0621 - Weckt die Toten auf!
Paß.«
»Der Polizist hat irgendwas in sein Notizblock gekritzelt. Nach Ausweisen hat er keinen von uns gefragt.«
»Welch freundliche Nachlässigkeit«, sagte Zamorra. »Ich hab' meinen Reisepaß wenigstens freiwillig vorgezeigt. Ich dachte schon, wir kriegen Probleme wegen eventueller illegaler Einreise oder so, weil wir kein Visum haben und…«
»Und das auch nicht brauchen«, erklärte Nicole. »Wer nach Brasilien kommt, benötigt lediglich einen gültigen Paß und muß genügend Geldmittel für die Rückreise nachweisen. Das ist schon alles. Übrigens hat der Beamte den Zettel mit der Ohrfeigen-Anzeige weggeschmissen.«
»Ein äußerst verständnisvoller, kluger Mann«, stellte Zamorra fest. »Allerdings dürfte das Mylady in ihrer Ansicht über die hiesige Polizei bestärken.«
»Vielleicht hat er sich nur gedacht, daß wir alle nicht lange genug in der Stadt sein werden, um die Sache weiter zu verfolgen und vor Gericht zu bringen. Aber du wolltest eben etwas zum Thema Schwarze Magie sagen.«
»Die ist hier im Spiel«, erklärte Zamorra. »Unsere Fenstertote sieht nämlich ziemlich verwest aus.«
»Aber das war sie nicht, als ich sie aufzuhalten versuchte«, erklärte Eva sofort.
»Was da unten ankam, sieht aus wie wenigstens zwei Wochen tot«, sagte Zamorra. »Allerdings stimmt die Ausdünstung nicht - die riecht eher nach nur einem Tag tot. Aber das ist nicht alles. Es gibt noch mindestens einen weiteren seltsamen Todesfall, und… vorhin, als unsere Tote flüchtete, signalisierte mir Merlins Stern Schwarze Magie und schickte dem Mädchen auch einen magischen Blitz hinterher.«
Nicole zuckte mit den Schultern; sie hatte den Blitz nicht gesehen, weil sie sich sofort um Pablo Escanderon gekümmert hatte.
»Dieser Blitz kam nur nicht bei ihr an«, fuhr Zamorra fort und sah dabei Eva an. »Statt dessen setzte unser Blondschopf wenig später Magie ein, um Miss Liverpool für ein paar Minuten ruhigzustellen. Das warst doch du, Eva, nicht wahr? Da hast du die magische Energie wieder abgegeben, die du vorher aufgesaugt hast…«
Das Para-Mädchen nickte stumm.
»Jetzt kommt's«, seufzte Nicole.
»Richtig«, sagte Zamorra. »Wir sind wieder mal zufällig in eine Sache hineingeraten, die wir nicht einfach auf sich beruhen lassen können. Ich werde den Dingen auf den Grund gehen.«
»Schön, daß du uns vorher gefragt hast«, sagte Nicole.
»Da gibt es nicht viel zu fragen. Eva ist ein Risiko. Wenn sie vorhin nicht die Amulett-Energie aufgesaugt hätte, wären wir vielleicht schon ein Stückchen weiter. Ich möchte aber vermeiden, daß so etwas noch einmal passiert. Also werden wir uns trennen.«
»Wie bitte?« stieß Eva hervor.
»Richtig. Du wirst Rio de Janeiro unverzüglich verlassen. Das nächste Flugzeug ist deins. Wenn Teri noch hier wäre, könnte sie dich gleich fortbringen.«
»Das kannst du nicht machen!« protestierte Eva. »Wir sind extra wegen des Umzuges hier…«
»Der findet im nächsten Jahr wieder statt.«
»Und wenn du noch einen Tag wartest, bis du dich mit dieser Sache beschäftigst?«
»Das ist nicht unsere Art«, sagte Nicole leise. »So etwas darf man nicht auf die lange Bank schieben. Jede Verzögerung kann das Unheil größer machen. Eva, der Chef hat recht. Du mußt aus unserer Nähe verschwinden. Zumindest so lange, bis wir mit der Sache fertig sind.«
»Bis ihr mit der Sache fertig seid, natürlich«, seufzte Eva. »Wie schön. Danach brauche ich wenigstens einen halben Tag, um hierher zurückzukommen, und die ganze Sache ist gelaufen. Reicht es nicht, wenn ich mich unters Volk mische, den Festzug genieße, und ihr klärt die Angelegenheit mit der Magie?«
»Es reicht nicht«, sagte Zamorra. »Wir könnten uns zufällig wieder über den Weg laufen. Und ich will dich auf jeden Fall heraushalten.«
»Rio ist eine sehr große Stadt…«
»Trotzdem riskiere ich es nicht. Wir haben schon gegen größere Zufälle zu kämpfen gehabt. Wir bestellen ein Taxi, du bekommst einen Scheck fürs Flugticket und bist erst mal außer Reichweite. Ruf hier an, und hinterlasse eine Nachricht, wo wir dich wieder aufgabeln können.«
»Weißt du, daß das alles ziemlich bescheuert ist, Zamorra?« fragte Eva verärgert. »Und daß du ziemlich bescheuert bist?«
»Weiß ich. Aber du kannst deine Fähigkeit leider nicht steuern. Deshalb stellst du ein Sicherheitsrisiko dar. Tut mir leid, daß ich dir unsere Reise damit so total versauen muß…«
»Es tut dir gar nicht leid«, sagte
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