0620 - Teris Jagd
sein…«
Julian stutzte. »Das kann nicht sein«, sagte er. »In ihr war noch ein Rest von Leben, als ich sie sah. Gevatter Tod hatte sie zwar schon aufgegeben, aber sie lebte noch. Fragt sich, wie lange. Der verdammte Vogelkopf war da aber schon wieder fort. Er hat ihr fast die gesamte Lebensenergie entrissen. Die Sauroiden sind außer sich. Und Gevatter Tod meditiert. Auch 'ne Art, der Realität zu entfliehen. Aber ich glaube, er kann wirklich nichts mehr für Vali tun. Ihr hilft nur, diesen verdammten Dämon umzubringen Wenn er Valis Lebensenergie noch nicht restlos verbraucht hat, könnte das, was übrigblieb, in sie zurückfließen. Deshalb muß er schnell unschädlich gemacht werden.«
»Genau das ist auch mein Anliegen«, sagte Zamorra. »Was ist eigentlich mit dieser Illusion bei den Regenbogenblumen? Hast du die erzeugt?«
»Ja. Ich träumte, daß du herkommen würdest, und wollte dich ein wenig erschrecken. Gelungen, wie?«
»Ausgerechnet mit diesem Dämon… wußtest du, daß ich auch hinter ihm her bin?«
»Nein. Es war ein Gag. Aber jetzt willst du mit mir Zusammenarbeiten, nicht wahr?«
Zamorra nickte.
»Ich aber nicht mit dir«, sagte Julian »Hinterher kassierst du wieder Ruhm und Ehre, und für mich bleibt nichts. Vergiß es. Ich regele das selbst. Schließlich ist er in mein Revier eingedrungen, nicht in deins. Am besten, du verschwindest, alter Mann.«
Zamorra holte tief Luft.
Eine derartige Frechheit hatte Julian ihm gegenüber noch nie an den Tag gelegt. Noch während er um eine passende Antwort rang, löste sich die Umgebung um ihn herum auf.
Und er stand wieder zwischen den Regenbogenblumen im Château Montagne!
***
Nicole hatte sich rasch umgezogen; das neue Kleid eignete sich nicht unbedingt für den Alltag, und es würden sich garantiert schon bald ein paar Gelegenheiten finden, es zu tragen und damit zu provozieren. Aber nicht jetzt.
Danach machte sie sich auf die Suche nach Fooly. Zamorra hatte ihn nach einem Traum fragen wollen, sich aber sofort auf den Weg zu Merlin gemacht. Also übernahm es Nicole, mit dem Drachen zu reden.
Sie fand ihn ein wenig erschöpft in seiner Behausung. Fooly bewohnte ein paar Zimmer im Gästetrakt des Châteaus, genauer gesagt, eine ganze Etage war fast für ihn allein reserviert, auch wenn er selbst weit weniger Platz benötigte und mit einem kleinen, zur Drachenhöhle ausstaffierten Zimmer völlig zufrieden war.
Aber es war nicht jedermanns Sache, auf den Korridor zu treten und unversehens einem Drachen gegenüberzustehen.
»Komm nur rein, Mademoiselle«, japste Fooly. »Aber falls Rhett und Fenrir in deiner unmittelbaren Nähe sind, verscheuche sie, ja? Sag ihnen, ich wäre unbekannt verstorben oder so was. Die beiden werden von Mal zu Mal anstrengender. Wenn man die zusammen in einen Sack steckt und mit dem Knüppel draufhaut, trifft man ganz sicher keinen Unschuldigen.«
»Upps«, machte Nicole. »Kann es sein, daß ich den Spruch heute schon mal von jemand anderem gehört habe? Da war aber von drei ganz bestimmten Personen die Rede, nicht nur von zweien.«
»Das muß ein Tum sein«, ächzte Fooly.
»Bitte, was?«
»Ein Irr-Tum. Kein Fürsten-Tum, wie du vielleicht vermutet haben könntest, und auch kein Heilig-Tum.«
»Na, ganz so schlimm kann 's mit dir ja nicht sein«, sagte Nicole. »Wenn du schon wieder so saublöde Sprüche reißen kannst…«
»Trotzdem«, stöhnte der Drache. »Wenn's geht, schmeiß wenigstens den Wolf raus, ja? Immer, wenn er mich sieht, will er mich auffressen Dabei schmecke ich überhaupt nicht…«
»Schluß mit dem Geplänkel. Ich bin nicht hier, um mir deine Klagelieder anzuhören. Ich wollte dich etwas fragen.«
»Ich bin ganz Ohr«, versicherte der Drache, der unter den Hautschuppen getarnte Öffnungen zu seinen Gehörgängen besaß, wo andere Wesen über ausgeprägte Ohrmuscheln verfügten.
Nicole fragte ihn nach einem Traum ähnlich dem, wie Teri und Eva ihn gehabt hatten.
Der Drache schüttelte Kopf und Flügel.
»Nichts. Nothing. Nitschewo. Niente. Nada. Aber von diesem Vogelköpfigen habe ich schon mal gehört. Der Kopf eines Adlers, nicht wahr?«
Nicoles Augen wurden groß. »Im Ernst? Fooly, wenn du jetzt wieder herumalberst…«
»Das tue ich doch nie!« behauptete der Drache im Brustton der Überzeugung. »Dieser Dämon tritt immer nur zu bestimmten Zeiten in Erscheinung. Dazwischen liegen größere Abstände. So etwa zwanzig, dreißig eurer Jahre vielleicht.«
»Woher weißt du
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