0620 - Teris Jagd
Problem einfach nicht ernst«, beschwerte Nicole sich kopfschüttelnd. »Er weiß von dem Dämon, und als ich ihn fragte, ob er wisse, wo und wie wir den finden könnten, sagte er: In euren schlimmsten Träumen!«
Sie tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn. »Ich hätte ihn erschlagen können. Statt eine vernünftige Antwort zu geben, kommt er mit solchen Plattheiten! Schön - wenn er's nicht weiß, warum sagt er das dann nicht einfach? Unwissenheit ist doch keine Schande!«
Zamorra legte den Kopf schräg.
»Du glaubst wirklich, er wollte sich über dich lustig machen? Was hat er denn dazu gesagt, als du ihn zur Rede gestellt hast?«
Nicole winkte ab.
»Ich habe ihn nicht zur Rede gestellt. Wozu auch? Da wäre doch nur der nächste dumme Spruch gekommen. Weißt du, Chef, manchmal ist er ja ein ganz patenter Kerl, oft auch lustig oder lästig, aber dann gibt es wieder Momente, wo ich ihn bei seinem Schuppenschwanz packen und an die Wand klatschen möchte. Man sollte ihm vielleicht mal beizubringen versuchen, wann seine seltsame Art von Humor angebracht ist und wann nicht…«
Zamorra hob eine Hand und bremste Nicoles Redefluß. »Sag mal… ist dir schon mal der Gedanke gekommen, Fooly könnte dem Orakel von Delphi Konkurrenz machen?«
»Der?« stöhnte sie. »Sag mal, hat's dich jetzt auch erwischt?«
»Nein, ich meine das durchaus ernst«, sagte Zamorra. »Und ich glaube, Fooly hat es auch sehr ernst gemeint. In euren schlimmsten Träumen, hat er gesagt? Da könnte was dran sein, Nici! Ich bin nicht zu Merlin gekommen. Julian hat mich vorher abgefangen.«
»Abgefangen… verflixt, ich glaube, das wird doch eine längere Geschichte! Julian ist jetzt also auch im Spiel? Wie das?«
Zamorra erzählte, was er erlebt hatte.
»Aber dann müßte Julian doch hier sein!« überlegte Nicole. »Wie sonst hätte er das anstellen sollen? Bestimmt nicht von Merlins Burg aus. Denn dann hättest du ja erst da sein müssen, um von seiner Traumwelt berührt zu werden.«
»Vielleicht hat er ja inzwischen etwas hinzugelernt«, brummte Zamorra. »Wer sagt uns, daß er tatsächlich an Kraft verliert? Vielleicht verändert sie sich nur und wird auf eine andere Weise stärker. Ein Wesen wie Julian ist einmalig. Ich kann nicht wirklich glauben, daß er mit der Zeit zu einem normalen Menschen wird -zu einem fast normalen«, fügte er hinzu. »Denn etwas Besonderes wird er immer bleiben.«
»Ich gehe trotzdem mal davon aus, daß er sich hier befindet«, sagte Nicole. »Und zwar hier im Château Montagne. Bleibt die Frage, warum er sich dann versteckt hält. Zumindest jetzt noch versteckt hält. Denn er weiß doch jetzt, daß Teri nach ihm gesucht hat, und er weiß auch, daß wir jetzt von seinem Engagement in dieser Sache wissen.«
»Er ist eben wieder mal auf dem Eitelkeits-Trip und will die Sache allein durchziehen. Damit Ruhm und Ehre und so'n Zeugs nicht uns zufallen, sondern ihm, wie er sich auszudrücken geruhte.«
»Aber da er sich zwangsläufig hier befinden muß - warum auch immer -muß er auch damit rechnen, daß wir hinter seinen Trick kommen und ihn aufspüren. Er dürfte kaum unauffindbar sein.«
»In eine Traumwelt getarnt, kann er sich so vor uns verbergen, daß er unmittelbar neben uns steht, jetzt gerade, ohne daß wir ihn sehen können. Der Traum ist dann so angelegt, daß er uns zwar einbezieht, wir ihn aber nicht wahrnehmen können. Nicht den Traum, nicht Julian.«
Unwillkürlich sah Nicole sich um, als stünde Julian tatsächlich direkt hinter ihr. »Ich hätte das neue Kleid anbehalten sollen«, murmelte sie.
»Warum?«
»Um ihn abzulenken.«
Zamorra lächelte. »Ich fürchte, das zieht bei ihm nicht. Julian dürfte über so plumpen Sex längst erhaben sein.«
»Plumpen Sex?« fauchte Nicole. »Du kriegst gleich ein UFO ins Auge! Wenn ich mich ausgezogen oder in solchen Kleidern präsentiere, ist das Erotik, kein plumper Sex! Aber ihr Männer versteht ja ohnehin nichts davon.«
»Wozu auch?« grinste Zamorra. »Wir genießen eben, ohne uns das Leben mit Nachdenken schwerzumachen.«
Sie verzog das Gesicht. »Das merkt man ständig. Männer denken nicht nach. Wir Frauen schon. Und ich denke gerade darüber nach, wie wir Julian aus der Reserve locken und uns eventuell sein Wissen zunutze machen.«
»Und Foolys Wissen. Er sagte, wir würden den Vogelköpfigen in unseren schlimmsten Träumen finden, nicht wahr? Du hättest ihn fragen sollen, ob wir solche schlimmen Träume willentlich hervorrufen
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