelingt, wird die Milchstraße in einigen Monaten eine tote Sterneninsel sein. Kol Mimo kann Ihnen anhand seines umfassenden Bildmaterials den Krankheitsverlauf der PAD-Seuche deutlich vor Augen führen."
Das war das Zeichen für Kol Mimo, den Mikrofilm hervorzuholen. Er überreichte die fingernagelgroße Kapsel Roi Danton und bat ihn, den Film abspielen zu lassen.
In dem Konferenzraum herrschte angespanntes Schweigen, als der Raum verdunkelt wurde. Roi Danton schaltete den Mikrofilm-Projektor ein, und auf einem zwei mal drei Meter großen Bildschirm begann Kol Mimos dokumentarischer Film aus der Zukunft abzulaufen.
Die Stimme eines unsichtbaren Sprechers, der niemand anderer als Kol Mimo war, erklärte: „In der ersten Phase der Psychosomatischen Abstraktdeformation machen sich die für diese Seuche typischen Symptome zuerst bei den Mannschaftsmitglieder der MARCO POLO bemerkbar, greifen aber rasend schnell auf alle Menschen über..."
Der Film zeigte Arbeitsunterlagen des Chef-Kosmopsychologen der MARCO POLO, Professor Dr. Thunar Eysbert, die das Datum des 30. November 3458 trugen. Darin stellte Eysbert klar, daß er, obwohl er ein Wissenschaftler voll Tatendrang war, immer mehr das Bedürfnis verspürte, sich einer geistigen Lethargie hinzugeben. Bei anderen Mannschaftsmitgliedern der MARCO POLO machte sich eine steigende Trägheit noch deutlicher bemerkbar: Nur die Mutanten schienen davon unbetroffen.
Eine Notiz in Perry Rhodans Handschrift wurde eingeblendet.
Darauf stand: „Eysbert will die Mannschaft der MARCO POLO unter Quarantäne stellen. Soll er es tun, aber ich verspreche mir nichts davon."
Die Notiz war nachlässig hingekritzelt, als habe sich Rhodan nur widerwillig dazu aufgerafft.
Kol Mimos Bilddokumente bewiesen in der Folge, daß Rhodan tatsächlich Symptome der neuen Seuche zeigte. Er kümmerte sich immer weniger um die Regierungsgeschäfte und wollte es nicht wahrhaben, daß nicht nur die Terraner, sondern alle von der Erde abstammenden Menschen von der Seuche bedroht waren.
Die Aufzeichnungen Kol Mimos bewiesen, daß es schon Mitte Januar 3457 Wissenschaftler gab, die den berechtigten Verdacht hatten, daß auch nicht-terranische Humanoiden von der PAD-Seuche bedroht waren. Gemeint waren die Arkoniden und Akonen und deren Brudervölker wie Springer. Etwa zur gleichen Zeit kam auch der Verdacht auf, daß ein Virus für die PAD-Seuche verantwortlich sein mußte.
Die meisten der Verantwortlichen des Solsystems wollten immer noch nicht wahrhaben, daß man es mit einer ernsten Bedrohung zu tun hatte. Es war schließlich bewiesen, daß man sich gegen die geistige Trägheit oder das andere Extrem, den Beschäftigungswahn und den Hobbytrieb, mit einiger Willensanstrengung auflehnen konnte.
Dann kam die erste große Krise über das Solsystem. Kol Mimos Datumshinweise vermerkten, daß es Ende Januar war, als aus allen Teilen der Galaxis Terraner und von den Terranern abstammende Pioniere den unstillbaren Wunsch verspürten, ihre Heimatwelt, die Erde, aufzusuchen. Der Pilgerflug zur Erde begann - und auf dem dritten Planeten des Solsystems setzte eine Völkerwanderung ungeahnten Ausmaßes ein.
Eine handschriftliche Notiz Atlans vom 8. Februar 3457 bewies, daß auch Rhodan dem Wunsch nachgeben wollte, sich an der Völkerwanderung zu beteiligen, er
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