0622 - Gefangen in den Höllenschlünden
Mostache«, brummte Zamorra. »Oder wo auch immer Cordu das Tor öffnen wird.«
Fooly strahlte. »Das heißt, wir fahren ins Dorf hinunter?«
Zamorra nickte - und stutzte.
Natürlich.
Sie fuhren. Mit Nicoles Auto. Foolys Traum, Nicoles Alptraum. Sie wehrte sich stets mit Händen und Füßen dagegen, daß der Drache auch nur in die Nähe ihres Oldtimers kam. Aber jetzt blieb kaum etwas anderes übrig. Außer…
»Du könntest ja fliegen«, schlug Zamorra vor. »Hinter mir herfliegen.«
»Ich bin total erschöpft«, ächzte Fooly. »Ausgelaugt. Am Ende meiner Kräfte. Die Flugversuche vorhin - sie haben mich zu sehr gefordert. Ich kann jetzt nicht mehr fliegen. Ich brauche wenigstens einen ganzen Tag, um mich von der Anstrengung zu erholen.«
»Aha«, machte Zamorra. »Dann bist du also auch zu erschöpft, um auf den Dämon aufpassen zu können. Entschuldige, daß ich dich darum gebeten habe. Ich wollte dich nicht überfordern, mein Freund. Leg dich ein wenig hin, ruh dich aus, komm wieder zu Kräften, ja? Ich schaffe es auch allein.«
»Natürlich schaffst du es nicht«, fauchte der Drache funkensprühend. »So erschöpft bin ich nun auch wieder nicht…«
Zamorra grinste.
»Ups!« machte Fooly. »Kann es sein, daß du mich gerade ausgetrickst hast, Chef?«
Der nickte. »Ich hoffe, du hilfst mir trotzdem?«
»Drachen sind nicht nachtragend«, sagte Fooly. »Aber… unter uns Zauberern: Meinst du, es würde Mademoiselle Nicole wirklich auffallen, wenn ich ein einziges Mal mitfahren könnte? Ich werde auch ganz fürchterlich aufpassen, daß ich keine Kratzer in Lack und Leder mache, und ich werde auch kein Feuer speien und… sag, was ich sonst noch lassen kann.«
»Mitfahren«, erwiderte Zamorra trocken. »Fooly, es ist Nicoles Auto und nicht meines. Ob du mitfahren darfst oder nicht, mußt du schon mit ihr ausmachen, nicht mit mir. Du weißt, daß sie es nicht mag. Warum also versuchst du mich gegen sie auszuspielen?«
»So siehst du das?« staunte der Drache.
»So könnte man es sehen.«
»Na schön«, fauchte Fooly. »Ich fliege. Mit eigenen Flügeln. Wenn's euch dadurch besser geht…«
Zamorra klopfte ihm auf die Schulter. »Ich rede mit ihr«, versprach er. »Vielleicht läßt sie dich ja doch einmal mitfahren.«
***
»Das kommt ja gar nicht in die Tüte!« zischte Nicole. »Bist du von Sinnen, Zamorra? Wie kannst du diesem kleinen Ungeheuer versprechen, in meinem Auto mitzufahren? Schau ihn dir doch an mit seinen Krallen! Der zerfetzt mir die Ledersitze doch schon beim Einsteigen und…«
»Ich zerkratze nichts und niemanden!« protestierte Fooly prompt.
»Ich habe ihm gar nichts versprochen«, stellte Zamorra klar. »Ich habe nur gesagt, ich werde mit dir reden. Und das habe ich nun getan. Von mehr war nie die Rede.«
»Das rettet dein Leben«, sagte Nicole.
»Was macht Cordu?« fragte Zamorra.
»Sitzt nach wie vor am Tisch, läßt sich mit Calvados vollaufen und sinnt darüber nach, wie er uns am besten hereinlegen kann.«
»Du hast seine Gedanken gelesen?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Pardon, nein. Ich komme bei ihm nicht durch. Die Peters-Zwillinge würden es vielleicht schaffen, aber mein Para-Potential reicht dafür nicht aus.«
»Wir werden es überstehen«, sagte Zamorra.
Sie standen draußen vor dem Lokal. Der Drache marschierte unruhig hin und her. Bei seiner Ankunft hatte er beinahe eine Bauchlandung in einer der großen Pfützen gemacht. Danach hatte er eine Feuerwolke über den Vorplatz geblasen und das Wasser verdampft - bis zum nächsten Regenfall war die ›mostache'sche Seenplatte‹ ausgetrocknet.
Zamorra wies auf den Beifahrersitz des Cadillac. »Dein ›Kampfanzug‹«, sagte er.
Nicole hob die Brauen. »Du glaubst doch nicht im Ernst, daß ich mich jetzt auf offener Straße hinstelle und umziehe, oder in Mostaches verräucherter Schnapsbude! Nett von dir, den Overall mitzubringen, aber… Ich schätze, ich komme auch so zurecht.«
Sie löste den breiten Ledergürtel mit der Magnetplatte vom Overall und schlang ihn sich um die Hüften. Dann nahm sie den E-Blaster und heftete ihn an die Magnetplatte. »Das wird reichen«, vermutete sie.
Zamorra lächelte. »Hoffentlich ist uns Cordu jetzt nicht durch die Lappen gegangen, während wir hier draußen unser Plauderstündchen abhalten.«
»Kaum«, sagte Nicole. »Ich habe mir erlaubt, ihn mit einem kleinen Bann zu belegen. Schon erstaunlich, was man alles an nützlichen Fähigkeiten aus dem Amulett herauskitzeln
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