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0621 - Weckt die Toten auf!

0621 - Weckt die Toten auf!

Titel: 0621 - Weckt die Toten auf! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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außer sich.
    Carlos und Hemano waren gescheitert.
    Sie lagen tot auf der Rückbank des Ford. Der eine mit seiner eigenen Pistole erschossen, dem anderen mit seinem eigenen Messer die Kehle durchgeschnitten. Den Anrufer, der mitgeteilt hatte, der Wagen parke vor dem Tor, kannte da Canaira nicht. Die Stimme war ihm fremd, war keinesfalls die des blinden Navarro.
    Stundenlang hatte da Canaira auf die Erfolgsmeldung seiner beiden Männer gewartet. Und als endlich das Telefon summte, kam diese Hiobsbotschaft - und nun sah er die beiden Toten im Auto!
    »Navarro«, keuchte er. »Das warst du, du verdammter Hexenmeister!«
    Natürlich gestand er dem verdammten Hexenmeister nicht das Recht zu, sich zu verteidigen und die Auftragskiller in Notwehr unschädlich zu machen. Navarro hatte sich gefälligst umbringen zu lassen, wenn da Canaira das wollte. Deshalb betrachtete er diese beiden Toten jetzt als einen Angriff auf sich selbst.
    Was es wohl auch bedeutete.
    Die beiden Männer waren Profis gewesen. So lange sie für da Canaira arbeiteten, hatten sie nie einen Fehler gemacht. Sie waren absolut zuverlässig. Und sie waren vorsichtig.
    Und jetzt waren sie tot.
    Navarro hatte sie umgebracht.
    »Ein Blinder«, murmelte da Canaira. »Ein blinder, alter Narr! Ein Halunke, der trotz seiner Blindheit ein Auto durch Rios Straßen lenkt… und der meine besten Leute killt!«
    Es war eine Warnung!
    Aber Paco da Canaira dachte nicht daran, aufzustecken. Er gab der Auseinandersetzung eine andere Note.
    »Mal sehen, ob du es riskierst, dich auch mit der Polizei anzulegen«, murmelte er und rief seinen Freund, den Polizeichef, an.
    Der ließ sich um diese späte Abendstunde nur ungern stören, und mit dem entsprechenden Druck wurde die Anweisung an den derzeit diensthabenden Kommissar der Mordkommission weitergegeben, sich zügig um diesen Doppelmord und seine Aufklärung zu bemühen.
    Wenig später war Kommissar Esteban da Caveneiro vor Ort…
    ***
    Zamorra stoppte ein Taxi und zeigte dem Fahrer den Zettel des Kommissars.
    »Da wollen Sie wirklich hin?« staunte der Fahrer.
    Zamorra nickte und legte einen 50-Real-Schein (etwa DM 80,-) auf das Armaturenbrett des Wagens; damit war die Fahrt, wohin in Rio sie auch führen mochte, schon im voraus mehr als sehr gut bezahlt.
    Trotzdem vergewisserte sich der Fahrer noch einmal über Zamorras Ziel - den Geldschein allerdings nahm er widerspruchslos entgegen und gab dann Gas.
    Der Festzug zwang ihn zu einigen Umwegen, aber schließlich stoppte er in einer nicht gerade vertrauenerweckend wirkenden Straße.
    »Sind Sie wirklich sicher, daß Sie hier aussteigen möchten?« erkundigte er sich noch einmal.
    Zamorra bestätigte es ihm. »Und ich bin auch sicher, daß ich Sie gern noch ein wenig zur Verfügung hätte«, fügte er hinzu. Er spürte das Unbehagen des Fahrers und legte noch einen Fünfziger dazu - diesmal allerdings US-Dollars.
    Diese doch ziemlich großzügige Draufgabe schien den Fahrer zwar nicht gerade zu beruhigen, aber wenigstens zu überreden.
    Dennoch warnte er noch einmal: »Diese Gegend ist nicht sicher, Senhor. Hier leben schlechte Menschen. Viele schlechte Menschen.«
    Zamorra stieg aus dem Wagen und sah sich um. Kommissar da Canaira hatte ihm auch die Hausnummer aufgeschrieben, vor der die Tote gefunden worden war. Was half's, wenn die Hausnummern nicht zu entziffern waren? Außerdem gab es keine Straßenbeleuchtung, und was an funzeligem Schimmer aus den wenigen beleuchteten Fenstern kam, reichte nicht einmal, die Ratten zu erkennen, die überall zwischen Haustüren und Unrathaufen umherhuschten.
    Einzig die Taxischeinwerfer erzeugten ein wenig Helligkeit.
    Aber Zamorra konnte sich den genauen Fundort der Toten ungefähr ausrechnen. Er ging dorthin, wo sie in Decken gewickelt gelegen hatte, versetzte sich mit einem posthypnotischen Schaltwort in Halbtrance und aktivierte die Zeitschau des Amuletts.
    Sofort verwandelte sich das Aussehen der handtellergroßen Silberscheibe. Der stilisierte Drudenfuß in der Mitte wurde zu einem winzigen Bildschirm, der Zamorras nächste Umgebung zeigte. Jetzt konnte der Meister des übersinnlichen dieses Bild wie bei einem rückwärtslaufenden Film in die Vergangenheit lenken.
    Der Vorfall lag zwar schon etliche Stunden zurück, was Zamorra einiges an Kraft kostete, aber der Aufwand hielt sich in Grenzen. Extremer wäre es gewesen, wäre die zeitliche Distanz zur Gegenwart größer als 24 Stunden gewesen. Dann stieg der mentale Kraftaufwand

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