0620 - Reise durch den Zeitstrom
Kommandozentrale der MARCO POLO fand.
Rhodan und seine Begleiter waren über Funk von seiner Gefangennahme unterrichtet worden. Kol Mimo sah die Waffenarme der Roboter auf sich gerichtet, merkte die mißtrauischen Blicke der Männer und spürte, daß etwas in sein Gehirn eindrang.
Ihm war klar, daß es sich dabei nur um die telepathischen Impulse des Mausbibers Gucky handeln konnte. Kol Mimo hoffte, daß der Telepath erschöpfend in seinen Gedanken las, damit er Rhodan gegenüber seine eigenen Behauptungen bestätigen konnte.
„Sie gehören nicht zur Mannschaft der MARCO POLO", stellte Rhodan mit unpersönlicher Stimme fest.
„Nein", gestand Kol Mimo. „Ich bin ein blinder Passagier..."
„Er hat drei Verbündete!" rief Gucky plötzlich. „Zwei sind die Doppelgänger von Alaska Saedelaere und Mentro Kosum!"
Der Mausbiber hatte es kaum gesagt, da entmaterialisierte er auch schon. Kol Mimo sah, wie der andere Mentro Kosum aus seinem Kontursitz hochgefahren war. Der Alaska Saedelaere dieser Zeitebene stand wie versteinert da, aber unter seiner Kunststoffmaske begann bereits das Cappin-Fragment zu pulsieren.
Kol Mimo erkannte plötzlich, daß sie einen tödlichen Fehler begangen hatten... Nämlich den, daß Rhodan und seine Leute die Doppelgänger von Saedelaere und Kosum automatisch für deren entartete Antipoden des Parallel-Universums halten mußten!
„Halten Sie den Mausbiber davon ab, Saedelaere und Kosum zu töten!" rief Kol Mimo entsetzt. „Es handelt sich nicht um Doppelgänger des Parallel-Universums, sondern sie stammen aus einer anderen Zeitebene. Wir sind Zeitreisende!"
Wahrscheinlich hatte es Kol Mimos verzweifelter Appell bewirkt, daß sich Rhodan sofort an den Teleporter Ras Tschubai wandte und ihm befahl: „Folgen Sie Gucky, Ras. Ich möchte die Doppelgänger lebend haben."
Ras Tschubai materialisierte auf der Stelle. Kurze Zeit darauf erschienen der Afroterraner und der Mausbiber mit drei Gefangenen.
Mentro Kosum und Mentro Kosum standen einander gegenüber!
Alaska Saedelaere und Alaska Saedelaere standen einander gegenüber!
In der Kommandozentrale herrschte eine unheildrohende Atmosphäre, wie vor einem Gewitter, das jeden Augenblick zur Entladung kommen konnte. Die Kampfroboter befanden sich in Alarmbereitschaft, die Mutanten Ras Tschubai, Fellmer Lloyd, Irima Kotschistowa und Dalaimoc Rorvic waren einsatzbereit.
Nur Gucky wirkte entspannt.
„Ich weiß nicht", sagte er. „Entweder lassen meine Fähigkeiten nach oder diese Männer wurden für ihren Einsatz hervorragend ausgebildet. Vielleicht sagen sie aber auch die Wahrheit.
Jedenfalls kann ich ihren Gedanken keine Feindseligkeit entnehmen."
„Mir geht es nicht anders", gestand auch der Telepath Fellmer Lloyd. „Die Gefangenen glauben selbst daran, daß sie aus der Zukunft in diese Zeit gereist sind."
Kol Mimo atmete auf. Die Aussage der beiden Telepathen trug zu einer Entspannung der Situation bei. Zumindest war einstweilen ihr Leben nicht mehr in Gefahr. Aber damit war noch lange nicht gesagt, daß sich Perry Rhodan von der Notwendigkeit eines Zeitparadoxons überzeugen lassen würde.
Atlan, der sich bisher im Hintergrund gehalten hatte, kam zu Rhodan und schlug vor: „Laß sie erst einmal ihre Geschichte erzählen."
*
Perry Rhodan hatte sich mit den vier Zeitreisenden in einen Konferenzraum der MARCO POLO zurückgezogen. Zu dieser Besprechung wurden nur die Mutanten und seine engsten Vertrauten zugelassen, denn, so sagte sich der Großadministrator, wenn es sich bei den vier blinden Passagieren tatsächlich um Besucher aus der Zukunft handelte, dann sollten so wenige Personen wie nur möglich in dieses Geheimnis eingeweiht werden. Bisher war noch nicht abzusehen, welche Konsequenzen sich durch die Anwesenheit von Zeitreisenden ergeben würden.
Kol Mimo schilderte zuerst, unter der Assistenz seiner drei Gefährten, ihre eigenen Erlebnisse nach dem Sprung in die Vergangenheit. Durch die Schilderung der Gegebenheiten in ihrem Universum wollte er das Mißtrauen der anderen abbauen.
Rhodan und seine Männer sollten erkennen, daß das Wissen der vier blinden Passagiere über die Verhältnisse im Normaluniversum lückenlos war, so daß sie eher dazu neigten, ihre Geschichte zu glauben.
Und tatsächlich merkte Kol Mimo, daß das Mißtrauen, das man ihnen entgegenbrachte, immer mehr abgebaut wurde. Niemand aus diesem sekundären Parallel-Universum konnte so exaktes Wissen über die andere Existenzebene besitzen.
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